Hornhausen l „Wir hatten ja im Vorfeld die Bürger aufgerufen, uns Fotos und Dokumente zum Thema zuzustellen. Heuten freuen wir uns über das viele Material“, sagt Eva Stannebein. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern Inge Nahrstedt, Ingrid Kaselow, Bernd Goltz und Wolfgang Schmidt ist sie gerade dabei, im Dorfgemeinschaftshaus in der Badstraße die Ausstellung im Rahmen des Reitersteinfestes am Sonntag, 13. September, aufzubauen. Es wird sortiert, gemessen, geschnitten, angepasst und aufgehängt. „Da steckt fast ein Jahr Vorbereitung drin“, erklärt Bernd Goltz.
Denn die durch die Hornhäuser bereitgestellten Unterlagen mussten zunächst gesichtet, inhaltlich aufgearbeitet und für die Ausstellung komprimiert werden. Auch bisher Unbekanntes kam so ans Tageslicht. „Wir hatten hier einst sehr viele Gaststätten. Das wussten wir so nicht“, erzählt Goltz weiter. Die erste Schankwirtschaft sei im Jahr 1646 erwähnt worden. „Auf einem Kupferstich, der die Lage der Heilbrunnen darstellt, ist ein imposantes Gebäude zu erkennen, das als ‚Krug/Schenck oder Gasthauß‘ bezeichnet wird“, ergänzt Bernd Goltz.
Vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts habe es viele Gasthöfe gegeben. Überliefert ist beispielsweise auch die Haselmann-Chronik, in der es heißt: „Über das gesellschaftliche Leben sei Folgendes vermerkt: Im Jahre 1905 wurden 64 Konzerte und Bälle veranstaltet neben 11 sonstigen Lustbarkeiten, für welche im Ganzen eine Steuer von 868 Mark erhoben wurde...“
Noch mehr überrascht zeigen sich die Ausstellungsmacher jedoch über die einst so hohe Anzahl an Schustern im Ort. So waren um das Jahr 1900 rund 20 Meister für das Schuhwerk der Hornhäuser verantwortlich. „Wir wissen nicht so richtig, warum das so viele waren“, sagt Eva Stannebein. „Es ist davon auszugehen, dass das mit dem Braunkohlebergbau zu tun hatte, der in der Region früher eine große Rolle spielte“.
Auch historische Meisterbriefe werden im Dorfgemeinschaftshaus gezeigt. Besonders sticht der des Sattlers Otto Kruse hervor, ein Vorfahre von Werner Kruse, dem Mitbegründer des „Oldie Club“. „Das ist der älteste Meisterbrief unserer Schau“, erklärt Eva Stannebein und zeigt auf einen großformatigen Bilderrahmen. Er schützt die aufwendig mit floralen Mustern gestaltete Urkunde aus dem Jahre 1921.
Ein weiteres interessantes Detail der Ausstellung ist ein Foto, auf dem die Bäcker Hornhausens abgebildet sind – auf einem Ausflug zur Huysburg im Jahre 1923. Demnach konnten die Bürger damals unter 17 verschiedenen Backstuben wählen. „Nach 1945 waren übrigens nur noch zehn Bäcker in Hornhausen ansässig“, erklärt Eva Stannebein und verweist auf ein weiteres Ergebnis ihrer Arbeit und der ihrer Mitstreiter. So präsentieren die Vereinsmitglieder den „Hornhäuser Backkalender“, der nicht nur Fotos von ehemaligen Bäckerfilialen zeigt, sondern auch alte Rezepte auf der Rückseite eines jeden Monats. Den neuen Kalender soll es ab kommenden Sonntag auf dem Reitersteinfest zu kaufen geben.
Dann wird auch die Ausstellung eröffnet werden. „Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun“, betont Bernd Goltz. So werden am Ende zehn Vitrinen von der einst quirligen Handels- und Gewerkeszene in Hornhausen zeugen. Auch zwei große Objekte sollen die Schau bereichern. So ist die Aufstellung einer Büchsenschließmaschine sowie einer historischen Hobelbank geplant.