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Pferdesport im Kreis Stendal Vielseitigkeitsreiter Mike Bardehle auf neuen Wegen

Europameister aus Hohenberg-Krusemark tauscht Sattel gegen Richterstuhl. Wie der gebürtige Stendaler künftig mitmischt.

Aktualisiert: 08.01.2025, 06:14
Das Abschlussturnier 2024 in Krumke mit Richter Mike Bardehle aus Hohenberg-Krusemark.
Das Abschlussturnier 2024 in Krumke mit Richter Mike Bardehle aus Hohenberg-Krusemark. Foto: Astrid Mathis

Hohenberg-Krusemark. - Vielseitigkeitsreiter Mike Bardehle aus Hohenberg-Krusemark hat seinen Sattel 2024 endgültig gegen den Richterstuhl eingetauscht. Und er ist froh darüber. Auf Europameisterschaften muss er deshalb noch lange nicht verzichten, denn er will den Turnieren treu bleiben.

Mike Bardehle ist nicht nur Pferdefreunden in der Altmark ein Begriff. Von seiner Konkurrenz über die Landesgrenzen hinweg respektiert, hat der heute 56-Jährige über Jahrzehnte das Turniergeschehen im Vielseitigkeitsreiten auf nationaler und internationaler Ebene geprägt und sich mit Steffen Rossau vom Reitverein Flessau manches Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Für den Pferdesportverein 1881 Hohenberg-Krusemark. Für Sachsen-Anhalt. Für Deutschland. Kein Hindernis war ihm zu hoch, kein Graben zu tief – keine Prüfung zu schwer.

Gleich anderen Profisportlern baute er sich schon während seiner aktiven Turnierzeit als Reiter ein zweites Standbein auf. Aus einem einfachen Grund. Mike Bardehle kann einfach nicht auf die Pferdebühne verzichten. Warum sollte er auch? Er kennt sich viel zu gut aus.

Als elfjähriger Steppke war der Pferdesportverein in Stendal seine erste Wirkungsstätte. Mit 11 Volti. Bardehles Talent blieb nicht unentdeckt. Mit 14 stieg der gebürtige Stendaler in den Turnierreitsport ein. Nach der Wende ging für ihn richtig die Post ab. Die Pferdeleidenschaft ließ sich allerdings nur zum Teil vererben. „Mit meiner Tochter reite ich manchmal aus, meinen Sohn interessiert das nicht so“, merkt Mike Bardehle schmunzelnd an.

 Mike Bardehle bei der Europameisterschaft 2003 in Belgien.
Mike Bardehle bei der Europameisterschaft 2003 in Belgien.
Foto: Bardehle

Er selbst: Reiter, Fahrer, Züchter, Turnierfachkraft. Wobei: Das Fahrabzeichen hat er, zugegeben, nur gemacht, um in der Freizeit Kutsche zu fahren. Seine größten Erfolge als Vielseitigkeitsreiter: Vize-Europameister mit der Mannschaft im Jahre 2005 in Belgien. Im Einzel erkämpfte er sich den 6. Platz. Zwei Jahre später holte die Mannschaft in Deutschland den Titel. Bardehle kam auf den 11. Platz. Die Krawatte ist ein Überbleibsel, das er mit Stolz trägt, wenn er sich auf den Richterstuhl setzt, denn sie war Teil der Kaderkleidung bei der EM. Fest stand für ihn schon immer, dass er Richter werden will, wenn er sich aus dem Turniersport als Reiter zurückzieht. Zwei Unfälle habe er in all den Jahren kassiert, gibt der versierte Vielseitigkeitsreiter zu, „aber nie auf dem Turnierplatz“.

Seit drei Jahren zeichnet er für die Strecke im Hohenberger Wald verantwortlich und ist dort Parcourschef. Die Vielseitigkeitstage in Hohenberg-Krusemark sind beliebter denn je zuvor.

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Im Sommer 2024 war Hohenberg-Krusemark zudem Ausrichter der Goldenen Schärpe der Ponys. Kein Wunder! In den vergangenen 30 Jahren war Hohenberg-Krusemark mehrfach Gastgeber Deutscher Jugendmeisterschaften und Bundeswettkämpfe. Sowohl Michael Jung als auch Sandra Auffahrt wurden hier Deutsche U21-Meister. Nach einer mehrjährigen Pause richtete nun ein junges, neues Team mit Unterstützung der Dorfgemeinschaft wieder eine Bundesveranstaltung aus.

Das ist ein Ritterschlag.

Mike Bardehle, Parcourschef in Hohenberg-Krusemark

Mit Isabell Huth als neuer Turnierleiterin, Zweite Vorsitzenden und Schatzmeisterin, Mareike Tannhäuser als Vereinschefin und Mike Bardehle als sportlichem Leiter und Parcoursbauer hat sich der Vorstand seit Oktober 2024 ordentlich verjüngt und zum guten Ruf des Reitvereins beigetragen. „Da kann man als Veranstalter stolz sein“, sagt Bardehle und fügt hinzu: „Das ist ein Ritterschlag, wenn solche Veranstaltungen bei uns stattfinden, und ein Zeichen für einen etablierten Verein im Bundeschampionat.“ Ja, selbst die Kaderreiter aus Deutschland wollen in Krusemark zur Qualifikation antreten, was die sehr hohe Teilnehmerzahl begründet. Vielseitigkeitsgrößen, die Deutschland bei den Olympischen Spielen vertreten, sind ebenfalls schon in Hohenberg-Krusemark gestartet.

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„Wir haben in den letzten drei Jahren fortgeführt, was die alte Riege aufgebaut hat.“ Der Vielseitigkeitsreiter hat sich einiges von seinen Vorgängern abgeguckt. Jahrzehntelang fungierte Thomas Treptow als Parcourschef in Hohenberg-Krusemark. Aufgebaut hat Arthur Hasenfuß den Vielseitigkeitsparcours in dem Altmarkdorf, dessen Stil hat er übernommen. Nicht nur beim Parcoursbau, auch als Reiter, denn Hasenfuß war in den letzten Jahren sein Trainer. Der einstige Vorsitzende des Pferdesportvereins Hohenberg-Krusemark machte den Verein und seine Turniere über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus bekannt. „Diese Handschrift möchte ich weiterführen“, verspricht Mike Bardehle.

  • Seit 2021 hat Mike Bardehle seine Ausbildung zum Parcourschef. 2022 wurde er Technischer Delegierter (TD) mit Zusatzfunktion in der Vielseitigkeit. Den Titel „Internationaler Parcourschef für Level 1“, das heißt für die Qualifikation im Gelände, hat er seit 2023 in der Tasche. Seit genau einem Jahr ist Bardehle geprüfter Richter und hat beispielsweise im Sommer 2024 bei den 1. Ostdeutschen Vielseitigkeitsmeisterschaften in Krostitz/Sachsen als TD und bei dem Dressur- und Springturnier in Kakerbeck als Richter entschieden. Im Herbst 2024 bestand er in Bad Segeberg die Zusatzqualifikation als Vielseitigkeitsrichter.
  • Am 4. Juli 2025 lädt der Verein zur Qualifikation zum Bundeschampionat für Vielseitigkeitspferde der 5- bis 6-Jährigen ein. Vom 4. bis 6. Juli 2025 findet in Hohenberg-Krusemark die Landesmeisterschaft Vielseitigkeit statt.
  • Auch im Winter wird am Parcours im wahrsten Sinne des Wortes gefeilt. Während andere in diesen Tagen Aschenbrödels Geländeritt vom Sofa aus genießen oder zum Joggen abdüsen, um dem Weihnachtsbraten zu Leibe zu rücken, haben Torsten Huth und Mike Bardehle im Hohenberger Wald die Hindernisse erneuert.