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Jugend Forscht Gymnasiasten aus Osterburg feilen an Prototyp für windkraft-betriebene Straßenlaterne

Schüler des Gymnasiums Osterburg punkten bei „Jugend forscht“ mit ihrer Idee von einer windkraft-betriebenen Straßenlaterne. Ein Unternehmen aus Leipzig will den Prototyp bauen. Es wird eine Patentanmeldung geprüft.

Von Karina Hoppe Aktualisiert: 15:05

Osterburg. Für Anne Marie Bobes (14) und Jonas Freimann (15) ist das alles gar kein Zauberwerk. Begriffe wie Multimeter, Gebläse, Lichtschranke und Strömungssoftware gehen den Schülern des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums Osterburg ganz selbstverständlich über die Lippen. Sie sind Tüftler der Forscherwerkstatt unter Leitung von Biologie- und Englischlehrer Michael Müller und machen mit ihrem Projekt „Autarke Straßenlaternen durch Windenergie“ von sich reden. Nachdem sie damit zunächst auf Regionalebene des Schülerwettbewerbs „Jugend forscht“ einen ersten Preis in der Kategorie „Physik“ sowie einen Sonderpreis des Innovations- und Gründerzentrums BIC Altmark GmbH erhielten, ergatterten sie nun den zweiten Platz beim Landesfinale und einen Sonderpreis Umwelttechnik noch dazu. Ging es auf Regionalebene noch um einen Effizienzvergleich zwischen verschiedenen Rotoren, sind die Schüler nun schon einen gehörigen Schritt weiter. Sie haben für ihre Straßenlaterne einen Rotor vom Typ „Savonius“ auserkoren. Diesen gelte es nun für ihre Zwecke anzupassen. Was die Größe betrifft, was das Gewicht und dessen Verteilung betrifft und - ganz entscheidend – auch die Oberfläche. „Der Rotor darf nicht glatt sein“, sagt Anne Marie Bobes. „Es geht darum, mit so wenig Umdrehungen wie möglich so effizient wie möglich zu sein.“ Nicht zuletzt bedeuten weniger Umdrehungen auch weniger Verschleiß. Da der 3-D-Drucker des Gymnasiums seine Grenzen hat, bat Lehrer Michael Müller in Sachen Rotormodell-Erstellung um Hilfe bei der Uni Magdeburg. „Sie haben uns die Datei quasi aus der Hand gerissen.“ Die Uni werde den Schülern nun einen Rotor nach ihren Vorgaben drucken.

Hybridlösungen für Straßenlaternen angedacht

Auf den Rat der Elektro-Innovations-Team GbR Stendal nahm das Team zudem Kontakt zum Unternehmen „Leipziger Leuchten“ auf. Es sei angetan von der Schüleridee und habe bereits signalisiert, den Prototypen der Straßenlaterne zu bauen - dann also in Originalgröße. Weil es sich um nicht weniger als eine Erfindung handelt, gelte mittlerweile schon eine ziemlich hohe Geheimhaltungsstufe. Es soll über „Jugend forscht“ gar eine Patentanmeldung geprüft werden. „Und das gab es meines Wissens nach noch nicht an unserer Schule“, sagt Michael Müller.

Die Neuntklässler tüfteln an einer Straßenlaterne der Zukunft. Einer Laterne, die durch Windenergie betrieben wird oder aber vorhandene Straßenlaternen um eine Energiequelle erweitert. Stichwort Hybridlösungen. Wie das Team erfuhr, scheuen etwa viele Kommunen davor zurück, auf solarbetriebene Straßenlaternen zu setzen, weil sie das recht große Solarmodul stört. Würde einer Solarlaterne nun noch ein Rotor zur Windenergienutzung hinzugefügt, könnten die Solarzellen kleiner sein. Zum Beispiel. Genutzt werden soll der Wind, den vorbeifahrende Autos erzeugen, aber natürlich auch den Wind überhaupt. Die Schüler machen sich auch Gedanken darüber, wie und auf welcher Höhe man die Rotoren am besten anbringt, so dass sie effektiv sind, aber nicht zu Vandalismus einladen.

Initialzündung war eine vom Kopf gewehte Mütze

Initialzündung für die windkraftbetriebene Straßenlaterne war eine Mütze von Michael Müller. Sie war selbigem durch den Fahrtwind eines Autos vom Kopf geweht, was zunächst bei ihm und dann bei den Schülern einen kreativen Denkprozess in Gange setzte. Müller möge sich gar nicht vorstellen, wie weit die Schüler schon wären, wenn Corona nicht dazwischen gegrätscht hätte. Zwar haben sie sich wöchentlich über ihr Projekt ausgetauscht, aber zuletzt ja nur übers Internet und damit doch eingeschränkt.

„Es ist im Übrigen wirklich ein Genuss, wenn Schüler von sich aus so einen Forscherdrang haben“, sagt Lehrer Müller. Schulleiterin Elke Hein ist ohnehin Fan der auch Mint AG genannten Forscherwerkstatt. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass sie unsere Schule immer wieder so toll nach draußen vertritt.“