Kultur Mühlentheater aus Kreis Stendal: Der Nächste, bitte!
Dorfverein aus Meseberg startet in Düsedau in die neue Spielzeit. Akteure überraschen mit Lokalkolorit und Rollentausch. Was Wundermittel alles bewirken können.
Düsedau. - Basische Tabletten, Tropfen und allerlei andere Medizin verraten es: Das Mühlentheater hat sich in dieser Spielzeit eine Arztpraxis als Kulisse gewählt. Wer könnte da nicht mitfühlen? Schließlich geht es irgendwann nicht ohne.
Zumindest, wenn man beziehungsweise Frau die Fortsetzung der „Frau mit Stil“ lesen will, ohne sie zu kaufen. Oder weil das ein guter Treffpunkt für beste Freundinnen ist. Die zwei, die hier eine wesentliche Rolle spielen, machen auch gleich Schleichwerbung für Osterburger Cafés. Überhaupt lebt die diesjährige Inszenierung wieder von den fein gesponnenen Verbindungen zur Heimat der Akteure. Da kommt sogar die Volksstimme zu Wort, und aus gutem Grund heißt es auf einmal: Man soll nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. So weiß die Schwester ganz genau, dass hier auf dem Land Ärztemangel den Alltag bestimmt. Warum es sich unnötig mit der einzigen Düsedauer Ärztin verscherzen?
Die Freundinnen drohen doch tatsächlich damit, dass sie künftig den Bus nach Osterburg nehmen würden, auch wenn er nur zwei Mal am Tag kommt, wenn sie weiter so behandelt werden. Paroli zu bieten, ist eine der größten Stärken der Schwester. Das muss sie auch. Egal, ob die plappernden Freundinnen auftauchen oder ein Möchtegern-Casanova. Und dann sind da noch die beiden ominösen Oberzicken, die Frau Doktor unbedingt sprechen wollen, obwohl sie zum ersten Mal hier sind. „Ich unterhalte mich nicht mit dem normalen Dorfpöbel“, sind sie sich einig. Zitat Ende. So nicht! Schwester macht schnell klar, wer ins Behandlungszimmer will, muss erst mal an ihr vorbei. Und sich entsprechend benehmen. Wer hier Übergewicht hat, weil er noch zehn Kilo schlechte Laune mitbringt, ist bei ihr an der richtigen Adresse.
Nicht, dass sie kein großes Herz hätte! Sie hat für den Kleinen mit seinem Persönlichkeitsproblem genauso viel Verständnis wie für den großen Michel, der Naturalien als Dankeschön anschleppt und so gern mal wieder einen trinken würde. Apropos Trinken: Auf den Tischen liegt für die Gäste ein Rezept für Salbeilikör bereit. Renate Kleszcz erzählt, dass sie es von Johannes Werner aus Drüsedau hat und wärmstens weiterempfiehlt, nicht nur bei Husten. Wir haben ja Erkältungszeit.
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Ein paar Vorstellungen sollten die Schauspieler schon noch durchhalten, mit oder ohne Salbeilikör. Die Spielzeit für das Stück „Der Nächste, bitte“ von Hans Schimmel hat gerade erst angefangen. 15 Mitglieder zählt der von Achim Fricke angeführte Verein inzwischen. Drei „Neue“ wollen noch dazukommen. Uwe Perlitz und Achim Fricke zeichnen für das Bühnenbild verantwortlich.
Regisseurin Monika Knappe und Uwe Karnstedt von der Technik halten sich wie gehabt im Hintergrund und ziehen von hier aus die Fäden. Andrea Lange übernimmt die Rolle der Souffleuse. „Wir haben im Januar angefangen und uns viel Zeit genommen“, sagt Monika Knappe. So viele Leute auf der Bühne – das will schon was heißen. Bis zum 26. Oktober 2024 steht die Arztpraxis für Theaterfreunde offen.