Deutsche Musik aller Genres in Osterburg vereint / Tausende Zuschauer erleben Festival der Extraklasse. Von Hannes Harthun Made in Germany: Künstler trotzen dem Sturm
Zur 20. Auflage des Sparkassen-Cups und zur dritten Ausgabe von "Made in Germany" fuhren die Organisatoren am Freitag schwere Geschütze auf. Neun Künstler beziehungsweise Bands sorgten auf dem Osterburger Fuchsbau auf zwei Bühnen für erstklassige Unterhaltung.
Osterburg l MDR-Sputnik-Moderatorin Sissy Metzschke begrüßte die wartende Menge vor der Nebenbühne. Bei strahlendem Sonnenschein eröffnete Der Polar, alias Stephan Piez, das Festival. Elektronische Klänge von Laptop und Keyboard bestimmten den Sound des Künstlers, der mit nachdenklichen Texten zu punkten versuchte. "Der Applaus hat ja gar nicht zum Trinken gereicht. Könnt ihr bitte nochmal klatschen?", fragte der humorvolle Sänger und Songschreiber nach dem etwas schleppenden Anfang. Im Laufe des Abends sollte sich jedoch zeigen, dass Osterburg auch richtig Stimmung machen kann.
Beeindruckender Rap
Andere Töne schlug F.R. an. "Wir simulieren jetzt mal ein Hip-Hop-Konzert", scherzte der Rapper und forderte die Menge auf, die Arme zu schwenken. Andere Mitmachaktionen wie beim Facebook-Song "Gefällt mir" stießen auf ein dankbares Publikum, das ohne zu zögern mitmachte, denn nicht zuletzt mit einem beeindruckenden Rap in unglaublicher Geschwindigkeit hatte sich der Künstler zuvor die Sympathie der Zuschauer verdient.
Das Programm auf der Hauptbühne begann mit Auletta. "Sommerdiebe" hieß das erste Stück der Indie-Rock-Band aus Mainz. "Wir brauchen alle eure Kehlen!", forderte Frontmann Alexander Zwick, der sich trotz des schwülen Wetters nicht scheute, eine bewegungsreiche Bühnenperformance abzuliefern. Während des Auftritts wurde das Festivalgelände vom wohl heftigsten Gewitter des Jahres heimgesucht. Sturzbäche fielen vom Himmel, sodass alle Besucher ins Zelt drängten. Die Wassermassen sorgten dafür, dass die Zeltkonstruktion bedrohlich schwankte, und spätestens an dieser Stelle nahmen auch die coolsten Typen ihre Sonnenbrillen ab. Auletta musste den Auftritt stoppen. Aufgrund technischer Probleme wurde das Programm rund 45 Minuten unterbrochen. Nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, unterhielt sich das Publikum mit Fangesängen selbst. Für die Organisatoren zeigte sich, dass das große Festzelt in diesem Jahr eine besonders lohnende Investition war.
"Alles nur in meinem Kopf"
Andreas Bourani setzte das Programm fort. Mit der bekannten Mischung aus Liebesschnulze und Balladenpop traf der Sänger auf ein dankbares Publikum. Der Sänger, der seinen größten Hit "Alles nur in meinem Kopf" bereits für die "Sachsen-Anhalt-Hymne" eines bekannten Radiosenders verwursten ließ, spielte Songs zum Mitsingen und Tanzen, die auf große Gegenliebe bei seinen Fans stießen.
Auf der Nebenbühne folgte anschließend der Act, der wohl die meisten Besucher anzog: Cro. Der Rapper, der in diesem Jahr einen kometenhaften Aufstieg erlebt hatte und dessen Youtube-Video "Easy" in den vergangenen sieben Monaten über 21-millionen Mal angeklickt wurde, rief den Osterburgern zu: "Ich fühl\' mich hier total wohl!" Das Publikum war dem authentischen Rapper mit der Pandamaske sofort hörig und kam der Aufforderung "Hände hoch!" gern nach. Optimismus und Leichtigkeit bestimmten die Songs des Rappers. "Ihr singt wunderschön!", bescheinigte der 19-Jährige, der sich nach seinem Auftritt ohne Maske unters Publikum mischte. Während des Auftritts fand auch die obligatorische Schlauchbootfahrt statt. Der Verein "Viva con Agua", der Trinkwasserprojekte in Entwicklungsländern finanziert, war vor Ort und nahm Pfandbecher als Spende entgegen. Bei der Schlauchbootfahrt regnete es zahlreiche Becher, die, genauso wie 50 Cent jeder Eintrittskarte, Trinkwasserprojekten in Uganda zu Gute kommen.
Auf der Hauptbühne spielte anschließend Tiemo Hauer. Der gebürtige Stuttgarter sang Liebesballaden und klassische Pop-Songs, zu denen das Publikum tanzte. An Klavier und Gitarre bewies Tiemo Hauer seine Musikalität auch an den Instrumenten und erntete dafür viel Applaus im gut gefüllten Festzelt.
Mit ungestümer Energie und mitreißender Musik enterten danach Die Orsons die Nebenbühne. Die vier Rapper aus dem Stuttgarter Raum initiierten Sprechchöre und forderten zum Pogo-Tanzen auf. Die Spielfreude sah man den Jungs an, die nicht nur energiegeladene Hip-Hop-Tracks, sondern auch emotionale Liebeslieder spielten. Im letzten Song fragten sie: "Was würdest du tun, wenn alles möglich wär\'?"
Vermutlich zu Thees Uhlmann gehen. Der spielte nämlich anschließend auf der Hauptbühne. Songs wie "Das Mädchen von Kasse 2" oder "Und Jay-Z singt uns ein Lied" sorgten beim Publikum für wahre Begeisterungsstürme. Der 38-jährige sagte: "Ich repräsentiere heute hier die Old School." Damit kokettierte der Tomte-Sänger auch, obwohl er trotzdem zeigte, dass er mit den jüngeren Künstlern mindestens mithalten konnte. Handgemachte Rockmusik, gepaart mit poetischen und ehrlichen Texten, zeigten die Qualitäten des Sängers und Autors. Dabei wurde Uhlmann von seiner erstklassigen Band unterstützt, die teilweise beeindruckende Soli auf Klavier und Gitarre darbot.
Tim Bendzko zum Finale
Als letzter Künstler betrat Tim Bendzko die Bühne auf dem Osterburger Fuchsbau. Der Berliner brachte mit eingängigem Gitarrenpop das Publikum zum Beben. Beschwingt und gut gelaunt ging das Programm dem Ende zu, jedoch nicht ohne eine Zugabe. Spätestens bei seinem Hit "Nur noch kurz die Welt retten", bei dem Rapper F.R. einen Gastauftritt hatte, kochte die Stimmung.
Die Veranstalter der Sparkasse hatten 2012 ausschließlich auf männliche Künstler, vorwiegend aus dem Hip-Hop- und Pop-Bereich, gesetzt. Damit bewiesen die Organisatoren den richtigen Riecher, wie die zahlreichen Gäste bezeugten, die nach Programmende zu Musik aus der Konserve in den Morgen tanzten.
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