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Dreifaches Jubiläum Wulferstedter Kita feiert seine lange Tradition

Seit 135 Jahren gibt es in Wulferstedt eine Kinderbetreuung. Seit 25 Jahren befindet sie sich in der Grünen Straße . Ebenfalls seit 25 Jahren leitet Sylvia Lücht die Einrichtung – ein Fest voller Jubiläen wurde gefeiert.

Von Yvonne Heyer Aktualisiert: 29.09.2024, 16:10
Das alte Lied vom Schornsteinfeger haben ganze Generationen von Wulferstedter Kindern gesungen.
Das alte Lied vom Schornsteinfeger haben ganze Generationen von Wulferstedter Kindern gesungen. Foto: Yvonne Heyer

Wulferstedt. - Der Besitzer eines Freisassenhofes und Amtmann, Heinrich Christoph Dettmer hätte wohl seine helle Freude daran gehabt, wie sein Erbe in Wulferstedt noch heute im Sinne der Kinder gelebt wird.

Dettmer ist Stifter der 1889 gegründeten Kleinkinderschule. In seinem Erbe verfügte er, dass 6.000 Mark für den Bau und den Unterhalt der Kindereinrichtung verwendet werden. Damit hatte die Geburtsstunde der Kinderbetreuung in Wulferstedt geschlagen. Das war vor 135 Jahren. Dieses besondere Jubiläum konnte nun im Dorf am Großen Bruch gefeiert werden. Mit der Tatsache, dass die heutige Kindertagesstätte „Spatzennest“ vor 25 Jahren in die einstige Grundschule in der Grünen Straße zog, wurde ein Doppeljubiläum daraus. Aber damit ist noch nicht genug. Mit herzlichen Worten wandte sich die stellvertretende Kita-Leiterin, Katja Weber, an Sylvia Lücht, die seit 25 Jahren Leiterin des Wulferstedter Spatzennestes ist. „Du lässt uns sein, wie wir sind. Und dafür sagen wir Danke.“

Monatliche Höhepunkte zum Jubiläum

Schon seit Beginn dieses Jahres lässt die Kita „Spatzennest“ das Doppeljubiläum mit monatlichen Höhepunkten hochleben. Mit der Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte der Kinderbetreuung in Wulferstedt war am 28. September der Höhepunkt schlechthin im Doppeljubiläumsjahr herangekommen. Gemeinsam mit der Interessengemeinschaft „Heimatstube Wulferstedt“ ist die Ausstellung gestaltet worden. Sowohl in der Heimatstube als in der Kita selbst schlummerte viel Material, vor allem Fotos zur Historie der Kita.

Zur Eröffnung dieser besonderen Exposition waren viele Gäste, die wohl allesamt selbst einmal in der Kita betreut wurden, zum Gebäude in der Grünen Straße gekommen. Allerdings musste Kita-Leiterin Sylvia Lücht zu Beginn der Veranstaltung feststellen, dass es an den „aktuellen“ Kindern mangelt. Mit Beginn der Herbstferien haben sich viele Mädchen und Jungen in den Urlaub verabschiedet. Im wahrsten Sinne des Wortes haben die Akteure dennoch das Beste daraus gemacht und dennoch ein tolles Programm präsentiert, welches Sylvia Lücht gemeinsam mit Hortkind Mathilda Beisch eröffnete.

Marleen und Hannah Bialk eröffnen mit dem Bänderschnitt gemeinsam mit Oma Angelika Schuhfuß die Ausstellung.
Marleen und Hannah Bialk eröffnen mit dem Bänderschnitt gemeinsam mit Oma Angelika Schuhfuß die Ausstellung.
Foto: Yvonnne Heyer

Generationen von Kindern haben das Lied vom Schornsteinfeger einst gesungen. Es erklang auch zur Eröffnung der Ausstellung. Viele sangen mit und es wurde vor allem herzlich gelacht. Den Aufruf zum Mitsingen ließen sich die Gäste nicht zweimal sagen, als so bekannte Kinderlieder wie „Kam ein kleiner Teddybär...“, „Brüderchen komm tanz mit mir...“, „Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder...“ oder „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh...“ erklangen. Besonders viel Beifall bekamen Lotta Beusse und Marlies Blüthgen für ihr auf plattdeutsch vorgetragenes Spatzengedicht von Lisa Schröder. Und natürlich sangen alle Anwesenden das Wulferstedter Lied kräftig mit.

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Die Kleinkinderschule war für die Eltern, die in Wulferstedt tagtäglich viele Stunden von früh bis spät in der Landwirtschaft arbeiteten, eine enorme Entlastung. Im Gartenweg 158 wurde das Haus für die Kinderbetreuung gebaut. Die erste Erzieherin der Kleinkinderschule, Agnes Brown, war übrigens eine Amerikanerin. Für die Erzieher gab es strenge Regeln wie etwa „von Tanzlustbarkeiten ist Abstand zu nehmen...“ In der Obhut von Agnes Brown waren bei Eröffnung der Kleinkinderschule 72 Mädchen und Jungen zwischen 3 und 6 Jahren. Ein nachträglicher Dank ging an diesem besonderen Tag an alle rührigen Ortschronisten, denen es zu verdanken ist, dass sehr viel Material über die Historie der Kinderbetreuung in Wulferstedt vorhanden ist, beispielsweise Fotos vom Anfang des 20. Jahrhunderts. So konnte eine sehenswerte Ausstellung vom Wandel der Kinderbetreuung, also von der Inobhutnahme, über die Betreuung, Erziehung und schließlich seit 1981 auch in Sachen Bildung gestaltet werden.

Zu den Gästen der Jubiläumsfeier und Ausstellungseröffnung gehörten neben den vielen ehemaligen Kindern, die inzwischen ihre eigenen Kinder oder gar Enkelkinder in das Wulferstedter Spatzennest bringen, auch ehemalige Kolleginnen wie Helga Töle, Ilsedore Kunze, Christel Pelzer und die ehemalige Leiterin Hilke Dannenberg, die von 1978 bis 1999 die Einrichtung leitete.

Die Ausstellung zur Geschichte der Kinderbetreuung Wulferstedt zeigt viele Fotos, aber auch altes Spielzeug.
Die Ausstellung zur Geschichte der Kinderbetreuung Wulferstedt zeigt viele Fotos, aber auch altes Spielzeug.
Foto: Yvonne Heyer

Hannah und Marleen Bialk wurde gemeinsam mit Oma Angelika Schuhfuß schließlich die Ehre zuteil, mit dem Bänderschnitt die Ausstellung in den Fluren und im Bewegungsraum der Kita zu eröffnen. Und schließlich waren die Räume von Menschen erfüllt, die immer wieder die Köpfe zusammensteckten, viele bekannte Gesichter entdeckten und schließlich sich an die schöne Zeit in der Kita erinnerten.

Die Ausstellung kann übrigens heute, morgen und übermorgen in den Nachmittagsstunden noch besichtigt werden.