29. Musikfest Altmark Weil Charlie Chaplin Kult ist - auch im Kreis Stendal
Das 29. Musikfest Altmark geht mit einem Stummfilm und Live-Musik in Iden zu Ende. Warum es sich lohnt, Kino vom Anfang des 20. Jahrhunderts wieder auf der großen Leinwand zu zeigen.
Iden. - Stummfilme sind Kult. Das weiß das Organisationsteam um das 29. Musikfest Altmark ganz genau. Zum Abschluss des Festes feierten Fans von Charlie Chaplin ihren Star in dem Film „The Circus“ in Iden mit Live-Musik des Duos „Salon Pernod“ aus Halle.
„Experiment geglückt“, resümierte freudestrahlend Ulrike Bergmann, Leiterin des Schulverwaltungs- und Kulturamtes des Landkreises Stendal. Um sich herum lachende Gesichter in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Iden. Schon lange hatte ihre Mitarbeiterin Jana Maaß einen solchen Stummfilmabend auf dem Zettel. Nun hat es endlich im Rahmen des altmärkischen Musikfestes geklappt. Der Zuspruch gab ihnen Recht.
Neugierig auf Salon Pernod
Inge Lauers und Sigrid Hartmann aus Osterburg waren als Charlie-Chaplin-Fans vor allem auf die Live-Musik neugierig. „Der Tramp“ und „Der Diktator“ kannten sie schon. „Uns hat eine Lehrerin aus dem Publikum berichtet, dass ihre Schüler gar nichts damit anfangen konnten. Ja, sie konnten gar nicht glauben, dass es mal Filme ohne Sprache gab und die heute noch Kult sind“, erzählte Sigrid Hartmann. „Das finde ich unglaublich. Da entgeht ihnen was.“
Das Duo „Salon Pernod“ weiß, dass es Stummfilme schwer haben, obwohl sie so sehenswert und unterhaltsam sind – viel mehr als heutige Filme, sind sich Thomas Wittenbecher (Akkordeon) und Patrick Zörner (Gitarre) einig. Alles fing für sie vor 14 Jahren mit dem halleschen Akkordeonfestival Akut an. Seitdem haben sie sich ihr eigenes Stummfilm-Repertoire erarbeitet. Buster Keaton in „Der Kameramann“ (1928) und „Unsere verflixte Gastfreundschaft“ (1923) begleitete das Duo in den Anfangsjahren. Mit Charlie Chaplin in der Hauptrolle haben die Musiker auch noch „Goldrausch“ (1925) in petto. Wo Stummfilmabende mit Live-Musik laufen, kommt Publikum aus allen Richtungen zusammen. In größeren Städten ist auch bei Jugendlichen angekommen, was das Zusammenspiel von Bild und Live-Musik ausmacht. Siehe „Der Zirkus“. Komik und Drama.
Als Clown talentfrei
Charlie Chaplin verguckt sich in ein Mädchen vom Zirkus und versucht alles, um dort zu arbeiten. Als Clown taugt er überhaupt nichts, findet der Direktor – weil er nie macht, was er soll. Genau darin liegt der Witz für den Zuschauer. Als Requisiteur zur Not eingestellt, wird der Tollpatsch schnell zum Star. Unbemerkt – würde seine Angebetete ihm nicht verraten, dass er ausgenutzt wird. Er verlangt höheres Gehalt und hat Erfolg. Wenn es nun noch mit der Liebe klappen würde! Doch da taucht ein Seiltänzer auf. Die Zuschauer lachen und leiden mit – bei jedem Bild und jedem Ton.
Herrlich kurzweilig finden das auch Helmut und Kerstin Sasse aus Rohrbeck. Die Zwei haben 2023 mit dem Wischeverein das Projekt „Wische-Kino“ gestartet und wollen Filme aufs Land holen. Charlie Chaplin habe es wieder gezeigt, Filme bringen Menschen zusammen und haben im Kulturleben einen festen Platz. „So was müsste man viel öfter machen“, sagt Kerstin Sasse. Für die Kooperation mit dem Filmklub Güstrow suchen die Initiatoren Vereine und Institutionen, die gern zur Kinovorstellung einladen möchten.
Ulrike Bergmann und Jana Maaß sind davon überzeugt, dass beim 30. Musikfest Altmark wieder ein Stummfilmabend mit Live-Musik dabei sein sollte. Von den 50 Veranstaltungen in den Altmarkkreisen war die mit Charlie Chaplin eine der ganz besonders hörens- und sehenswerten.