Petrikirche Seehausen Neue Herausforderung für Kirchenfreunde
Der spätgotische Schnitzaltar der Petrikirche in Seehausen soll restauriert werden. Der Förderverein hat sich um Fachleute gekümmert und stellt nun auch die Finanzierung auf die Beine.
Seehausen - Die Petrikirche in Seehausen erlebte in den vergangenen Jahren umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, zu der neben den Dächern auch das Wiedererstarken der Lütkemüllerorgel gehört. Als optischer Kontrast zum Orgelprospekt mit seinen mächtigen Zinnpfeifen soll auf der Ostseite des Gotteshauses nun der spätgotische Schnitzaltar eine Auffrischungskur bekommen. Federführend ist der Verein Freunde und Förderer der Petrikirche zu Seehausen.
Ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert
Der Vorsitzende der organisierten Kirchenfreunde, Walter Fiedler, ließ im Gespräch mit der Volksstimme durchblicken, dass man nach dem Abschluss des Projektes Türmerwohnung und der kürzlichen Neuvergoldung der Turmuhrzeiger für eine neue Herausforderung bereit gewesen sei und diese in der Konservierung des Altars gefunden habe.
Das Kunstwerk, dessen Entstehung auf Anfang des 16. Jahrhundertes geschätzt wird, ist abgesehen von der Orgel das bedeutendste Stück der Innenausstattung und stellt den Leidensweg Jesu Christi vom letzten Abendmahl über die Kreuzigung bis zur Auferstehung dar. Auch wenn die Namen des oder der Erschaffer nicht überliefert sind, ist der Altar in seiner räumlichen Tiefe, in der Detaildarstellung der Szenen sowie der realistischen Darstellung der Personen ein einmaliges Zeugnis handwerklichen Könnens, über dessen Wert man nur spekulieren kann. Ein Name ist mit der Entstehung des Altars nicht verbunden.
Der oder die Erschaffer weiter unbekannt
Aber die Fachleute erkennen nicht zuletzt an der Art der Figuren und der Gewänder eine niederländische Handschrift. Fiedler glaubt nicht, dass es nur einen Künstler war. Er geht von einer Werkstatt und mehreren Schnitzern aus. Wofür auch spricht, dass die Gesichter der Figuren aus Lindenholz alle einen individuellen Ausdruck zeigen.
Allerdings hat der Zahn der Zeit auch dafür gesorgt, dass der früher dreiflügelige und erst mit dem Bau der Orgel 1867/68 in einem Rahmen gefasste Altar einen Großteil seine Strahlkraft eingebüßt hat. Das heißt, dass die 13 Reliefdarstellungen aus der Bibelgeschichte vor allem gründlich gereinigt werden müssten, damit die Farbenvielfalt wieder zur Geltung kommt. In dem Zusammenhang ist auch geplant, die Goldkanten in der Einfassung erneuern. Bei der Restauration sollen zudem kleine Schäden am Holz ausgebessert werden.
Große Verluste am Kunstwerk sind scheinbar nicht zu beklagen. Und auch der Befall mit Holzwurm ist seit der Bekämpfungsaktion unter Regie der Kirchengemeinde Geschichte. Neben den 13 Reliefs muss zusätzlich die Kopie des Abendmahls von Leonardo da Vinci gereinigt werden. Das Bild war ursprünglich nicht Teil des Altars, sondern ist die Schenkung einer reichen Seehäuser Familie Anfang des 18. Jahrhundertes und wurde bei der Rahmung des Altars eingefügt. Was die Sache kosten könnte, wissen die Initiatoren nach drei Kostenvoranschlägen auch. Die preiswerteste Variante liegt bei 42 000 Euro. Wobei sich die drei Angebote in der fachlichen Qualität nichts nehmen. Das hat sich der Verein von Spezialisten bestätigen lassen.
Die Restauration könnte schon in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres beginnen. Bis dahin wollen die Kirchenförderer die Finanzierung gestemmt haben. Mit den 4500 Euro Preisgeld im Rahmen des Wettbewerbes „Goldener Kirchturm“ der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) von 2020 betrage das verfügbare Vermögen des Vereins rund 10 000 Euro. Dazu hat der Verein bei der kirchlichen Stiftung Kunst- und Kulturgut in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands einen Zuschuss von 20 000 Euro beantragt. Bliebe im Idealfall eine Lücke von etwa 12 000 Euro. Da ist der Verein auf Spenden angewiesen. Um diese zu akquirieren, haben sich die Kirchenförderer von St. Petri ein System von Patenschaften einfallen lassen, das den Geldgebern wie seinerzeit bei der Orgelsanierung auch etwas zurückgibt.
13 Reliefs und 105 Figuren sind zu vergeben
Rund 150 Figuren zieren den Schnitzaltar, für 105 der markantesten können je nach Geldbeutel Patenschaften übernommen werden. Die Preise für einzelne Figuren reichen 50 bis 150 Euro. Es ist aber auch möglich, sich für ein ganzes Relief gegen eine Spendenquittung finanziell zu engagieren. Da reichen die Angebote von 500 Euro für die „Auferstehung“ bis 3000 Euro für die Kreuzigungsszene.
Die Höhe der Patenschaften sowohl bei den Einzelfiguren als auch bei den Reliefs steift und fällt mit dem unterschiedlichen Restaurationsaufwand. Letzterer ergibt sich aus der Größe und dem Detailreichtum der jeweiligen Darstellung. Für die Figur Jesu sind die meisten Patenschaften möglich. Gottes Sohn ist auf 11 von 13 Reliefs dargestellt.
Walter Fiedler ist bei Sponsoren optimistisch
Die ersten Reaktionen stimmten Fiedler schon vor der Veröffentlichung des Spendenaufrufs optimistisch. Nichtsdestotrotz ist in den kommenden Wochen und Monaten Klinkenputzen angesagt, um die Finanzierung für den Restaurator zusammenzubekommen.
Wer das Projekt unterstützen will, kann sich an Walter Fiedler wenden. Mehr über das Vorhaben und den Kirchenförderverein auch im Internet unter der Adresse www.foerderer-petrikircheseehausen.de.