Umweltschützer Ernst Paul Dörfler bei den Literaturtagen Nicht nur im Kreis Stendal: Was wir von Vögeln lernen können
Landesliteraturtage: Naturforscher und Autor Ernst Paul Dörfler aus Steckby bereichert den Unterricht in Osterburger Grundschule.
Osterburg. - Ernst Paul Dörfler aus Steckby widmet sein ganzes Leben der Natur. Dass er zu seiner Lesung im Rahmen der Landesliteraturtage radelt, zumindest teilweise, ist da wohl Ehrensache. Für die Schüler der Grundschule Osterburg war die Stunde mit ihm das Ereignis der Woche.
Die beste Bibliothek des Landes hat Osterburg
Und was sie nicht alles fragten! Solche wissbegierigen Kinder hat er wohl nur in Osterburg. Das wundert den Vogelfreund und Autor überhaupt nicht. Weit über die Landesgrenzen hinaus ist Dörfler bekannt. 15 Bücher hat er geschrieben, aber nach Osterburg kommt er am liebsten, „denn Osterburg hat die schönste und beste Bibliothek von ganz Sachsen-Anhalt“ steht für ihn fest. Die Schüler sind Stammleser. Sein neuestes Werk beschäftigt sich mit dem „Liebesleben der Vögel“. In Osterburg stellte er „Nestwärme. Was wir von Vögeln lernen können“ vor.
Was? Drei Jahre schreibt der Autor an einem Buch? So lange? „Es hat mich immer schon begeistert, Flüsse und Seen zu untersuchen, den Vögeln zuzuhören und mein Wissen zu sammeln. Also kann man sagen, es ist schon ganz viel lange in meinem Kopf.“ Bis ein Buch erscheint, dauert es trotzdem. Die Hauptsache ist, das Wissen nach außen zu tragen und andere zu begeistern. In den Schülern der 4. Klasse war Ernst Paul Dörfler genau an der richtigen Adresse. Beeindruckt lauschten sie, als Dörfler erzählte, dass Vögel hauptsächlich nachts fliegen. Ohne Handy. Ohne Navi. Nur mit Orientierung nach dem Polarstern. Im Herbst in den Süden, zum Beispiel Afrika, im Frühjahr nach Osterburg. Das wussten die Kids natürlich schon. Gänse machen „gaga“ und Kraniche trompeten.
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„Was soll ich denn mal vorspielen? Ich habe 200 Vogelarten auf dem Handy“, so Dörfler. „Spatzen!“, so die Osterburger. Als Nächstes war der Wasserpieper dran. Der hat schon ein paar Melodien mehr drauf. Und erst die Nachtigall!
Frühkindliche Erziehung beginnt mit dem Ei
250 Strophen können die besten Männchen auswendig singen. Die Weibchen sind für die leisen Töne und singen Wiegenlieder. Jahrelang hatte man gedacht, nur die Männchen könnten so viel. „Das wurde erst jetzt erforscht“, erzählt der Vogelexperte. Auch, dass die frühkindliche Erziehung schon von Mutter zu Ei erfolgt. Und je mehr der Vater vor dem Schlüpfen singt, umso mehr weiß die junge Nachtigall. Grundsätzlich sind die Jungen aber faul. Erst später zeigt sich, wer gut zugehört hat.
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Ah! Da sehen die Schüler schon die ersten Parallelen. Was kann man denn noch von Vögeln lernen? „Bewegen, bewegen, bewegen“, betont Dörfler. „Zehn Stunden sitzen Menschen durchschnittlich am Tag. Davon wird man krank.“ Vögel fliegen, also bewegen sich. Und das an der frischen Luft. Unvorstellbar für die Schüler, dass vor 100 Jahren Vögel auch einfach so in der Stube gehalten wurden. Nicht mal im Käfig. Bei den einen flogen Rotkehlchen rum, bei den anderen Nachtigallen. Eben die besten Sänger.
Wir sollten Vögel zum Vorbild nehmen.
Ernst Paul Dörfler
Sie essen Nahrung aus der Natur. „Das sollten wir auch“, riet Dörfler. Er selbst mache das schon. Zum Beweis holte der Forscher einen Apfel aus der Tasche, den er gern teilt – das Gehäuse der Amsel, das Drumherum ihm.
Nicht zu vergessen: genügend schlafen und ruhen. „Wie ich.“
Schon beschenkte Dörfler die Kinder mit schönen Vogelkarten. Sie wollten ihn gar nicht ziehen lassen und umringten ihn wie junge Küken, aber da hatte sich der Vogelexperte schon wieder sein Fahrrad geschnappt. „Ich muss noch einen Zug kriegen.“