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Friedrich von Matthisson, geboren in Hohendodeleben, wird im Gottesdienst in den Mittelpunkt gerückt Taufbuch soll Ausstellung bereichern

Von Constanze Arendt 28.06.2011, 04:39

Einen großen Sohn des Ortes rückte die Kirchengemeinde Hohendodeleben am vergangenen Wochenende in den Mittelpunkt des Interesses. Dem Dichter Friedrich von Matthisson, der im Pfarrhaus von Hohendodeleben zur Welt gekommen ist und so in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag hätte feiern können, war ein Gottesdienst gewidmet. Eine Ausstellung und ein gemütliches Kaffeetrinken im Anschluss gaben Gelegenheit, noch mehr über das Wirken Matthissons zu erfahren.

Hohendodeleben. Ein Sprung von der Vergangenheit in die Neuzeit wurde in der Hohendodeleber Kirche am Sonnabend gleich in mehrfacher Hinsicht gemacht. Zum einen waren die "4 Grobiane" mit ihren Fagotten dort und hatten Norman Schenk mitgebracht. Während die "4 Grobiane" - Rudolf Reichwald, Michael Döringer, Annett Gerchel und Herwart Schenk - ihren Instrumenten eher weniger grobe Töne entlockten, widmete sich Norman Schenk den Überleitungen zwischen den Werken berühmter Komponisten. Als er die Gedichte seines Vaters Herwart Schenk mit Titeln wie "Die Landärztin", "Das graue Haar" oder "Der Hexenschuss" vortrug, drang manches Schmunzeln durch die Kirche.

Stille dagegen bei den Gedichten von Friedrich von Matthisson, die Pfarrerin Felicitas Haupt zum Besten gab. So mancher überlegte wohl, ob er darin Beschreibungen von Hohendodeleber Orten entdecken konnte.

Schließlich hatte der Dichter und große Sohn des Ortes Hohendodeleben in seinen Gedichten auch seine Kinderzeit beschrieben. Zehn Jahre hatte er nach seiner Geburt im Jahre 1761 in Hohendodeleben verbracht, bevor er zu seinem Onkel zog. In den folgenden Jahren musste von Matthisson zwar einige schwere Schicksalsschläge verkraften, kümmerte sich aber auch um seine Karriere. So begann er beispielsweise, in Halle zu studieren und lehrte später auch in Dessau.

Auf Reisen lernte von Matthisson, der zu den bekanntesten Dichtern des 18. Jahrhunderts gehört, viele Kollegen aus Dichtung, Wissenschaft und Politik kennen. Andere Dichter schätzten ihn und bekannte Komponisten vertonten seine Verse - die thematisch oft von Natur, Freundschaft und Liebe geprägt waren. Sogar Generalfeldmarschall Neidhardt von Gneisenau wählte Verse von ihm, einige Zeilen sind als Inschrift am Gneisenau-Mausoleum in Sommerschenburg zu lesen. Zudem beschrieb von Matthisson die Funktionsweise einer Telegrafenlinie, die er auf einer Reise entdeckte, ohne zu wissen, dass sein Heimatort Hohendodeleben einige Jahre später ebenfalls eine Telegrafenlinie erhielt.

An von Matthisson gedacht wird in diesem Jahr aber auch in Dessau, wo im Landesmuseum in dieser Woche eine Ausstellung zu seinem Wirken eröffnet wird. "Wir werden auch dorthin fahren, aber erst am 4. September", berichtete Felicitas Haupt über eine geplante Fahrt. Vorher aber wird sich bereits das Taufbuch der Kirchengemeinde Hohendodeleben, in dem die Taufen von Friedrich von Matthisson und seiner Schwester Dorothea dokumentiert sind, in der Ausstellung wiederfinden. Am Sonnabend konnten aber erst noch einmal die Hohendodeleber in dem Buch blättern, denn es war zum Gottesdienst in der Kirche ausgelegt. In einer Ausstellung mit Bildern und Texten rund um Friedrich von Matthisson war außerdem viel Wissenswertes über den Dichter zu erfahren.

Im Zuge der Dacharbeiten am Pfarrhaus, die voraussichtlich im August beginnen, sollen am Eingang des Hauses auch zwei Platten angebracht werden, die daran erinnern, dass der Dichter Friedrich von Matthisson hier einst das Licht der Welt erblickte. "Der Zuwendungsbescheid für die Leader-Förderung für die Baumaßnahme ist jetzt da", konnte Pfarrerin Felicitas Haupt am Wochenende verkünden.