Frühlingssingen zum 1. Mai Die Kultur in Seehausen über Wasser halten: Einer muss den Job ja machen!
Abseits des menschlichen Leids und der wirtschaftlichen Einbrüche durch die Corona-Pandemie ist auch die Kultur nach über einem Jahr Stillstand ein Notfall. Eine Kirchenmusikerin und ein Chorleiter sorgten deshalb am 1. Mai sozusagen für etwas „Medizin nach Noten“.
Seehausen. „Einer muss den Job ja machen“ prangte auf seinem T-Shirt, als Sven Peuker Sonnabendnachmittag mit seiner Konzerttrompete in Seehausen gegen das Vergessen anspielte. Denn als das Platzkonzert 15 Uhr mit den Glocken der Petrikirche eingeläutet wurde, hätte eigentlich das traditionelle Frühlingssingen der Chöre beginnen sollen.
Der Auftakt in die neue Konzertsaison fällt dank Corona und Lockdown mittlerweile das zweite Mal aus. Aus dem Grund wollte neben dem Kreis-Chorleiter, der in der Hansestadt den Taktstock bei den Oldies und beim Männerchor schwingt, auch Regionalkantorin Sophie-Charlotte Sasse ein sicht- beziehungsweise hörbares Zeichen mit Unterhaltungswert setzten. Während Peuker sein Instrument vor dem Diakonie-Krankenhaus das erste Mal an seine Lippen presste, um danach am Umfluter unter anderem „Nun will der Lenz uns grüßen“ zu intonieren, griff die Kirchenmusikerin vor dem DRK-Pflegeheim „Am Kaland“ in die Tasten ihres Keyboards, um sich zu „Komm lieber Mai und mache“ zu begleiten.
Zu einer größeren Aktion konnten sich die organisierten Musikmacher der Stadt nicht durchringen. Dafür ist die Angst vor Ansteckung und vielleicht auch vor behördlichen Sanktionen inzwischen offenbar zu groß. Auch die Spielorte waren im Vorfeld nicht bekanntgegeben worden, um keinen Auflauf zu provozieren, erklärte Peuker. Obwohl so ein kleiner, „spontaner“ Flashmob - neudeutsch für eine blitzartige Zusammenrottung Gleichgesinnter - der Sache mit dem nötigen Abstand ganz gut getan hätte.
Sven Peuker fand die Aktion trotz des frühlingshaften Wetters aber nicht nur unterhaltsam. Dem musikalischen Tausendsassa schwant künftig Böses für die Wiederbelebung der Kulturszene.