Sanierung Kleine Kirche soll im Dorf bleiben
Die kleine Kapelle in Peseckendorf ist ins Gerede gekommen. Bürger kämpfen gemeinsam mit dem Kultur- und Heimatverein für den Erhalt.
Peseckendorf l Die kleine Kirche in Peseckendorf ist schon seit geraumer Zeit gesperrt, darf nicht betreten werden. Steine sind aus dem Gesims des Giebels gefallen. Für den Kirchenkreis Egeln sind die Würfel gefallen, in das kleine Gotteshaus solle kein Euro mehr investiert werden.
Die Bürger in Peseckendorf, allen voran der Kultur- und Heimatverein wollen es jedoch nicht einfach hinnehmen, dass das Urteil über ihre kleine Johannes-Kapelle anscheinend gefällt ist, es keine Alternative zum Abriss zu geben scheint. „Unser Verein hat sich stark gemacht, dass die Kapelle erhalten wird. Für unser Agieren und Kämpfen haben wir ein Motto gefunden ‚Unsere Kirche muss im Dorf bleiben“, erklärte jüngst Mario Engelmann während einer Bürgerversammlung im Peseckendorfer Kulturhaus. Hierher waren nicht nur zahlreiche Bürger gekommen.
Auch Pfarrer Theo Spielmann und Eckart Römmer vom Gemeindekirchenrat Klein Oschersleben, die Peseckendorfer Kapelle gehört zur evangelischen Gemeinde des Nachbardorfes, nahmen teil.. Wie auch Reinhard Falke, Bürgermeister von Ummendorf, der während der Bürgerversammlung schließlich ein besonderes Projekt seines Dorfes vorstellte.
Der Peseckendorfer Kultur- und Heimatverein hatte ursprünglich den Plan, die kleine Kapelle in seine Hände zu nehmen und die Sanierung anzustreben. Die Fühler wurden in Richtung Leader-Förderung ausgestreckt. „Bei einer möglichen 45-prozentigen Förderung blieben geschätzte 55 000 Euro an unserem Verein hängen. Das können wir nicht leisten. So entstand der Gedanke, dass die Stadt Oschersleben die Kapelle für einen Euro vom Kirchenkreis übernimmt. Wie Eckart Römmer und Theo Spielmann in der Diskussion jedoch verdeutlichten, sei ein entsprechender Vertrag mit der Stadt nicht zustande gekommen.
„Wir streben für unsere Kapelle nicht nur eine Nutzung für Hochzeiten und Trauerfeinern an. Das Projekt „Multiples Haus“ wollen wir als Variante einer vielfältigen Nutzung der Stadt anbieten“, erklärte Mario Engelmann. Und an dieser Stelle kommt Reinhard Falke ins Spiel. Er berichtete aus seinem Heimatort, wie hier neue Wege für die Nachnutzung des aktuell leer stehenden Pfarrhauses gegangen wurden. Er berichtete von der Idee eines multiplen Hauses. „Wir haben uns in Ummendorf vor allem darüber Gedanken gemacht, wie wir unserer Bevölkerung, die zusehends älter wird, auch in Zukunft bestimmte Dienstleistungen und damit ein Stück mehr Lebensqualität bieten können. Wir erkundigten uns im Sozialministerium nach besonderen Projekten, die auch gefördert werden.
So entstand die Idee vom multiplen Haus, welches als Pilotprojekt des Ministeriums in unserem Dorf gefördert wird. Hinter dem Projekt verbirgt sich im Grunde genommen der Gedanke, in einem Gebäude die Räumlichkeiten mehrfach zu nutzen beispielsweise für den Arzt, für den Zahnarzt, Physiotherapie oder Frisör. Ebenso könnte das Haus für Buchlesungen oder Kino-Vorführungen genutzt werden“, berichtete Reinhard Falke den Peseckendorfern. In Leipzig gäbe es ein Architektenbüro, das das Projekt „Multiples Haus“ entwickelt und in Mecklenburg-Vorpommern bereits umgesetzt hat. „Unsere Bürger haben mit dem Willen, eine neue Nutzung für das Pfarrhaus zu finden, ein deutliches Zeichen gesetzt und es hat die Dorfgemeinschaft noch mehr zusammenschweißt“, fasst Reinhard Falke die Aktion zusammen.
Mario Engelmann als Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins Peseckendorf und Steffen Rickes fuhren gemeinsam nach Ummendorf. Hier holten sie sich Rat und informierten sich über das anspruchsvolle Projekt und ob es nicht auch in Peseckendorf umsetzbar wäre. Am Montag wollen die Peseckendorfer die in jüngster Vergangenheit gesammelten Unterschriften, alle Bürger des Dorfes ab 16 Jahren haben übrigens unterschrieben, an Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CD) übergeben.
Während der Bürgerversammlung kam aus den Reihen der Teilnehmer der Vorschlag, die Unterschriftenlisten mit konkreten Vorschlägen zur weiteren Nutzung der kleinen Peseckendorfer Johannes-Kapelle zu untermauern und der Landtagspräsidentin zu übergeben. „Konkrete Ideen werden unseren Stimmen mehr Gewicht verleihen“, meinte Elke Schlee. Erneut sollten deshalb die Bürger befragt werden, wie sie sich eine neue Nutzung ihrer Kapelle vorstellen könnten.