Verabschiedung Chefarzt verlässt Krankenhaus im Kreis Stendal
Der Chefarzt der Chirurgie lässt zur Verabschiedung seine Tätigkeit im Agaplesion Diakoniekrankenhauses Seehausen Revue passieren. Sein Nachfolger freut sich auf die neue Herausforderung.

Seehausen - „Eine Ära geht zu Ende“, so viel steht nicht nur für den Geschäftsführer des Agaplesion-Diakoniekrankenhauses fest. Mit Dr. Michael Stachow verabschiedete Dirk Herrmann am Montag in Seehausen einen Arzt, dem Beruf immer Berufung gewesen ist.
In einer Feierstunde würdigten Wegbegleiter das Engagement des Chefarztes und Unfallchirurgen - eines Mannes, der auf allen Ebenen zu motivieren verstand und das Team im Blick hatte. Ob am Tag der offenen Tür oder bei „Medizin im Dialog“, der Hamburger war stets vorn dabei. Und so war es für den 67-Jährigen eine Selbstverständlichkeit, 2017 gleich am zweiten Tag nach Amtsantritt bei der hiesigen Feuerwehr das Formular zu unterschreiben, das ihm Dr. Walter Fiedler nach seiner Vorstellung hinlegte und ihm die Aufnahme in die Reihen der Seehäuser Brandbekämpfer bescheinigte.
Ja, der Mediziner Michael Stachow war, wie Constanze von Struensee, Vorstand der Agaplesion AG , betonte, „ein Glücksgriff für dieses Haus“. Und ein Gewinn für die Region, wie Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth (Freie Wähler) bestätigte. Nicht nur angesichts des Fachkräftemangels.
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Nachdem das Vorhaben, den Helikopterlandeplatz zu verlegen, zwölf Jahre zuvor gescheitert war, ging der Antrag dank der Verbindungen des Chefarztes schneller durch, als der Platz gebaut werden konnte – und zwar in einem halben Jahr. Kein Wunder, dass Walter Fiedler in seinem Grußwort den nach Stachow benannten Landeplatz in einem Atemzug mit den Flughäfen John F. Kennedy in New York und Charles de Gaulles in Paris nannte.
Außerdem: 2018 hatte der Chirurg mit seiner Band Mick & the Stones nicht einfach nur vor 1000 Gästen das sanierungsbedürftige Waldbad gerockt, dessen Vorsitzender Walter Fiedler ist. Der Chefarzt sprang in voller Montur von der Feuerwehr-Drehleiter ins kalte Nass und hinterließ einen denkwürdigen Eindruck.
„Als ein Rettungshubschrauber hierhergeflogen kam, habe ich sofort gesagt: Her damit! Landen! Elf Tage nach der Operation ist die Frau wieder gesund nach Hause“, gibt der Mediziner eine seiner liebsten Anekdoten zum besten. Wehrleiter Enrico Schmidt: „Ich hab' immer gesagt: Eines Tages operiert er noch auf offener Straße. Und genauso kam es. Wir haben wirklich viel von ihm gelernt. Er ist mit Leib und Seele Retter, und deshalb nennen wir ihn auch unseren Blaulicht-Verrückten.“
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In 50 Jahren Feuerwehr hat Stachow im Einsatz sowie als Gruppenführer und Ausbilder eine Menge Erfahrungen gesammelt, die er nicht missen möchte. „Das war für mich hier wie im Paradies“, so das Fazit des Chefarztes nach knapp sieben Jahren. Das Krankenhaus entsprach absolut seiner Ausbildung und Vorstellung. Notaufnahme und lokales Traumazentrum inklusive. Ein kompetentes und zugewandtes Kollegium voller Wertschätzung, wie er es sein ganzes Leben nicht hatte. Dann die Feuerwehr gleich gegenüber von seiner Wohnung.
Die Konzerte als Mick & the Stones. Westernreiten in Gladigau, wodurch er sich fit genug fühlt, für die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg anzuheuern. Zeit für den japanischen Kampfsport Jiu Jitsu. Und schließlich die altmärkische Idylle. „Ich habe die Ruhe genossen und bin oft mit dem Rad zum Deich“, schwärmt der Verabschiedete. Die Wohnung in Seehausen behält er. Von Rente will er sowieso nichts wissen.
Ab März studiert der humorvolle Doc Jura, hat aber auch ein Angebot, bei einem Kollegen einzusteigen. Doch das hat Zeit. Einen Rundflug über seine geliebte Altmark hat „Mick“ ohnehin noch offen. Den hat ihm sein Nachfolger Alwin Markus Bulla aus Düsseldorf beim Abschied versprochen. Der neue Chefarzt ist nämlich nicht nur Snoopy-Fan, sondern auch Pilot.