Was man im Landwirtschaftsbetrieb Thomsen im Kreis Stendal alles lernen kann So lebt man auf dem Lande in der Altmark
Bei Constanze Thomsen in Düsedau lernen Jugendliche seit 25 Jahren den Alltag auf einem Bauernhof kennen. Die Kooperation mit der Lebenshilfe Osterburg ist eine ganz besondere.
Düsedau. - Die Kooperation mit der Lebenshilfe Osterburg geht für Constanze Thomsen aus Düsedau in die nächste Runde. Im Landwirtschaftsbetrieb begrüßt sie jede Woche wissbegierige junge Leute, die im Projekt „Leben mit der Natur und den Tieren" aufblühen.
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„Vor 25 Jahren habe ich mit Hofpädagogik angefangen. Damals war meine Tochter Carola ein halbes Jahr alt. Jetzt ist sie 26", erzählt Constanze Thomsen. Besuche von Kindertagesstätten und Schulen sind seitdem keine Seltenheit. Erst kürzlich waren Schüler aus Stendal bei ihr zu Gast und erkundeten den Familienbetrieb. Mit der Lebenshilfe in Osterburg verbindet die Landwirtin seit fünf Jahren eine besondere Zusammenarbeit.
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„Ich bin auf die Lebenshilfe zugegangen, weil ich auch Menschen mit Handicap das Leben auf dem Land nahebringen und sie integrieren wollte", so der Ansatz ihrer Hofpädagogik. „Unter Betreuung in der Landwirtschaft zu arbeiten, das muss doch möglich sein", war ihre Devise, „denn es macht so viele glücklich." Diese Erfahrung findet sie regelmäßig bestätigt.
Ein reines Vergnügen
Mittlerweile ist der Terminkalender von März bis November fest in der Hand der Lebenshilfe Osterburg. Jedes Jahr kommen junge Menschen mittwochs in den Genuss, mehr über das Leben auf dem Land zu erfahren. Damit das gut gelingt, unterrichtet Constanze Thomsen nur in einer kleinen Gruppe. Wobei die Teilnehmer die Zeit auf dem Hof nicht unbedingt als Unterricht empfinden, sondern als reines Vergnügen.
An einem Mittwoch durften sie selbst einmal Lehrer spielen und erzählen, was sie bisher in Düsedau gelernt haben. Imker und Blühwiesen-Pate Rando Hanske aus Erxleben brachte seine vierjährige Nichte Frieda mit. Los ging es mit dem Füttern – Kühe, Alpakas, schottische Rinder, Ziegen, Schweine und Pferde. Dann erst mal Pause auf den Heuballen. „Wenn die Kinder zur Ruhe kommen und abschalten, sollen sie den Moment genießen. Dann will ich sie nicht aus der Stimmung reißen", beschreibt Thomsen.
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Ihre Teilnehmer sollen ja alles bewusst wahrnehmen. Dazu gehört für sie auch Kräuterkunde. Aus den Lindenblättern vom Hof können sie sich zu Hause frischen Tee zubereiten oder sie in den Salat mischen. Sie lernen, Hagebutten haben viel Vitamin C, Lavendel beruhigt, und Birkenblätter sind ein scharfes Gewürz. „Sie sind ganz stolz, wenn ich ihnen sage, dass sie sich jetzt mit Pflanzen im Wald auskennen", sagt die Landwirtin. Auf ihrem Barfußpfad lernen sie außerdem Ringelblume, Spitzwegerich und Bärlauch zu unterscheiden.
Ein großes Abenteuer
Als Junior-Chef Julian Thomsen für seine Mutter einsprang, erfuhren die Lebenshilfe-Teilnehmer wiederum viel über Technik. „Ich habe Säscheiben und die Fettpresse erklärt. Danach haben wir unsere Rübenlegemaschine damit geschmiert. Wartung der Geräte gehört eben auch dazu", so Julian Thomsen. Für die Teilnehmer der Lebenshilfe ein großes Abenteuer. „Was mir so gefällt und uns immer wieder beeindruckt, ist die Begeisterungsfähigkeit und das Miteinander", betont Constanze Thomsen. Sie erlebt den wertschätzenden Umgang als Bereicherung und freut sich über aufmunternde Worte wie „Trau dich doch!“
Über das Projekt und die Erlebnisse vom Tag zu sprechen, auch wenn sie für ihre Besucher schön sind, ist für manchen eine Herausforderung. „Wir haben eine Bauernhof-WhatsApp-Gruppe, die eine frühere Teilnehmerin leitet. Da erzählen wir den Kursteilnehmern von unserem Tag und teilen auch Glücksmomente. Zum Beispiel, dass Celina sich jetzt traut, die Alpakas zu streicheln", sagt Constanze Thomsen. „Ich liebe diese Arbeit. Von den jungen Lebenshilfe-Mitstreitern können wir uns viel abgucken." Sie freuen sich schon darauf, den jungen Mais zu naschen.