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Buchpremiere in der Bibliothek in Osterburg „Die Humorvollen liegen mir am meisten“

Bernhard Sasse veröffentlicht erstmals einen Gedichtband mit seinen Versen. Auszüge stellt der Meseberger mit musikalischer Begleitung in der Stadt- und Kreisbibliothek Osterburg vor.

Von Astrid Mathis 28.01.2025, 05:30
Bernhard Sasse aus Meseberg hat ein Buch mit Gedichten herausgebracht.
Bernhard Sasse aus Meseberg hat ein Buch mit Gedichten herausgebracht. Foto: Astrid Mathis

Osterburg. - „Tellderü – Gedichte voller Sinn und Unsinn“ – so heißt das erste Buch von Bernhard Sasse aus Meseberg. Am Dienstag, 18. Februar 2025, stellt er sein Werk in der Bibliothek in Osterburg vor.

110 Gedichte finden sich in dem Band. Schon oft sind Fans von Bernhard Sasse auf den Dichter zugegangen und haben ihn gefragt, wann er ein Buch herausbringen würde. Im November wird er 70. Jetzt ist es so weit.

„Der Auslöser kam vom Mühlenverein“, erzählt Sasse, der den Verein mitgegründet hat. „Die anderen sind an mich herangetreten und haben gefragt, ob ich nicht für die Osterburger Literaturtage eine Veranstaltung machen könnte.“ Er kann. Mit Texten kennt er sich aus, mit Musik und Präsentation sowieso. Dabei verschlug es ihn beruflich an sehr verschiedene Orte. Wie eins zum anderen kam:

Schon immer gereimt

„Gereimt habe ich schon immer“, verrät der 69-Jährige, der älteste der drei Sasse-Brüder. Der Vater war Landwirt, die Mutter Hausfrau, das Elternhaus die alte Ziegelei in Osterburg. In der 1. Klasse fing er im Pionierblasorchester an, Trompete zu spielen, hörte aber auf. Jahre später, als sein Cousin aus Wendemark zur Meisterschule nach Stendal fuhr, legte dieser für Privatunterricht bei seinem Cousin Bernhard gern einen Zwischenstopp ein. Der schlug sich wacker und mischte dann viele Jahre im Osterburger Posaunenchor mit. Nach der 10. Klasse lernte er Werkzeugmacher in Rathenow. Der christliche Hintergrund schickte ihn zweieinhalb Jahre später in eine andere Richtung. In seiner vierjährigen Ausbildung zum Diakon in Neinstedt hatte er es mit Literatur, Theologie und Musik zu tun. In der Kirche in Erfurt war er letzten Endes als Jugendwart, heute: Jugendreferent, tätig.

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Schon in Erfurt fand er Gefallen an Holz und Maschinen, mit denen er Spielzeug für seine Tochter bauen konnte. Am liebsten wäre er nach Mecklenburg/Vorpommern aufs Land gezogen. Doch es kam anders.

Als seine Frau eine Stelle als Fachärztin in Seehausen bekam, sattelte er um. Warmwasser aus der Wand war schließlich nicht zu verachten, gibt er lächelnd zu bedenken. In der Tischlerei Kersten in Seehausen begann Bernhard Sasse seine neue Berufsausbildung. Da, wo sich heute in Osterburg die Lebenshilfe befindet, gab es vor der Wende eine Lagerhalle, die zum Kreisbaubetrieb gehörte. Ein Stück davon wurde für eine Tischlerei abgezweigt, in der Sasse zu arbeiten begann. Die Anstellung sollte wegweisend für ihn werden – vor allem aus künstlerischer Sicht. Denn im Hauptbetrieb begegnete er eines Tages Manfred Güßfeld, der als Schlosser tätig war. Neben seiner Arbeit absolvierte Güßfeld ein Fernstudium am Literaturinstitut in Leipzig und sprach Sasse auf seine literarischen Ambitionen an.

"Schlachtefest" lautet der Titel eines der ersten Gedichte, die Bernhard Sasse im Club Altmärkischer Autoren unter Manfred Güßfeld vorstellte.
"Schlachtefest" lautet der Titel eines der ersten Gedichte, die Bernhard Sasse im Club Altmärkischer Autoren unter Manfred Güßfeld vorstellte.
Foto: Astrid Mathis

Anfangs leitete Werner Brückner den „Zirkel Schreibender“, der 1987 gegründet wurde und heute „Club Altmärkischer Autoren“ heißt. Schreiben konnte Sasse. Mit der Bibliothek, in der Manfred Güßfeld bis zu seinem Tod 2007 als Leiter arbeitete, verbindet er viel. Dort wurde er sogar eingeschult. Er kann sich noch gut an den Umbau in den 90ern erinnern, als die Clubtreffen im Kulturhaus stattfanden. Schon in seiner Zeit in Neinstedt und Erfurt schrieb der Altmärker Gedichte. „Die humorvollen liegen mir am meisten“, sagt Bernhard Sasse.

Als Musiker in die zweite Reihe

1988 machte er seinen Meister als Tischler und entdeckte das Grundstück mit der Mühle in Meseberg. Zehn Jahre war er selbstständig. Jetzt baut er Möbel. Längst kannte man ihn in der Altmark als Tippelbruder. „Bei der Hochzeit meines Bruders Christian trat ich mit zwei Freunden als Bänkelsänger auf, und wir machten gleich weiter“, erzählt der 69-Jährige. Bis 2000. Dann formierte sich die Gruppe neu. Beim Stadtfest, im Kreiskulturhaus, beim Karneval – überall machte Sasse mit den Tippelbrüdern Stimmung. Thor Klein am Bass, Gerald Martens mit Akkordeon, Ronny Heckel mit Mandoline und Uwe Pflug am Schlagzeug hießen über Jahre seine Wegbegleiter. Bis 2010.

Bernhard Sasse aus Meseberg (Kreis Stendal) spielt in der "Blechgarage" Tuba.
Bernhard Sasse aus Meseberg (Kreis Stendal) spielt in der "Blechgarage" Tuba.
Foto: Astrid Mathis

Nach vierjähriger Pause juckte es dem Musiker in ihm doch in den Fingern. Es dauerte nicht lange, und Schwarzbrand war geboren. Mit veränderter Besetzung: Gerald Martens, Thor Klein, seinem Neffen Richard Sasse und Ralf Zimmermann. Dazu kamen noch zehn Jahre bei den Osterburger Blasmusikanten. Früher war er außerdem unter Matthias Kruppke in der Kirchenband in Osterburg aktiv. 2019 begann er, in der Dixielandkapelle „Blechgarage“ aus Seehausen Tuba zu spielen. Nach vielen Jahren als Frontmann genießt er nun die Ruhe in der zweiten Reihe. „Jetzt werde ich mit Geraldo als Duo auftreten. Wir werden meine Lesungen ab und zu musikalisch mit Akkordeon und Tuba begleiten“, kündigt er an. Warum eigentlich „Tellderü“? So heißt eines seiner Gedichte, bemerkt er. Worterfindungen sind sein Metier.

Dankbar für technische Hilfe

Für die Einteilung in Rubriken und technische Details bekam Sasse Hilfe, für die er sehr dankbar ist. Mit Titeln wie „Schlachtefest“ und „Schnecken“ können seine Leser mehr anfangen als mit dem Buchtitel. Oder mit: „Es steht ein Grill im Garten“. Kennt jeder. Schmunzelnd erzählt er: „Manche Leute entdecken sogar einen Sinn in meinen Gedichten, den ich gar nicht gesehen habe.“ Seine drei Kinder und Enkel gehören sicher auch dazu und amüsieren sich.

Nachdenklich kann er auch sein: Bernhard Sasse mit einem Lebensgedicht.
Nachdenklich kann er auch sein: Bernhard Sasse mit einem Lebensgedicht.
Foto: Astrid Mathis

Die Lesung in der Bibliothek beginnt am Dienstag, 18. Februar 2025, um 19 Uhr. Karten für 10 Euro sind im Vorverkauf in der Bibliothek erhältlich: 03937/895309. Am 6. September 2025 tritt Schwarzbrand in der Musikmarkthalle in Osterburg auf.