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Regionale Wirtschaft Tischler Dreyer in Wulferstedt verdoppelt die Mitarbeiterzahl

Seit 100 Jahren gibt es die WulferstedterTischlerei Dreyer. In einer Serie berichtet die Volksstimme über deren Entwicklung. Teil 3 : die dritte und vierte Generation.

Von Yvonne Heyer 22.09.2023, 12:53
Leitet den Handwerksbetrieb bereits in der vierten Generation: Robert Dreyer.
Leitet den Handwerksbetrieb bereits in der vierten Generation: Robert Dreyer. Foto: Tischlerei Dreyer

Wulferstedt - Der Weg Reiner Dreyers, er steht für die dritte Generation in der Tischlerei Dreyer, war vorgezeichnet. Für ihn stand schon in der 3. Klasse fest: Ich werde einmal Tischler.

Darüber hat er einen Aufsatz geschrieben. Seine damalige Lehrerin hat ihm diesen Aufsatz zum 50. Geburtstag geschenkt. Jener Aufsatz wird in der Ausstellung zum 100. Geburtstag der Tischlerei zu sehen sein. Reiner Dreyer hat bei seinem Vater gelernt, seinen Meister gemacht und schließlich das Unternehmen geführt – bis 2019. Mit 60 Jahren übergab er Sohn Robert und damit der vierten Generation die Tischlerei.

Im Gegensatz zu seinem Vater hatte der 1990 geborene junge Mann so gar keine Ambitionen Tischler zu werden. Er habe weder in der Werkstatt gespielt, nie in den Ferien dort gearbeitet. Er hatte mit der Tischlerei „nichts am Hut“, wie man so schön sagt. Für ihn war die Tischlerei der Betrieb, der die Familie ernährt, nicht mehr und nicht weniger.

Robert Dreyer hat das Abitur gemacht und danach wollte er eigentlich Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Mit diesem Wissen könne er dann immer noch die Tischlerei übernehmen – so seine Überzeugung. Er bekam den Rat, diese Einstellung zu überdenken. Robert Dreyer hatte bis zum Beginn des Studiums ein halbes Jahr Zeit.

Diese nutzte er für ein Praktikum, für ein Schnuppern und fand es doch ziemlich cool. Nun wurde er doch im Betrieb des Vaters Tischler, absolvierte hier die Lehre. Danach ging der nun ausgebildete Tischler, so wie er es ursprünglich geplant hatte, nach Dresden, um Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Noch während des Studiums traf Robert Dreyer die Entscheidung, die Tischlerei zu übernehmen. Nach Abschluss des Studiums mit dem Bachelor arbeitete er als Tischler und machte schließlich den Meister.

Reiner Dreyer, der immer Lust und Leidenschaft für seinen Beruf hatte und noch immer hat, wollte seinen Sohn nicht drängen, ihn nicht einengen. Doch er hat ihm immer vertraut und wusste immer: Robert wird seinen Weg in der Tischlerei gehen.

Auch wenn Reiner Dreyer heute nicht mehr der Chef ist, Vater und Sohn sozusagen die Rollen getauscht haben, geht er doch beinahe täglich „zur Arbeit“. Fährt zu Bauberatungen, macht für Ausschreibungen das Aufmaß, trifft sich mit Architekten, die er oft schon viele Jahre kennt.

„Sehen Sie, nur in meinem Büro liegt noch Papier. Ansonsten hat überall im Betrieb die Digitalisierung Einzug gehalten“, sagt der Altmeister.

Seit Robert Dreyer die nun 100 Jahre alte Tischlerei übernahm, und das ist gerade vier Jahre her, hat er den Betrieb komplett umgekrempelt. Übernommen hat er die Tischlerei mit 15 Mitarbeitern, heute sind es doppelt so viele, es gibt einen zweiten Standort in Bottmersdorf. Das stellt das Unternehmen auch vor neue Herausforderungen: Mehr Mitarbeiter heißt natürlich auch, mehr Kunden zu gewinnen. Die Teilnahme an Ausschreibungen ist noch ziemlich neu, aber notwendig.

Während der Fachkräftemangel in aller Munde ist, scheint dies in der Tischlerei Dreyer kein Thema zu sein. Auch, weil Robert Dreyer bei der Werbung um neue Mitarbeiter neue Wege geht. Social-Media, mehr Online-Präsenz, Instagram und Co sprechen eben gerade junge Menschen eher an als die klassische Anzeige.

Altmeister Reiner Dreyer. Unter seiner Leitung wurde dem Betrieb das Umweltsiegel des Handwerks verliehen.
Altmeister Reiner Dreyer. Unter seiner Leitung wurde dem Betrieb das Umweltsiegel des Handwerks verliehen.
Foto: Yvonne Heyer

Robert Dreyer ist überzeugt, dass in den nächsten Jahren gerade viele kleine Tischlereien schließen werden. „Da ist der Altmeister, vielleicht noch drei, vier Kollegen, die auch nicht mehr ganz jung sind. Da fühlt sich ein junger Mensch, ein Lehrling vielleicht bei uns wohler, wo ganz verschiedene Generationen und eben auch viele andere junge und jüngere Leute zusammenarbeiten“, sagt Robert Dreyer.

Mit einem Tag der offenen Tür geben am Sonnabend, 23. September, ab 11 Uhr die Mitarbeiter Einblicke in den Arbeitsalltag, präsentieren die modernen Maschinen und berichten über die Tischlerei.