Hostel geplant Neue Ära für Gutshaus Kannenberg
Nach Jahren des Leerstandes wird im Gutshaus Kannenberg gewerkelt. Es soll ein Hostel werden. Und lädt zur "Kannenberger Guts-Maibowle".
Kannenberg l Verkaufen ist nicht, das steht für Liselotte Schulze fest. Die 34-Jährige hängt am umgangssprachlich auch „Schloss“ genannten Gutshaus Kannenberg, sie wohnte ja selbst eine Zeit darin. Bis sie schließlich im Interesse der Familie nach Sanne gezogen ist. Liselotte Schulzes Lebenspartner Jan Bokelmann hat dort einen Milchvieh-Betrieb mit Ackerbau. Der lasse sich nicht von Ferne bewirtschaften. So stand das Gutshaus Kannenberg einige Jahre leer – nun soll wieder Leben einziehen.
Das ist genau genommen bereits passiert, denn Mitglieder des Oldtimerstammtischs Calberwisch haben sich am vergangenen Sonnabend nicht zum ersten Mal getroffen, um am Gebäude Hand anzulegen. Lange sei die praktizierende Tierärztin Liselotte Schulze auf der Suche nach einer Nutzung für das um 1850 erbaute Gebäude gewesen. Die Idee von einem Hostel, „einer einfachen, ordentlichen Unterkunft“ habe sich nun durchgesetzt. Das Gutshaus liegt am Elberadweg, auch am Pilgerweg, inmitten schöner Natur, wenn in Kannenberg selbst auch die ein oder andere Häuserruine nicht wegzudiskutieren ist.
Dennoch: Das Gutshaus ist ortsbildprägend. Es war einst Stammsitz der Familie von Kannenberg. Liselotte Schulzes Großeltern Wilhelm und Lisbeth Schulze erwarben es im Jahr 1936. Großvater Wilhelm kam aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück, sollte deportiert werden und floh davor nach Hannover. „Meine Oma mit ihren drei Kindern war eine Zeit lang alleine in Kannenberg. Dann wurden sie rausgeschmissen, als die Russen kamen. Sie mussten innerhalb eines Vormittags das Gut verlassen“, so Liselotte Schulze. Enteignung also. Und auch der Weg nach Hannover, wo Liselotte Schulzes Vater aufwuchs: Klaus-Friedrich Schulze. Dieser erwarb nach der Wende die ersten Ländereien, baute wieder einen landwirtschaftlichen Betrieb auf und kaufte schließlich 1997 auch das Gutshaus zurück. Zum Glück, so sagt Liselotte Schulze, hatte sich die „LPG Wischeobst“ 1980 des Gutshauses angenommen und mit der Renovierung bereits begonnen. „Sonst würde es heute nicht mehr stehen.“ In den 80er Jahren erhielt es so eine neue Fassade und Außenputz, 1990 eine neue Heizung.Klaus-Friedrich Schulze und seine Frau Dorothea Schulze-Heckmann ließen später im im Rahmen der Dorferneuerung Fenster und die Haustür erneuern, außerdem privat das Außengeländer samt Wappen.
Zum 1. Juli 2010 übernahm Liselotte Schulze den landwirtschaftlichen Betrieb samt Gutshaus von ihrem Vater. Den Betrieb stellte sie auf ökologische Landwirtschaft um – aus dem Gutshaus soll nun ein Hostel werden. Der Anfang wird bei geplanten drei Zimmern mit maximal acht Betten eher klein gehalten. Später, so schwärmte Guido Schulz vom Oldtimer-Stammtisch am Sonnabend, „könnten hier auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Vielleicht auch ein besonderer Weihnachtsmarkt“. Aber das sei wirklich noch Zukunftsmusik, sagt Liselotte Schulze, die dankbar für die Hilfe von Teilen des Oldtimer-Stammtisches ist, dem sie selbst auch angehört. „Ich habe alte Anbaumaschinen.“
Und ein Gutshaus, das perspektivisch natürlich noch mehr braucht als neue Farbe und Dielenschliff. Eine Zentralheizung zum Beispiel, außerdem eine neue Außenfassade. Vielleicht mit Hilfe von Fördermitteln? Immer langsam. Erstmal steht am 1. Mai die erste „Kannenberger Guts-Maibowle“ ins Haus. Früher in Calberwisch, zuletzt 2014 in Goldbeck, nimmt sie eine altmärkische Tradition wieder auf. Und das „Kannenberger Schloss“ bekommt sogar eine „Maibowle-Königin“.