Pilotprojekt Das Wasser kann wieder fließen
Ein Pilotprojekt zur Gewässerrenaturierung ist im Großen Bruch bei Hornhausen umgesetzt worden. Es hat rund 194.000 Euro gekostet.
Hornhausen l Der Zusammenschluss von Goldbach und Fillergraben zum Heinrichschwarzgraben bei Hornhausen ist kein einfacher Zusammenfluss. Der Goldbach kommt aus dem Norden, der Fillergraben führt sein Wasser von Westen her, bevor der Heinrichschwarzgraben das Wasser beider Läufe aufnimmt und dann 400 Meter weiter südlich in den Großen Graben mündet. Der Zusammenfluss von Goldbach und Fillergraben hält rein bautechnisch noch eine Besonderheit vor: Er muss von landwirtschaftlichen Maschinen, Wanderern und Freizeitradlern überwunden werden können. Deshalb waren die drei Gewässer verrohrt oder mit einer Brücke versehen.
„Diese Bauwerke waren in die Jahre gekommen, hier musste etwas geschehen“, sagt Uwe Neumann, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes „Großer Graben“. So sei die Überfahrt des Wirtschaftsweges aus Richtung Hornhausen schon seit Jahren gesperrt gewesen. Doch nicht nur die Baufälligkeit machte ein Eingreifen erforderlich. „Der Zusammenfluss der Gewässer erfolgte hier so ungünstig, dass ständige Ablagerungen entstanden, die entfernt werden mussten. Wir hatten hier immer zu tun“, erinnert sich Neumann. „Das kann ich nur bestätigen. Das ist hier ein Dreh- und Angelpunkt. Das Projekt musste durchgeführt werden, auch um die ökologische Durchlässigkeit für Fische und gewässerbegleitende Kleinlebewesen wieder herzustellen“, erklärt Klaus Nowak von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Börde.
Er ist ein Vertreter von sechs an dem Projekt beteiligten Behörden und Unternehmen, die von Uwe Neumann noch einmal zu einem Vor-Ort-Termin geladen wurden, zur finalen Inaugenscheinnahme sozusagen. Denn das neue Bauwerk arbeitet bereits seit dem 22. Februar, seit dem Tag der offiziellen Abnahme.
Doch bis dahin war viel zu tun. Zunächst musste von den Mitarbeitern der ausführenden Baufirma aus Hornhausen das Wasser aus dem Fillergraben in den Goldbach in nördliche Richtung umgeleitet werden, um dann in den nach Osten weiterlaufenden Fillergraben durch Oschersleben zu fließen. Erst nach Abbruch der bestehenden Anlagen wurde mit dem Bau der neuen begonnen. So wurden unter anderem die Linienführung des Goldbachs verändert sowie zwei Durchlässe in ein sogenanntes Kreisbogenprofil umgestaltet. Die gesperrte Überfahrt über den Wirtschaftsweg wurde ebenfalls durch ein offenes Kreisbogenprofil ersetzt. Die jeweiligen Gewässersohlen wurden durch das Einbringen von Kieseln und Steinen gesichert. Das sogenannten Sohlsubstrat soll zudem die Strukturvielfalt der Gewässer sowie den Lichteinfall deutlich erhöhen. „Durch die neue Linienführung mit Querkreuzung des Wirtschaftsweges wurde die hydraulische Gesamtstruktur der Goldbachführung enorm verbessert“, erklärt Neumann.
Außerdem wurden die Überfahrten mit einer neuen Schotterschicht versehen. Leitplanken sollen demnächst folgen, sodass sowohl Landwirte als auch Touristen ungehindert und sicher das Große Bruch befahren beziehungsweise betreten können.
Laut dem Geschäftsführer ist die Stadt Oschersleben Eigentümer der Durchlässe unter den Wirtschaftswegen und hätte die Umgestaltung in dieser umweltorientierten Ausführung nicht allein umsetzen können. „Wir hatten einige Projekte, die in das Umweltsofortprogramm des Landes passten, als Vertragspartner und Bauherr Sachsen-Anhalts beantragt. So konnten wir diese Maßnahme mit 100 prozentiger Förderung umsetzen“, erklärt Uwe Neumann weiter. Allerdings habe sich die Förderung nur auf die wasserseitige Umsetzung erstreckt, sodass Oschersleben finanziell den Bau der Fahrbahn übernommen hat.
Neumann: „So entstand sozusagen ein Gemeinschaftsprojekt, an dem unter anderem auch das Umweltamt des Landkreises in einer äußerst zügigen und fachlich kompetenten Bearbeitung der Planung beteiligt war.“ Ferner nennt der Geschäftsführer auch die Agrargenossenschaft Hamersleben als Flächeneigentümer und Anlieger, die ein benötigtes Teilstück zur Verfügung stellte, sowie den Baubetrieb Hornhausen, der „in dieser kurzen Ausführungszeit nach den Plänen des Ingenieurbüros in Helmstedt die Baumaßnahmen umsetzte“.
So bedankte sich der Geschäftsführer bei allen Beteiligten für die Zusammenarbeit bei diesem Projekt. Außerdem informierte er über das neu im Land aufgelegte Förderprogramm der „Artensofortförderung“ ab diesem Jahr. „Auch hier haben wir Projekte beantragt. Außerdem wurde uns für das Naturschutz- und FFH-Gebiet ‚Großes Bruch‘ im Raum Wulferstedt ein Projekt zum Artenschutz und zur Vermehrung der Fischart Schlammpeitzger genehmigt.“