Neuwahl Bürgermeister muss auch ein Idealist sein
Am Sonntag, 23. Oktober, finden in vier von fünf Mitgliedskommunen der Verbandsgemeinde Seehausen Bürgermeisterwahlen statt.
Gollensdorf l Sofern es die Bewerber wollen, stellt die Volksstimme die Kandidaten vor. Heute ist Uwe Seifert an der Reihe. Die Bürgermeister der fünf Mitgliedsgemeinden in der Verbandsgemeinde Seehausen sind alles keine jungen Hasen mehr. Uwe Seifert ist mit noch 61 Jahren der Drittälteste oder Drittjüngste, je nachdem. Klingt nach goldener Mitte, die allerdings nicht so das Ding des Gollensdorfers ist.
Der Familienvater, der in Gollensdorf das Licht der Welt erblickt hat und es im zweiten Anlauf auf 27 Ehejahre bringt, agiert geradlinig. Die direkte Art des gelernten Landmaschinen-Schlossers mit Abschluss als Diplom-Ingenieur FH für Landtechnik ist vielleicht nicht jedermanns Sache, hat aber etwas, wenn man damit umgehen kann. Außerdem teilt Seifert nicht nur aus, er hat auch Nehmerqualitäten.
Wie weit seine kommunalpolitischen Wurzeln zurückreichen, weiß er nicht genau. Jedenfalls saß er schon zu DDR-Zeiten mit Unterbrechungen im Gollensdorfer Gemeinderat. An die Spitze des Gremiums wurde er 2008 gewählt, als er sich anschickte, die Nachfolge seines verstorbenen Vaters, Herbert Seifert, anzutreten. Sein alter Herr ist immer noch gegenwärtig. Und das nicht nur, weil ein Schwarz-Weiß-Foto seiner Vereidigung hinter dem Schreibtisch im Gollensdorfer Gemeindebüro hängt.
Die Zeiten haben sich geändert. Fotos sind jetzt farbig, dafür ist der Gemeindealltag etwas angegraut. 2010 wurde Seifert Meister aller Zehrentaler Bürger. Mit der Gebietsreform und vor allem mit dem neuen Finanz-Ausgleichs-Gesetz wurde aber auch die Luft für die Kommunen dünner. Seit 2013 reichen die allgemeinen Zuweisungen und die Einnahmen aus Steuern nicht mehr aus, um die Pflichtaufgaben zu stemmen. Der einzige Trost des Bürgermeisters und seiner Mitstreiter: Die Finanzprobleme sind nicht hausgemacht. Und das Zehrental teilt das Schicksal der Konsolidierung mit vielen anderen Kommunen.
Womit Seifert auf wichtigste Eigenschaften eines Bürgermeisters in einer der am dünnsten besiedelten Region Deutschlands kommt: Druck aushalten können, über reichlich Idealismus verfügen und ein saloppes Verhältnis zum Feierabend haben.
Letzteres gilt für ihn sowohl beim Engagement als Bürgermeister als auch für den Job, in dem er als Außendienstler vor allem Baubetriebe in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen bis Hamburg mit diamantbesetzten Werkzeugen versorgt und dabei pro Jahr im etwa anderthalb mal den Globus abfährt. Allerdings räumt er ein, dass er einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber hat, der ihm selbst ohne Vorwarnung einen „Kurzurlaub“ genehmigt, wenn die Bürgermeisterpflichten rufen. Die übrigens nicht nur aus Terminen vor Ort, sondern auch aus Schulungen und Info-Treffen mit Amtsbrüdern zur politischen Großwetterlage bestehen. Wenn Seifert, der wie seine anderen Bürgermeisterkollegen auch im Verbandsgemeinderat Seehausen sitzt, in die Diskussion eingreift, braucht er kein Mikrofon. Allerdings beherrscht er auch die leisen Töne und hängt nicht jeden Erfolg an die große Glocke. Jüngst zu sehen bei der Diskussion um die Stark-V-Mittel, die auch das Zehrental an die Verbandsgemeinde zurückgibt. Klar, wollen auch Seifert und der Rat die Bürger für die Umstellung der Straßenbeleuchtung nicht zur Kasse bitten, obwohl die Kommune über die entsprechende Beitragssatzung verfügt. Die Wahrheit ist aber auch, dass schon seit einiger Zeit Haushaltsmittel für die Straßenunterhaltung in die LED-Umrüstung gesteckt werden, dass Drösede, Deutsch, Jeggel bereits komplett, andere Orte zum Teil umgestellt sind. Und man 2017 ganz unaufgeregt mit allen rund 300 Laternen durch sein will. Auch im Bürgermeister-Dorf, fügt er an. Und muss schmunzeln, als er sich an eine Anliegerin erinnert, die sich über Laternen beschwerte, die wieder die ganze Nacht durchbrennen, weil sie von der Umstellung der Leuchtmittel auf Energiesparmodus nichts mitbekommen hatte.
Für die Zukunft liegen Seifert der Erhalt von Grundschule und Kita in Groß Garz am Herzen. Seine Unterstützung gilt auch den Vereinen, wobei er betont, dass diese die kommunalen Zuschüsse aber mit viel Eigeninitiativen begleiten. Für die Zukunft hofft er vor allem auf Baumaßnahmen wie den momentanen Ausbau der Ortsdurchfahrt Bömenzien oder den Nienwalder Weg, wo sich die Gemeinde mit „reinhängen“ kann.