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Freizeit Wie gefragt ist das Hobby Imkern in Oschersleben?

In Hinterhöfen, auf Dächern, in Kleingärten – das Imkern wird in der Großstadt immer beliebter. Wie steht es aber um die Bienen-Begeisterung im Raum Oschersleben? Ein Imker verrät, was gegen das Insektensterben getan werden kann.

Von Jan Dahms 11.07.2023, 20:00
Schon seit fast 20 Jahren sind Andreas Maindok (l.), der Vorsitzende des  Imkervereins Oschersleben und Umgebung und sein Sohn Stephan als Hobby-Imker in der Bodestadt aktiv.
Schon seit fast 20 Jahren sind Andreas Maindok (l.), der Vorsitzende des Imkervereins Oschersleben und Umgebung und sein Sohn Stephan als Hobby-Imker in der Bodestadt aktiv. Foto: Jan Dahms

Oschersleben - Seit Jahren steigt die Zahl der Imker kontinuierlich. Nach Erhebungen des Deutschen Imkerbunds sind bundesweit derzeit rund 150000 Imker aktiv. Vor zehn Jahren seien es demnach noch 90000 Imker gewesen. Ein besonderer Trend ist dabei das „Urban beekeeping“, also das Imkern in der Stadt auf Balkonen, Hinterhöfen und Kleingärten. Auf dem ersten Blick scheint es auch in Oschersleben viele Bienenfreunde zu geben, die anders als in der Großstadt auch mehr Platz für ihre Bienenvölker hätten.

Der Vorsitzende des Imkervereins Oschersleben und Umgebung, Andreas Maindok, revidiert aber die Annahme über die Anzahl der Imker. „Mit rund 30 Mitgliedern sind wir ein relativ kleiner und überschaubarer Verein“, sagt der 61-Jährige. Im Landesverband gebe es größere Vereine, so seien beispielsweise in Haldensleben über 100 Imker organisiert.

Dennoch gebe es auch an der Bienenzucht in Oschersleben ein konstantes Interesse. Anders als andere Interessengemeinschaften klagen die Bienenfreunde vor Ort nicht über Nachwuchssorgen. „Neue Mitglieder werden meist über Freunde und Bekannte geworben“, sagt Maindok. Deshalb sei die Anzahl der Mitglieder in den vergangenen Jahren nahezu gleich geblieben.

Vor fast 20 Jahren zum Hobby gefunden

Andreas Maindok selbst ist seit 18 Jahren als Hobby-Imker tätig. Die Freizeitbeschäftigung rund um die Insekten habe er anfangs aktiv gesucht. „Wir waren damals mit dem Ausbau unseres Hauses fertig und hatten eine kreative Schaffenspause. Und dann dachte ich mir damals, während die Jugend das Nest langsam verlässt, vielleicht kann man sich am Bienenstock mal wiedertreffen.“ Und tatsächlich kümmern sich Vater und Sohn seitdem gemeinsam um ihre Bienen und haben die Freizeitbeschäftigung immer weiter ausgebaut. So sind über die Jahre aus ursprünglich fünf Bienenstöcken nun rund 20 Bienenstöcke mit zu dieser Jahreszeit jeweils bis zu 30.000 Bienen geworden. Die Bienenvölker sind momentan auf einem Grundstück Am Pappelwald untergebracht.

Hier findet sich auch weiteres Zubehör, wie eine Honigschleuder. Diese kommt in den kommenden Wochen wohl zum letzten Mal in diesem Jahr zum Einsatz. „Wir stehen jetzt am Ende der Bienensaison. Mit dem Abblühen der Linde endet im Prinzip auch das Bienenjahr“, erklärt Andreas Maindok. Dabei werde immer deutlicher, dass auch jahreszeitlich bedingt immer mehr an insektenfreundlichen Pflanzen – dem sogenannten Trachtfließband – fehle. „Dagegen kann jeder auch ein bisschen etwas zu Hause tun. Etwa eine Packung Wildblütenmischung in seinem Kleingarten mit aussähen oder mal das Wildkraut wachsen lassen – das hilft nicht nur den Bienen, sondern insgesamt allen Insekten“, rät der Hobby-Imker.

Noch haben die Bienen in Oschersleben einiges zu tun. Nach schwierigem Start im Frühjahr endet  schon in wenigen Tagen  die Imker-Saison 2023 mit dem Abblühen der Linde.
Noch haben die Bienen in Oschersleben einiges zu tun. Nach schwierigem Start im Frühjahr endet schon in wenigen Tagen die Imker-Saison 2023 mit dem Abblühen der Linde.
Foto: Jan Dahms

Kühles Frühjahr sorgt für weniger Honig

Die zu Ende gehende Saison sei zudem nicht einfach gewesen. „Das Problem war, dass es im Frühjahr lange kühl gewesen ist. Die Bienenvölker konnten sich nicht richtig entwickeln“, resümiert der 61-Jährige. Durch viele Wetterwechsel habe man deshalb nicht so viel Honig eingetragen, wie sonst üblich. Unterm Strich sei er aber dennoch zufrieden. Wie viele Honiggläser am Ende rauskommen, darauf möchte sich der Oschersleber nicht festlegen. Im Schnitt bekomme aber ein Imker pro Saison und Bienenvolk rund 35 Kilo Honig raus, teilt Maindok mit.

Fest steht allerdings schon jetzt, dass er den Honig am 1. Advent auf dem besonderen Weihnachtsmarkt der Claudius-Haus-Stiftung verkauft.Die positive Resonanz der Menschen auf das Produkt und das Abschalten von Trubel und Hektik am Bienenstock seien die Hauptgründe, warum er auch nach fast 20 Jahren mit seinem Hobby weitermacht. „Ein Bienenvolk strahlt ja auch eine gewisse Ruhe aus“, findet er.

Wer sich auch mal als Imker versuchen möchte, dem rät der Vorsitzende des Oschersleber Imkervereins, vorher einen Imkerkurs zu besuchen. „Man kann den Kurs online machen oder auch in anderen Vereinen in Haldensleben oder Wernigerode. Da lernt man das Grundhandwerk.“ Zudem werden die Jungimker bei Bedarf vom Verein mit Ratschlägen um Zubehör unterstützt. Nach eigenen Angaben treffen sich die Mitglieder des Vereins drei bis vier Mal im Jahr. „Für Interessierte stehen die Türen offen“, so Maindok. Das nächste Treffen der Bienenfreunde findet demnach am Mittwoch, 26. Juli, um 18 Uhr am Sportplatz des VfB Oschersleben statt.