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Klassentreffen im Kreis Stendal mit überraschenden Einblicken Als in der Aula in Osterburg noch ein Marterpfahl stand

Der Abijahrgang von 1982 legt am Tag ihres Klassentreffens der Lehrerin Gudrun Patitz eine gut geführte Chronik vor. Von Indianertanz bis FDJ-Versammlung ist alles dabei .

Von Astrid Mathis Aktualisiert: 06.12.2024, 09:25
Zu Weihnachten organisierte eine Klasse  eine Motto-Party in der Aula der EOS in Osterburg (Kreis Stendal). Die Klasse von Astrid Linß verwandelte sich 1980 in einen Indianerstamm.
Zu Weihnachten organisierte eine Klasse eine Motto-Party in der Aula der EOS in Osterburg (Kreis Stendal). Die Klasse von Astrid Linß verwandelte sich 1980 in einen Indianerstamm. Foto: Chronik

Osterburg. - „4 Jahre Penne, 40 Jahre gealtert“ – so lautete das Motto der Abschlussklasse von 1982 am letzten Schultag. Damals hieß das Markgraf-Albrecht-Gymnasium im Kreis Stendal noch Ernst-Schneller-Oberschule. Zeit für ein Klassentreffen in Osterburg, denn seitdem sind 42 Jahre vergangen.

Was früher nicht alles anders war! „Auf die damalige EOS konnte man sich nur bewerben, wenn man einen sehr guten Notendurchschnitt hatte und bevorzugt Lehrer oder Offizier werden wollte bei entsprechenden Zensuren“, erzählt Astrid Linß, geborene Grothe. Damals in Flessau, heute in Jena zu Hause. Gemeinsam mit ihrer Freundin Anke Boltz, geborene Bredlow, setzte sie sich an die Organisation des Klassentreffens.

Internatsschüler und Stadtschüler in der Überzahl

Doch die zog sich länger hin als gedacht, denn es gab kaum aktuelle Kontaktdaten von den Mitschülern. „23 konnten über das Treffen informiert werden, von 3 Leuten fehlen noch die Daten“, so Linß. „Wir kamen bereits in der 9. Klasse auf die EOS, die Klassen 9 und 10 waren die Vorbereitungsklassen für die Abiturstufe 11 und 12.“ Die auswärtigen Schüler gingen zum großen Teil ins Internat, das waren die „Internatsschüler“. Dann gab es noch die Leute aus Osterburg, die „Stadtschüler“, und die „Fahrschüler“, einer wohnhaft in Goldbeck und einer in Storbeck.

Das Internat der Jungen war im Schulgebäude, wie auch die Wohnung des Hausmeisters und einer weiteren Familie; das Internat der Mädchen befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Klasse 9/2 besuchten damals 26 Schüler (14 Mädchen und 12 Jungs), Klassenlehrerin war Gudrun Patitz.

"4 Jahre Penne, 40 Jahre gealtert" war 1982 das Motto am letzten Schultag am Gymnasium in Osterburg. Jetzt konnte mit Astrid Linß beim Klassentreffen vergleichen, ob das stimmt.
"4 Jahre Penne, 40 Jahre gealtert" war 1982 das Motto am letzten Schultag am Gymnasium in Osterburg. Jetzt konnte mit Astrid Linß beim Klassentreffen vergleichen, ob das stimmt.
Foto: Chronik

Die Freude war riesengroß, als Anke Boltz und Astrid Linß mit der Klassenchronik kürzlich vor ihrer Tür standen. Ein Besuch bei ihrer Lehrerin vor dem Wiedersehen mit den Schulkameraden musste einfach sein. Das erste Klassentreffen fand 1999 (nach 17 Jahren) gemeinsam mit der Parallelklasse in Osterburg statt. Und schon da war die Chronik der Renner: Hier wurden Erlebnisse und Veranstaltungen der Klasse eingeschrieben, wie FDJ-Versammlungen, Lernkonferenzen, Klassenfeiern mit Eltern, das Skilager in Großbreitenbach im Februar 1979 und die Klassenfahrten nach Leipzig zur Messe 1979, die Fahrradtour in die Wische nach Iden, die Fahrten nach Rostock/Warnemünde, Weimar und Dresden.

„Großer Büffel“ begrüßt mit Medizinmann

„Legendär war die Schulweihnachtsfeier, die jährlich eine 11. Klasse für die gesamte Schule gestaltete. Wir organisierten die Weihnachtsfeier 1980. Der Häuptling „Großer Büffel“ begrüßte mit dem Medizinmann, dem Späher, Kriegern und weiteren Stammesmitgliedern den Weihnachtsmann und natürlich auch die Schüler und Lehrer der Schule in der Aula“, beginnt Astrid Linß zu schwärmen.

Frühere Klassenkameraden des Abiturjahrgangs 1982 trafen sich in Osterburg. Dabei  schauten sie sich auch im Gymnasium um.
Frühere Klassenkameraden des Abiturjahrgangs 1982 trafen sich in Osterburg. Dabei schauten sie sich auch im Gymnasium um.
Foto: Astrid Linß

Die Erinnerungen daran kamen sofort beim Betreten der Aula, auch wenn die hier stehenden Einzeltische gleich Prüfungssituationen wachriefen. „Andrea Holst (geborene Krause) schlug bekannte Töne am Flügel an, der noch da ist, und unsere Gedanken schwebten in das Jahr 1980 zurück", zu 'Weihnachten bei den Indianern'. Unser Stamm „Big Lippe“ war in der Prärie, umgeben von meterhohen Kakteen und dem Marterpfahl, was wir damals alles auf Tapetenbahnen malten, die wir an die Wände der Aula hängten“, erzählt Linß weiter.

Früher Discokeller, heute Bücherlager

Es hat sich viel verändert seit 1982, stellte nicht nur sie fest. „Aber das alte Skelett und das anatomische Modell des menschlichen Torsos grüßen uns noch immer aus dem Bio-Raum. Und dann kommen wir zum ehemaligen Speiseraum. Hier war die Schulspeisung für alle Schüler und für die Internatsschüler mit Frühstück und Abendessen. Anstelle der Essenausgabeklappe stehen nun Schließfächer, ansonsten passt die Tischstellung noch“, beschreibt Linß. Der ehemalige Discokeller scheint nun hell und mit niedriger Deckenhöhe eher klein. Zur Disco war es damals dunkel, man konnte nicht viel sehen. Jetzt lagern hier Bücher. Die Führung durch die Schule mit Fabian Kröhnert fanden alle wunderbar und das Essen im Gasthof Haucke als würdigen Abschluss für die lustige Runde. „Besten Dank nochmals an Herrn Kröhnert. Wir haben versprochen, uns spätestens in 8 Jahren, zum 50-jährigen Abi-Abschluss wieder zu melden. Vielleicht gibt es auch schon ein Treffen zum 45. Jubiläum“, so Astrid Linß.

Pionierleiterin nicht mehr gefragt

Und was ist aus den Karriereplänen geworden? Das mit den Offizieren hatte sich spätestens mit der Wende erledigt, auch die Pionierleiterin war nicht mehr gefragt. „Heute sind noch zwei aus unserer Klasse als Lehrerin beschäftigt, eine in Clausthal-Zellerfeld und eine in Salzwedel." Der derzeitige Chef von Astrid Linß ist ein ehemaliger Schüler von Andrea Holst– er hatte bei ihr Religion.