Zuckerdorf Klein Wanzleben präsentiert sich mit sechs Stationen als herausragender Ort der "Süßen Tour" Rüben-Geschichte von gestern bis heute erleben
Mit sechs Stationen war das Zuckerdorf Klein Wanzleben bei der diesjährigen "Süßen Tour" präsent. Ob moderne Zuckerproduktion oder ein Blick in die Geschichte - alles wurde geboten. Kleine Köstlichkeiten zum Kosten inklusive.
KleinWanzleben l Seit 175 Jahren schon ist Klein Wanzleben eng mit dem "Weißen Gold" der Börde verbunden. 19 Bauern, Handwerker und Gastwirte hatten 1838 hier gemeinsam begonnen, eine Zuckerfabrik für die Verarbeitungsleistung von 300 Zentnern Rüben zu errichten. So ist es auf einer Tafel zu lesen, die vor einigen Tagen vor dem Klein Wanzleber Zuckermuseum aufgestellt wurde. Und am Sonnabend lohnte sich auch ein Gang ins Innere des Gebäudes, denn anlässlich des Tages der Süßen Tour führt die Route durch 28 Bördeorte auch hier vorbei.
Horst Flügel, Ortsbürgermeister von Klein Wanzleben, das seit 2010 den Beinamen Zuckerdorf trägt, zeigte sich zwei Stunden nach Öffnung beeindruckt angesichts der Besucherzahlen. Etliche hatten sich in dem 2010 eröffneten Zuckermuseum am Sonnabendvormittag schon über die Entwicklung Klein Wanzlebens und die Zuckerproduktion informiert. "Teilweise waren auch welche dabei, die hier gearbeitet haben, und sich erinnerten", so das Ortsoberhaupt. Ein besonderer Hingucker in der Ausstellung war das Modell der ersten Rübenzuckerfabrik der Welt, die in Wohlau/ Schlesien stand. "Wir haben die Leihgabe des Zuckermuseums in Berlin ex-tra bis heute verlängert", erklärte Horst Flügel.
Der Ausflug in die Geschichte konnte anschließend im Schulmuseum des Ortes fortgesetzt werden. Es war in diesem Jahr erstmals in die Klein Wanzleber Stationen der "Süßen Tour" eingegliedert - aber wohl nicht ohne Grund, denn auch einem Rübenbauern und seiner Familie stand es gut zu Gesicht, wenn sie das Einmaleins und das Schreiben beherrschten. "Das Schulmuseum wird speziell von Schulklassen gut angenommen", erklärte Bärbel Erxleben, die als Lehrerin der heute noch bestehenden örtlichen Grundschule am Sonnabend die Führungen übernahm. Wer wollte, konnte auch einmal auf den Schiefertafeln schreiben.
Ein Blick in die benachbarte Küche, in der nach Alters her immer wieder Brot gebacken oder Gerste geröstet wird, weckte bei manchem Gast Erinnerungen. So sagte beispielsweise die Bürgermeisterin der Stadt Wanzleben - Börde, Petra Hort: "Ach ja, die alte Milchkanne, die habe ich auch immer geschleudert." Wie wohl die meisten Kinder früher. Und Bärbel Erxleben bestätigte, dass die Milch auch darin blieb, wenn man die Kanne nur schnell genug wirbelte.
Schon heute werden die Bauarbeiter in die Klein Wanzleber Kirche St. Johannis zurückkehren, um Restarbeiten bei der derzeit laufenden Innensanierung zu vollenden. Dennoch wollte die Kirchengemeinde den Rübendom den Besuchern der "Süßen Tour" auch in diesem Jahr nicht vorenthalten. Also war am Vortag erst einmal ein Arbeitseinsatz zur Grundreinigung angesetzt. Das hatte sich gelohnt, denn die Tür klappte in den sechs Stunden der Öffnung sehr häufig.
Unter den Besuchern waren auch die siebenjährige Vanessa und ihr achtjähriger Bruder Dominik aus Klein Rodensleben. Sie waren mit Oma Monika Braumann und Opa Eckbert Totzke aus Eichenbarleben auf den Spuren der Zuckerproduktion von gestern und heute. Dabei kam auch die Nascherei nicht zu kurz, denn die Frauen von der Kirchengemeinde hatten mit Unterstützung der ortsansässigen Wirtsleute Hanno und Christian Trieger ein kleines Büffet mit Kaffee sowie süßen und deftigen Köstlichkeiten rund um die Rübe gezaubert. So konnten beispielsweise Gebäckteilchen in Rübenform oder Rübenstückchen, die süß-sauer eingelegt waren, gekostet werden. Nebenbei erfuhren die Gäste auch, dass eine der nächsten Veranstaltungen, die in der sanierten Kirche stattfinden soll, das Adventssingen am ersten Advent sein soll - eine bereits traditionelle Veranstaltung.
Dieter Lahme, Künstler aus Klein Wanzleben, nutzte die Gelegenheit, um bei den Besuchern das Interesse für seine "Lebenskreuze" zu wecken. "Mir gefällt die Seitenkapelle hier sehr gut", sagte er und fand, dass die "Lebenskreuze" hier in der Ausstellung gut zur Geltung kommen. Derzeit bestückt der Künstler gleich mehrere Ausstellungen in Deutschland mit seinen "Kreuzen". "Aber ich habe ja auch schon eine große Auswahl", sagte er schmunzelnd.
Gern hätten Monika Braumann und Eckbert Totzke ebenso wie einige andere auch die moderne Zuckerfabrik am Ortsrand besichtigt, doch hier war ein Spontanbesuch nicht möglich. Viele Neugierige hatten sich aber vorher schon rechtzeitig zu einer Führung angemeldet. Den Stationsreigen im Zuckerdorf machten die KWS-Zuchtstation, die sich unter anderem mit der Züchtung von Rübensorten befasst, und das Restaurant "Casino", wo der Rübensaftbraten Gaumenfreuden bereitete, komplett.