Gerätehaus-Neubau verschoben Keine Toiletten, kein Waschbecken: Feuerwehr Rossau pocht auf eine Zwischenlösung
Der Neubau eines Gerätehauses in Rossau rutscht zwei Jahre nach hinten und damit in noch weitere Ferne.

Rossau - „Von wegen ,Wir leben Land’ Nein. Wir reden Land“, münzt der Rossauer Ortswehrleiter Enrico Brun den Slogan der Einheitsgemeinde Osterburg um. Dass die Kommune den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Rossau um zwei weitere Jahre verschoben hat und nun frühestens für 2026 anvisiert, lässt Brun und seine Mitstreiter aus der Ortswehrleitung verärgert die Köpfe schütteln, Und die Zweifel wachsen. „Natürlich: Das Gefühl, dass unser neues Gerätehaus nicht gewollt ist, steht“, bekräftigt Thomas Ploewka.
Dabei ist der Handlungsbedarf offensichtlich. Denn die Bedingungen, unter denen die Rossauer Brandbekämpfer in ihrem heutigem, 1931 eingeweihten Stützpunkt ihr Ehrenamt ausüben, sind lange aus der Zeit gefallen.
Vom heutigen Standard ganz weit entfernt
Keine Toiletten, keine Waschbecken, in Sachen sanitäre Einrichtungen herrscht komplette Fehlanzeige. Die Umkleide für die Aktiven, zu denen in Rossau auch drei Frauen gehören, befindet sich wie vor 90 Jahren direkt an der Feuerwehrtechnik in der Fahrzeughalle. Letztere ist allerdings zu klein, um ein modernes Löschfahrzeug aufzunehmen, das die Einheitsgemeinde für Rossau schon auf dem Zettel hatte.
Auch bei der Kinder- und Jugendarbeit, die die Rossauer Brandbekämpfer als eine von wenigen Wehren in der Einheitsgemeinde ernsthaft betreiben, sorgen die antiken Zustände im Gerätehaus für unschöne Improvisationen. Denn möchten sich die Mädchen aus der zehn Mitglieder umfassenden Nachwuchsabteilung umkleiden, müssen sie sich dafür in den Schlauchturm zurückziehen.
Vom heutigen Standard eines Feuerwehrgerätehauses ist der Stützpunkt der Rossauer Wehr also ganz weit weg. Diese Einschätzung hat das Rathaus der Einheitsgemeinde längst amtlich. Schon vor Jahren ließ die Feuerwehr-Unfallkasse wissen, dass das Gerätehaus dichtgemacht werden müsse.
Tatsächlich aber sollen die Rossauer Brandbekämpfer das Gebäude nun noch mindestens fünf weitere Jahre nutzen. Aber nicht unter diesen Bedingungen, ist sich die Ortswehrleitung einig. Toiletten und Waschgelegenheiten müssten dann in jedem Fall her, stellt Enrico Brun klar. Mit der Aussicht auf ein neues Gerätehaus, das am Standort der früheren Gastwirtschaft in Groß Rossau entstehen soll, hatte die 44 Mitglieder zählende Wehr die Mängel in den zurückliegenden Jahren hingenommen. „Selbst als wir im Laufe der Zeit immer wieder vertröstet wurden und das Gefühl hochkam, in einer Warteschleife zu stecken“, blicken Mitglieder der Ortswehrleitung zurück.
Und trotzdem: Als der anfangs geplante Neubau den Stadträten deutlich zu teuer kam (heutiger Preis rund 1,2 Millionen Euro), stellte sich die Wehr auch hinter die Spar-Variante. Diese sieht für rund 630 000 Euro lediglich noch eine Fahrzeughalle mit einem Stellplatz, eine Umkleide, sanitäre Einrichtungen und einen Lagerraum vor. Für Versammlungen und Zusammenkünfte soll das von dort aus nahe gelegene Dorfgemeinschaftshaus genutzt werden.
Stadträte sollen sich ein eigenes Bild machen
Doch auch dieses Projekt, dass der Osterburger Bauamtsleiter Matthias Köberle Ende 2020 im Stadtrat mit den Worten „weniger geht wirklich nicht“ beschrieb, scheint bis 2026 aus dem Spiel. Damit abfinden wollen sich die Rossauer aber nicht. Weil sich während der bisherigen Debatte um den Feuerwehrstandort mit Wolfgang Tramp (Die Linke) und Bernd Riedner (AfD) lediglich zwei Stadträte vor Ort erkundigten, „möchten wir den gesamten Stadtrat zu uns einladen. Die Stadtpolitiker sollen sich hier vor Ort in Rossau ein eigenes Bild von unserer Situation machen und sich zum Feuerwehrgerätehaus positionieren“, sagt Brun.
Abgesehen davon denkt der Ortswehrleiter auch darüber nach, Kontakt zu Chris Schulenburg, CDU-Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Havelberg-Osterburg, aufzunehmen, um den Landespolitiker für das Anliegen der Rossauer Brandbekämpfer zu sensibilisieren.
