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Umfrage im Kreis Stendal zu Traditionen rund ums Fest Der perfekte Weihnachtsbaum

Wie groß muss die Tanne sein? Wer darf sie schmücken? Wann kommt sie in die gute Stube? Was ist das besondere Ritual für die Familie? Und wann fliegt sie aus dem Zimmer?

26.12.2024, 23:45
Oliver Meene (links) und Christopher Schatz aus Osterburg verkaufen Weihnachtsbäume.
Oliver Meene (links) und Christopher Schatz aus Osterburg verkaufen Weihnachtsbäume. Foto: Astrid Mathis

Osterburg/Seehausen. - Wenn zum 1. Advent die Weihnachtsbäume in den Verkauf kommen, können Oliver Meene und Christopher Schatz schon die Uhr nach ihren Stammkunden von Stendal bis Wittenberge stellen. Welcher Baum ist wohl am beliebtesten? Und wie lange bleibt er stehen?

Bei den beiden Verkäufern aus Osterburg kann die gute Nordmanntanne schon mal bis Mitte Januar geschmückt bleiben, weil sie sie erst kurz vor Weihnachten aufstellen. Während die Zwei-Meter-Riesen besonders gefragt sind, reicht ihnen 1,75 Meter. Nannett Blasche aus Goldbeck holt am 23. Dezember schon ihren zweiten, der erste steht seit dem 1. Advent und nadelt.

Torsten Dobberkau aus Goldbeck hat sich für einen künstlichen Weihnachtsbaum entschieden.
Torsten Dobberkau aus Goldbeck hat sich für einen künstlichen Weihnachtsbaum entschieden.
Foto: Astrid Mathis

Für den Goldbecker Torsten Dobberkau gibt es das Problem nicht mehr. „Wir haben seit drei Jahren einen Künstlichen und sind sehr zufrieden. Der wird natürlich auch schön geschmückt.“ Am 20. Dezember kommt er in die gute Stube, nach dem 6. Januar fliegt er raus.

Für Sven Peuker aus Seehausen ist es ein Fest, den Baum zu schmücken. Deshalb kann er bei ihm auch schon mal bis Ende Februar stehen bleiben.
Für Sven Peuker aus Seehausen ist es ein Fest, den Baum zu schmücken. Deshalb kann er bei ihm auch schon mal bis Ende Februar stehen bleiben.
Foto: Astrid Mathis

Für Sven Peuker aus Seehausen ist es ein Fest, den Baum in ein Unikat zu verwandeln. Er hat in Seehausen die letzte 2,20-Meter-Tanne ergattert und am 4. Advent geschmückt. Kunterbunt mit grünen Girlanden, mit warmem und kaltem Lichtschein, bis es blitzt und blinkt. Ohne Lametta. „Bei uns stand der Baum schon mal bis zum Geburtstag meiner Frau Anja. Sie hat am 27. Februar.“ Seine ehemalige Musikschülerin Annelie Feder aus Arendsee fertigte für das Paar und Tochter Sophie handbemalte Kugeln mit ihren Namen an. Die müssen natürlich an den Baum. Und noch etwas. Das Wichtelhaus der befreundeten Familie aus Rathenow. Etwas Persönliches eben.

Christine Wiese und ihre Tochter Annette aus Seehausen lieben die Tradition, die Kugeln in einer bestimmten Reihenfolge aufzuhängen.
Christine Wiese und ihre Tochter Annette aus Seehausen lieben die Tradition, die Kugeln in einer bestimmten Reihenfolge aufzuhängen.
Foto: Astrid MathisAstrid Mathis

Das liegt auch Christine Wiese aus Seehausen am Herzen. Zwar steht diesmal nur wegen der angereisten Enkel schon vor dem 24. Dezember der Baum im Wohnzimmer, aber Tradition muss sein. „Unten hängen die bunten Kugeln von meinen Eltern, in der Mitte unsere silbernen, denn zu DDR-Zeiten bekam man kaum welche, schon gar keine bunten. Und dann müssen noch die zwei weißen Vögel von Onkel und Tante ran. Silva und Wilhelm Mücker aus Flessau“, klärt die Seehäuserin auf. Bis nach dem 6. Januar kommen Kinder und Enkelkinder zum Bewundern. Die wünschen sich ebenfalls diesen Brauch. „Meine Tochter Susanne hat gesagt: Die Kugeln von Oma Wanda unten – dann ist die Welt in Ordnung“, erzählt Christine Wiese. Ihre Tochter Annette (39) hat ihren Baum in Bitterfeld mit ihren zwei Jungs geschmückt.

Hans Hildebrandt aus Krüden kennt Weihnachten noch aus der Zeit, als die Kinder nach dem Fest den Baum mit Süßigkeiten plündern konnten.
Hans Hildebrandt aus Krüden kennt Weihnachten noch aus der Zeit, als die Kinder nach dem Fest den Baum mit Süßigkeiten plündern konnten.
Foto: Astrid Mathis

Der 77-jährige Hans Hildebrandt aus Krüden kennt noch Weihnachtsfeste, an denen Bäume mit Süßigkeiten bestückt waren, die die Kinder später plündern durften. Auch bei Hildebrandts gibt es Rituale: „Meine Frau stellt mir alles hin, und ich schmücke. Schon immer. Kein Lametta, aber eine Spitze. Und ganz wichtig ist der kleine Vogel, der schon bei meinen Eltern am Baum hing. Er ist sicher 80, 90 Jahre alt.“ Morgens nach dem Aufstehen wird dann der Weihnachtsbaum gleich erleuchtet. Das kann seine Tochter auf der anderen Straßenseite sogar sehen, auch wenn Hans Hildebrandt mit 1,50 Meter zufrieden ist. Vom 20. Dezember bis Mitte Januar bleibt die Tanne stehen. Mit Vögelchen.

Die Seehäuser Dennis Hoppe (links)und Thomas Rauch sind mit einem Baum um die 1,50 Meter zufrieden.
Die Seehäuser Dennis Hoppe (links)und Thomas Rauch sind mit einem Baum um die 1,50 Meter zufrieden.
Foto: Astrid Mathis

„Wir stellen ihn auf den Hocker“, plaudert Dennis Hoppe aus Seehausen aus. Bei ihm kommt der Baum am 22. Dezember in die Stube und bleibt bis zum 6. Januar. Mit silbernen und bläulichen Kugeln. Im Hause Hoppe schmückt der Mann. Aus Prinzip. „Meine Frau hat schon mit dem Kochen genug zu tun.“ Thomas Rauch gefällt der Baum in Rot und Weiß und mit einer Sternspitze und Schneesternen. Die Seehäuserin Andrea Berndt bedauert, dass sie nicht die Kugeln von ihren Großeltern aufbewahrt hat: „Ich habe einfach nicht aufgepasst. Ich hätte gern noch was von früher.“

Andrea Berndt aus Seehausen wünscht sich, sie hätte etwas von ihrer Familie aufgehoben, das sie an den Christbaum hängen könnte.
Andrea Berndt aus Seehausen wünscht sich, sie hätte etwas von ihrer Familie aufgehoben, das sie an den Christbaum hängen könnte.
Foto: Astrid Mathis

Kurt Anglmayr aus Osterburg verrät: „Wir haben gar keinen Weihnachtsbaum mehr, nur Pyramide und Schwibbogen. Wir lassen uns bei unseren drei Töchtern berieseln, die alle woanders wohnen.“