Familie brachte das Rezept aus dem Sudetenland mit nach Osterburg Erika Bukowski backt Kleckselkuchen
Als Erika Bukowski 1945 mit ihrer Familie aus dem Sudetenland vertrieben wurde und in die Altmark kam, brachte sie mehr als nur ihre zehn Geschwister und ihre Eltern mit. Bei ihrer Mutter kam nämlich zu besonderen Anlässen stets ein Kleckselkuchen aus der alten Heimat auf den Tisch.
Osterburg. Per Handwagen zog die Familie nach Petersmark, Erika Bukowski zählte sechs Jahre, ihr jüngstes Geschwisterchen war ihr Bruder mit eineinhalb Jahren. Nach dem Schulbankdrücken machte sie als Friseurin eine Lehre. "Ich wäre lieber Autoschlosser geworden und Motorrad gefahren, denn Technik hat mich viel mehr interessiert", erklärt die 71-Jährige. Kochen und Backen stand bei ihr überhaupt nicht auf dem Plan.
Das Interesse dafür kam erst durch ihren Mann Horst, der aus der Uckermark stammt. "Er arbeitete auf dem Bau und kam zum Haareschneiden in den Salon. Ganz einfach", erinnert sich die Osterburgerin. 1958 wurde geheiratet. Mit der Geburt von Tochter und Sohn war die Familie komplett. An Backen war in der ersten gemeinsamen Wohnung allerdings nicht zu denken. Wasser gab es nur auf dem Hof und Ofenheizung statt Gasherd.
Das änderte sich im neuen Heim am Großen Markt, in dem die Familie 37 Jahre lebte. Für Familienfeiern wurde stets der Kleckselkuchen aus dem Sudetenland gebacken, dessen Rezept sich Erika Bukowski von ihrer Mutter abgeschaut hatte. "Vor vielen Jahren habe ich beim Bäcker Grube in der Auslage Altmärkischen Kleckselkuchen entdeckt. Die alte Frau Grube war ganz erstaunt, als ich ihr erklärte, dass der Kuchen aus dem Sudetenland kommt und nicht aus der Altmark. Das musste ich aber richtigstellen", so die Osterburgerin, die gerne zugibt: "Das meiste, was Kochen und Backen angeht, habe ich von meinem Mann gelernt."
Zum Beispiel den Hefeteig für den Kleckselkuchen, der mindestens eine halbe Stunde gehen muss. Dann kommen abwechselnd Kleckse aus Apfelmus, Pflaumenmus (natürlich selbst gemacht), Mohn und Quark auf das Blech. Flüssigstreusel und fertig. Heute backt Erika Bukowski den Kuchen nur noch selten, obwohl sie den Ferrari unter den Herden hat und Bleche, die sie nicht mal mehr einfetten muss, wie sie schmunzelnd anmerkt.
Zuletzt gab es die Spezialität aus der Heimat vor fünf Jahren. Ach, sie hat auch so genug zu tun. Zum Beispiel in diesem Jahr bis jetzt 245 Gläser Gelee eingekocht. Zucchinikuchen ausprobiert. Zu Weihnachten backt sie über 400 Kekse. Und wenn sie nicht in der Küche wirtschaftet, malt sie. Gerade hat sie den zweiten Kurs in der Kreisvolkshochschule bei Hannelore Molt angefangen.
Davon abgesehen sind Häkeln und Basteln ihre Leidenschaften. Zum Ausgleich geht die Osterburgerin gern walken, ins Fitness-Studio oder in die Sauna. Dann reißt sie sich von der Wohnung in der Blumenstraße los und steigt aufs Fahrrad. Das Motorradfahren hat sie nämlich doch sein gelassen.