Gymnasium Rückendeckung vom Minister
Nach Anfeindungen machte Bildungsminister Marco Tullner dem Osterburger Gymnasium Mut, weiter für demokratische Werte einzustehen.
Osterburg l Für den letzten Unterrichtstag vor den Herbstferien hatten Schüler der Projektgruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ihre Mitschüler und Lehrer dazu aufgerufen, bunt gekleidet zum Gymnasium zu kommen, um so öffentlich für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit einzustehen.
Weil die Altmark-Zeitung in ihrem Beitrag über die Aktion berichtet hatte, das Osterburger Gymnasium „setzte ein Zeichen gegen das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl“, empörte sich die Landesspitze der AfD. Schulleiterin Elke Hein wies ihre Vorwürfe zurück. Sie zeigte auf, dass die AfD bei der Aktion mit keinem Wort erwähnt wurde und die von Schülern ausgegangene Initiative darauf zielte, für demokratische Werte zu werben. Dennoch brach in den Folgetagen eine Flut an Reaktionen über das Gymnasium herein. Hunderte Mails, zum Teil regelrechte Hassschriften, gingen im elektronischen Postfach der Schule ein, bei Facebook und auf weiteren sozialen Kanälen schlug das Thema hohe Wellen. Dass das Gymnasium nach außen hin gelassen blieb und nicht in die im Internet geführten Auseinandersetzungen einstieg, während es andererseits mit Schülern und Eltern über die Empörungswelle sprach, stieß bei Marco Tullner (CDU) auf Wohlwollen. Sachsen-Anhalts Bildungsminister war am Donnerstag im Markgraf-Albrecht-Gymnasium zu Besuch, „um den Schülern und Lehrern für das Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit zu danken, ihnen den Rücken zu stärken und sie ausdrücklich dazu zu ermutigen, auch zukünftig mit Initiativen und Aktionen für demokratische Werte einzustehen.“ Schule sei kein parteipolitischer Ort. Aber eben auch kein unpolitischer, betonte der Minister.
Im Gespräch mit mehreren Schülern aus der Projektgruppe erfuhr Tullner außerdem, dass die Initiative vom letzten Schultag vor den Herbstferien beileibe kein Einzelfall ist. Unter dem Dach von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hätten Osterburger Gymnasiasten nach Spuren des jüdischen Lebens in der Biesestadt geforscht und der von den Nazis im Dritten Reich vertriebenen Familie Less mit Stolpersteinen eine bleibende Erinnerung gesetzt. Während der Flüchtlingswelle im Herbst 2015 stellte das Gymnasium zudem einen Benefizabend auf die Beine. Letzteres griff Marco Tullner auf, um deutlich zu machen: Themen wie Flüchtlinge und Zuwanderung würden in der Bevölkerung sehr kontrovers diskutiert, dies müsse auch möglich sein. Hassmails, Beschimpfungen oder Drohungen, wie sie das Markgraf-Albrecht-Gymnasium nach ihrer Herbst-Aktion erreichten, seien aber nicht zu akzeptieren.
Dies wurde von Landtagsmitglied Chris Schulenburg (CDU) und Bürgermeister Nico Schulz, die beim Besuch des Ministers dabei waren, noch einmal unterstrichen. Schulz betonte, Hassmails oder ähnliche Entgleisungen in den sozialen Medien hätten nichts mit Meinungsfreiheit zu tun. Schulz sieht den Staat in der Pflicht, derartigen Tiraden einen Riegel vorzuschieben.
Übrigens: Mutmachende Reaktionen erhielten die Osterburger auch, wie Michaela Steinke in der Gesprächsrunde mit Minister, Schülern, Lehrern und Elternvertretern berichtete. So traf ein Päckchen aus einer Europäischen Schule in Berlin ein. „In ihm lag ein blaues T-Shirt der Schule. Verbunden mit der Bitte, es unbedingt bei unserer nächsten Aktion mitzuverwenden“, berichtete die Lehrerin.