Zu viel Schwerlastverkehr Risse in Hausfassade: Parkverbot macht's für Schumanns aus Petersmark nur noch schlimmer
Ein einseitiges Parkverbot in Petersmark soll bewirken, dass vor allem landwirtschaftliche Fahrzeuge den Sommerweg nicht mehr kaputtfahren. Für Familie Schumann macht das neue Verkehrsschild die Sache nur noch schlimmer. Und ihr Haus zeigt bereits deutliche Schäden in Folge des tonnenschweren Durchgangsverkehrs. Eine verfahrene Situation.


Petersmark - Schon im März am Tag seiner Wahl kam Goldbecks Bürgermeister Christian Masche (parteilos) mit Verbandsgemeindebürgermeister René Schernikau (parteilos) auf das Thema. Die parkenden Autos auf der Bürgersteigseite in Petersmark waren beiden längst ein Dorn im Auge. Denn diese zwangen die Landmaschinen dazu, teilweise auf den Sommerweg auszuweichen, der dadurch in regelmäßigen Abständen repariert werden musste, weil er den tonnenschweren Erntefahrzeugen nicht standhält. Das kostet die Kommune Geld, das Masche gerne sparen möchte. „Es gab aber schon vorher Ideen. Auf der Einwohnerversammlung im September letzten Jahres haben wir über Pläne gesprochen und das Parkverbot als mögliche Lösung kommuniziert“, sagt Schernikau. Die Petersmarker Kopfsteinpflasterstraße sei von anno dazumal, passe zu Pferdekutschen, nicht zu 40-Tonnern. Eine neue Straße müsste her, aber das sei schwer machbar, weil nicht die komplette Straße finanziell übernommen würde und der Regenwasserkanal umlagepflichtig wäre. Und ohne Entwässerung keine Straße. Was also tun?
Weniger Tempo, weniger Schäden
Zunächst kam das 30er-Verkehrschild in den Ort zurück. Weniger Tempo, weniger Schäden. Dazu wurde jetzt eine Einbahnstraßenregelung in der Buswendeschleife und ein einseitiges Parkverbot eingerichtet. Alles gut also? Nein. Für Familie Schumann macht das Parkverbot die Sache nämlich nur noch schlimmer. „Wir haben unsere Autos ja vorher aus taktischen Gründen direkt vor dem Haus geparkt. So fuhren die schweren Maschinen nicht ganz so dicht vorbei. Zwei Meter machten da schon viel aus. Eigentlich ist Petersmark kein Durchgangsort“, sagt Carsten Schumann, der nun nicht mehr vor seinem Haus parken darf. Theoretisch auf der anderen Straßenseite, praktisch hat der Nachbar gegenüber als Folge der neuen Verkehrsregelung aber einen Teil des öffentlichen Rasenstücks vor seinem Haus mit Flatterband abgesperrt, was nicht gerade wie eine Einladung zum Parken aussieht. Vorm Flatterband sei allerdings noch Platz zum Parken, sagt Masche. Der Nachbar wolle vor seinem Haus auf eigene Kosten eine Baumreihe pflanzen, was mit dem Bauamt abgestimmt sei. „Ich bin doch als Bürgermeister froh, wenn Bürger sagen, sie wollen das Dorf schöner machen. Eine Baumreihe gab es nach Einsicht alter Dokumente schon früher, ist somit nicht nur gerechtfertigt, sondern erwünscht und deshalb auch vom Amt genehmigt. Ordnungsamt und Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Arneburg-Goldbeck sind informiert. Ich hoffe, das ist Anstoß für andere Dorfbewohner, das Dorf auf Eigeninitiative zu verschönern“, so Masche.
Sohn Luca (5) erwacht 4 Uhr morgens
Indes weiß Familie Schumann jetzt nicht recht weiter. 2013 bezog sie den Vierseitenhof in Richtung Möllendorf, sah seinerzeit nur die Vorteile des Landlebens. Inzwischen seien die Folgen des landwirtschaftlichen Durchgangsverkehrs unübersehbar: Ihre Hausfassade hat Risse, der Putz bröckelt ab, die elektrischen Jalousien setzen aus, der Dachstuhl knackt. Mal abgesehen davon, dass nicht nur ihr Sohn Luca (5) morgens um 4 Uhr von dem Lärm und den Erschütterungen aufwache. „Zur Erntezeit ist es am schlimmsten“, sagt Carsten Schumann.
Wirtschaftswege eigentlich zum Teil saniert
„Wenn die Maschinen die teils erst asphaltierten landwirtschaftlichen Wege mehr nutzen würden, wäre der Sache schon geholfen“, gibt Schumann zu bedenken. Wobei Masche, selbst wohnhaft in Petersmark, das Gefühl hat, dass der Pendelverkehr schon abgenommen habe. Auf Schumanns Frage, ob wenigstens eine Tonnenbeschränkung denkbar wäre, antwortete Masche: „Dann kommt die Müllabfuhr nicht mehr. Das geht auch nicht.“ Und: Die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge gehören letztlich auch zum Dorf.
„Ich höre zum ersten Mal von dem Problem der Familie. Uns geht es darum, dass der Verkehr fließt. Wir haben die Optionen genau geprüft“, so Schernikau. „Wir werden das Parkverbot nicht zurücknehmen – das ist nach derzeitigem Stand die beste Lösung“, ergänzt Bürgermeister Masche. Der Beschädigung des Sommerweges vorzubeugen, sei somit abgeholfen. Auf der Suche nach einer Lösung für Familie Schumann wusste Masche im Gespräch mit den Betroffenen zunächst keinen Rat. Als Möglichkeit schlug Familie Schumann die Beseitigung der Vertiefungen und Bodenwellen vor. „Ich werde es mir anschauen“, so Masche. Dass etwas passiert, könne er jedoch nicht versprechen. „Wir müssen mit dem Bauamt zusammen überlegen. Auf kurze Zeit wird es nicht besser werden. Das Problem lässt sich nicht schnell lösen.“ Eine verfahrene Situation.
