Wegebau-Ausgleichsmaßnahme verwandelt Fläche bei Schmersau in einen Rückzugsort für Tiere "Ein schönes Fleckchen Erde"
Zu einem schönen Fleckchen Erde ist eine Brache am Schmersauer Dorfrand avanciert. Dank einer Wegebau-Ersatzmaßnahme wurden zahlreiche Anpflanzungen vorgenommen, mittlerweile sind dort auch etliche Tiere zu Hause.
Schmersau l In der Bienenweide hinter dem Haus von Horst Melchert in Schmersau summt es zur Zeit gewaltig. Kein Wunder, denn die im Volksmund unter dem Namen "Bienenweide" bekannte Pflanze Phacelia, zieht auf dem Brachland tatsächlich Bienen an. "Und sehr viele Hummeln", weiß Melchert zu berichten.
Zwischen dem Blühstreifen und der Orpensdorfer Kirche fühlen sich aber noch weit mehr Tiere wohl. "Ich habe vor ein paar Jahren angeregt, das Gebiet um den Feuerlöschteich mit dem alten Bahndamm daneben als Rückzugsort anzulegen. Dort führte auch die alte Ladestraße entlang", erzählt der Naturfreund. Während einer Gemeinderatssitzung trug der Schmersauer dem damaligen Bürgermeister Reinhard Bäthge die Idee vor. Der Vorschlag passte in das Flurneuordnungsverfahren Schmersau-Natterheide, und das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung (ALFF) Stendal setzte das Ganze 2009 als ausgleichende Ersatzmaßnahme für Wegebau um. Dafür gab es 90 Prozent der finanziellen Mittel aus Land-, Bund-, und EU-Mitteln, zehn Prozent der benötigten Gelder steuerte die Einheitsgemeinde Osterburg bei.
"Um das ehemalige Bahnhofsgelände ringsherum wurde eine einheimische Strauch-Baum-Hecke angelegt", informierte Sachgebietsleiterin Juliane Hausdorf, "mit Hartriegel, Haselnuss, Wildapfel, Wildbirne, Eberesche, Feldahorn und Hainbuche". Durch die Errichtung dieser sogenannten Sukzessionsfläche wurden nicht nur neue Lebensräume für Pflanzen geschaffen, auch die unwirtschaftliche Restfläche wurde verwertet. "Das bedeutet außerdem eine Verbesserung des Mikroklimas und Bereicherung des Landschaftsbildes insgesamt", betonte Juliane Hausdorf. Der Vorschlag kam also an, im Rahmen der Flurneuordnung wurde fleißig geplant und bepflanzt. "Ich fand toll, dass die Mitarbeiter immer regelmäßig bewässert und Unkraut entfernt haben, so dass ein schönes Fleckchen Erde entstand", so Melchert.
Wildäcker und Blühstreifen wie der des Schmersauers haben hohen ökologischen Nutzen. Mit ihrer artenreichen Vegetation bilden sie nicht nur für heimisches Wild einen attraktiven Lebensraum, sondern auch für viele andere Tiere - von wichtigen Insektenarten bis hin zur seltenen Zauneidechse. In Zeiten, in denen die Kulturlandschaft zunehmend artenärmer wird, sind Wildäcker eine wertvolle Maßnahme, dem Wild ganzjährig dauerhafte Rückzugsflächen anzulegen, die als Brut- und Vermehrungsflächen mehrjährig bestehen. Hier finden wildlebende Tiere ausreichend Ruhe und Schutzmöglichkeiten zur Aufzucht und Hege der Jungtiere. Das passt zu der vom ALFF angelegten Sukzessionsfläche.
"Die Ausführungsanordnung für das Flurneuordnungsverfahren Schmersau-Natterheide wurde am 18.Februar erlassen. Das bedeutet, der im Flurneuordnungsverfahren erarbeitete Rechtszustand tritt ein. Im Moment erfolgt die Grundbuch- und Katasterberichtigung", informierte Hausdorf, "auf 300 Hektar wurde dort im Rahmen der Maßnahme eine neue Flurstückstruktur geschaffen".
Mittlerweile sind in Schmersau Rebhühner, Fasane, Rehe und Hasen zu Hause. "Und gebrütet wird dort auch. Manchmal zähle ich bis zu 15 junge Rebhühner, wenn sie hochfliegen", berichtete Horst Melchert stolz. Am liebsten spaziert er an dem Idyll mit Enkelin Lea vorbei. Die ist natürlich auch schon eine richtige Naturfreundin.