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Landwirtschaft Wo in der Börde Getreide gezüchtet wird

Nach einer kurzen Unterbrechung führt der Ururenkel des Gründers die bereits 1889 begonnene Getreidezüchtung am Standort Hadmersleben weiter fort. Was er vor hat.

Von Yvonne Heyer 25.09.2024, 14:12
Für Züchtungsleiter Andreas Fürste-Kalau vom Hofe hat nach der Ernte nun die Arbeit im Labor begonnen.
Für Züchtungsleiter Andreas Fürste-Kalau vom Hofe hat nach der Ernte nun die Arbeit im Labor begonnen. Foto:Yvonne Heyer

Hadmersleben. - Aufmerksame Beobachter haben in den vergangenen Wochen ganz sicher das Treiben im Zuchtgarten vor den Toren Hadmerslebens beobachtet. Die kleinen Mähdrescher haben Parzelle für Parzelle des Winterweizens abgeerntet. Inzwischen wird die Ernte in den Laboren ausgewertet.

Es ist nicht irgendeine Ernte, die eingebracht wurde. Sie ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Getreidesaatzucht in Hadmersleben weitergeht.

Im April 2022 hat es Landwirt und Dachdeckermeister Ulrich von Neumann öffentlich gemacht, dass er den traditionellen Saatzucht-Standort gekauft hat. Damit setzt der Unternehmer die Traditionen seines Ururgroßvaters Ferdinand Heine unter dem Namen „Saatzucht Heine Erben“ fort. Ferdinand Heine gründete 1889 im Kloster Hadmersleben die Saatzucht, vor allem Getreide wurde gezüchtet. „Ich freue mich sehr, auf den Spuren meines Ururgroßvaters weitergehen zu dürfen. Die Standorte werde ich behutsam entwickeln und den heutigen Bedürfnissen anpassen“, sagte Ulrich von Neumann vor zweieinhalb Jahren. Die Zeit hat der Unternehmer inzwischen intensiv genutzt. Das junge und doch traditionsreiche Unternehmen wird sich unter anderem auf die Weizenzucht konzentrieren. Sorten mit hohem Ertrag, guter Backqualität und guten Resistenzen gegen Krankheiten ist das Ziel.

Wollen wir es nicht versuchen? Mit diesen Worten hat sich Ulrich von Neumann an den erfahrenen Pflanzenzüchter Andreas Fürste-Kalau vom Hofe gewandt. Dieser sagte zu und damit war der Zuchtleiter gefunden. Der auch zugibt: „Wir standen vor dem Nichts. Ein großes Netzwerk half, dass Maschinen, Aussaattechnik, Einzelkornlegemaschinen, Ernte- und Labortechnik gekauft werden konnten“, so der Zuchtleiter. Andererseits hat Andreas Fürste das Potenzial erkannt, das hier schlummert und den Standort Hadmersleben als guten Selektionsstandort ausmacht. Kreuzen, Selektieren, eine neue Sorte anmelden – das ist oft ein zehn bis zwölf Jahre andauernder Weg, der erst einmal nur Geld kostet, nichts verdient wird. „Genau so hat Ferdinand Heine einst begonnen, er hat 1889 selektiert und gekreuzt. So sind sehr viele Sorten hervorgegangen, die die deutschen Züchter bis heute beeinflussen haben“, weiß Andreas Fürste.

Im Zuchtgarten wurden fünf Hektar angebaut. Durch Selektion wurde „interessantes Material“, wie es Andreas Fürste nennt, in die Erde gebracht. Für eigenes Material wurden 250 Kreuzungen vorgenommen. Die noch vorhandenen Kühl- und Klimakammern sowie Gewächshäuser machen es möglich, die Pflanzengenerationen zu beschleunigen. Es können zwei bis drei Generationen übersprungen werden.

Getestet wird das Saatgut im Übrigen nicht nur in Hadmersleben, es gibt drei weitere Standorte in der Nähe von Osnabrück, Hamburg und Landshut.

Das Firmenlogo verweist auf den Traditionsstandort der Getreidezüchtung hin.
Das Firmenlogo verweist auf den Traditionsstandort der Getreidezüchtung hin.
Foto: Yvonne Heyer

Ziel eines jeden Pflanzenzüchters ist die Anmeldung einer neuen Sorte beim Bundessortenamt. Ist das erfolgt, wird die neue Sorte drei Jahre durch das sogenannte Patentamt für Pflanzenzucht an verschiedenen Standorten getestet, dann erfolgt die Zulassung. „Die neue Sorte muss neu, homogen und beständig sein und einen landeskulturellen Wert haben. Durch gute Partnerschaften konnte uns gutes Material zur Verfügung gestellt werden, so dass wir bereits vier neue Sortenlinien anmelden konnten“, erklärt Andreas Fürste. Ihm zur Seite stehen zwei Mitarbeiter sowie vier Studenten, die die Ernte auswerten. Aktuell wird die Aussaat vorbereitet. Im Oktober soll der Winterweizen gedrillt werden. Ein, zwei Leute werden noch gebraucht, die bei der Arbeit helfen.