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Stadt Osterburg Wie ein Kämmerer im Kreis Stendal 38 Jahre an der Spitze bleibt

Der Erste stellvertretende Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterburg geht in Rente. Von Ruhestand kann für Detlef Kränzel keine Rede sein. In welchen Ämtern er sich engagiert und wofür er einen Spaten braucht.

Von Astrid Mathis 27.09.2024, 17:15
Als Abschiedgeschenk ein schöner Spaten: Detlef Kränzel   aus Düsedau  steht an der Spitze der Unterhaltungsverbände um Osterburg.
Als Abschiedgeschenk ein schöner Spaten: Detlef Kränzel aus Düsedau steht an der Spitze der Unterhaltungsverbände um Osterburg. Foto: Astrid Mathis

Osterburg. - Detlef Kränzel hat Humor und ist für seine realistischen Einschätzungen bekannt. Außerdem hat der 62-Jährige in 38 Jahren für die Gemeinde so viel auf den Weg gebracht, dass es kaum auf acht Schreibmaschinenseiten passte. Zeit, um auf seine Taten als einstiger Kämmerer und stellvertretender Bürgermeister zurückzublicken, mussten die Gäste am Tag des Abschieds in der Musikmarkthalle Osterburg da schon mitbringen.

In Schönberg aufgewachsen, zog es Detlef Kränzel von 1983 bis 1986 zum Bürgermeisterstudium an die Fachschule in Frankenberg bei Chemnitz, das nach der Wende dem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt gleichgestellt wurde. Die Berufswahl trug sogleich Früchte, bemerkte Kränzel schmunzelnd, denn dabei lernte er seine Ehefrau Silvia kennen, mit der er mittlerweile 39 Jahre verheiratet ist. Die Kinder Christin und Christian machten das Eheglück perfekt.

 Sein letztes Arbeitsbuch hatte Detlef Kränzel aus dem Fenster geschmissen. Jetzt bekam er die überarbeitete Fassung mit vielen Fotos, unter anderem von Betriebsausflügen, von seinen Mitarbeiterinnen zurück.
Sein letztes Arbeitsbuch hatte Detlef Kränzel aus dem Fenster geschmissen. Jetzt bekam er die überarbeitete Fassung mit vielen Fotos, unter anderem von Betriebsausflügen, von seinen Mitarbeiterinnen zurück.
Foto: Astrid Mathis

Als Mentoren hob Detlef Kränzel Silvia Lubitz und den längst verstorbenen früheren Bürgermeister Horst Fenzl aus Gladigau hervor. In seiner Anfangszeit war Kränzel sogar Betreuer im Kinderferienlager Arendsee. In jenen Tagen lernte er Mario Grünwald kennen, der als Regionalbereichsbeamter in Osterburg später wieder seinen Weg kreuzte. Und davon gab es viele Begegnungen.

Eigentlich sollte Detlef Kränzel die Amtsgeschäfte in Werben übernehmen, aber der Schönberger hatte andere Pläne für seine junge Familie und setzte sich durch. 1986 übernahm er Krevese: Schule, Kindergarten, Krippe, drei Verkaufsstellen, zwei Poststellen, zwei LPGen, einen Fernsehturm. Dort begann die Zusammenarbeit mit seiner langjährigsten Mitarbeiterin: Christel Niegisch.

Fußstapfen mit Folgen

Seine Fußstapfen sind noch heute auf Kreveser Boden zu sehen: zentraler Wasserleitungsbau, Modernisierung von Wohnungen, Außenputz für die Schule. Nach der Wende gab es keine hauptamtlichen Bürgermeister mehr. 1994 hieß es: Ab in die Verwaltung nach Osterburg zu den Liegenschaften, zu Wirtschaftsförderung und Tourismus, ins Hauptamt und Ordnungsamt! 2001 wurde der 1999 gewählte stellvertretende Bürgermeister der Stadt Osterburg auch noch Amtsleiter für Finanzen, denn damit kennt er sich eben aus.

Biese-Brass spielt für Detlef Kränzel in Osterburg (Kreis Stendal) auf, Wunschtitel inklusive: Wer soll das bezahlen?
Biese-Brass spielt für Detlef Kränzel in Osterburg (Kreis Stendal) auf, Wunschtitel inklusive: Wer soll das bezahlen?
Foto: Astrid Mathis

Doch sein Herz schlägt seit seiner Zeit in der AG Junge Brandschutzhelfer in Schönberg für die Feuerwehr. Dass die Kameraden aus Osterburg während seiner Rede zum Einsatz mussten, kam aufs Stichwort. Sicher werde auch seine Nachfolgerin Stefanie Fritze der Feuerwehr so viel Bedeutung zumessen wie er. Ihr hinterlässt Osterburgs Kämmerer ein starkes Team und eine gut gefüllte Stadtkasse. Wie ihm selbst gehe es ebenso Pfarrer Gordon Sethge um das Wohl seiner Schäfchen. Verwaltung, Stadtrat und evangelischer Gemeinde stehe noch eine wichtige Abstimmung zum Friedhofsprojekt für 2025 bevor, für die er alles Gute wünscht.

An seine Nachfolgerin Stefanie Fritze überreichte Kämmerer Detlef Kränzel einen Strauß mit Stiften: den roten für die Stadtratssitzung, den schwarzen für den Haken hinter die Haushaltsplanung, der grüne zum Start als stellvertretende Bürgermeisterin.
An seine Nachfolgerin Stefanie Fritze überreichte Kämmerer Detlef Kränzel einen Strauß mit Stiften: den roten für die Stadtratssitzung, den schwarzen für den Haken hinter die Haushaltsplanung, der grüne zum Start als stellvertretende Bürgermeisterin.
Foto: Astrid Mathis

Eine herausfordernde Arbeit hat Detlef Kränzel auch in der Wohnungsgesellschaft Osterburg gesehen, in der er sich seit 25 Jahren engagiert, 15 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender. Aber er wäre nicht 30 Jahre beständig an der Seite von Osterburgs Bürgermeistern geblieben, wenn er nicht einiges ins Rollen gebracht hätte. So lange hätte nicht jeder durchgehalten, merkte Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler) an.

Bürgermeister Nico Schulz (links) und Matthias Köberle vom Bauamt Osterburg überreichten eine Schatzkiste an Kämmerer Detlef Kränzel.
Bürgermeister Nico Schulz (links) und Matthias Köberle vom Bauamt Osterburg überreichten eine Schatzkiste an Kämmerer Detlef Kränzel.
Foto: Astrid Mathis

Davon zeugen seine Beiträge als Autor in dem Werk „Wissen der Region“, sagte seine Nachfolgerin Stefanie Fritze, mit der er 18 Jahre zusammenarbeitete. Nico Schulz nannte das 2000 Gäste starke Konzert der Ostband Karat in der Kreveser Feldscheune 1987 und hob Kränzel als Organisator des Sachsen-Anhalt-Tages 2007 hervor. Damals hatte Gardelegen ein halbes Jahr vorher abgesagt. Und es wird heute noch von dem Landesfest geschwärmt, als 150.000 Besucher in das kaum 6.000 Einwohner große Osterburg stürmten.

Die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung nahmen mit einem Bilderreigen in der Musikmarkthalle Osterburg Abschied von ihrem Chef Detlef Kränzel.
Die Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung nahmen mit einem Bilderreigen in der Musikmarkthalle Osterburg Abschied von ihrem Chef Detlef Kränzel.
Foto: Astrid Mathis

Und weil man so ein Talent nicht sang- und klanglos ziehen lässt, entsendete ihn der Stadtrat in drei Unterhaltungsverbände (Seege/Aland, Uchte und Milde/Biese), nunmehr in der 3. Wahlperiode. Und da Kränzel wiederum seine Führungsqualitäten auch nicht verschwenden will, hat er zuletzt der Wahl zum Verbandsvorsteher im Unterhaltungsverband Milde/Biese freudig zugestimmt.

Ernennung zum Ehrenamt

Damit nicht genug. „Ich freue mich, Detlef Kränzel in ein neues Ehrenamt zu berufen, mit dem er sich weiterhin für Osterburgs Städtepartnerschaft und den Hansebund engagieren kann“, verkündete Nico Schulz den Beschluss von der jüngsten Stadtratssitzung am 17. September 2024.

Der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Horst Janas, wird Detlef Kränzel nicht nur im Stadtrat Osterburg vermissen. Im roten Hemd blickte auf die gemeinsamen politischen Jahre zurück.
Der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Horst Janas, wird Detlef Kränzel nicht nur im Stadtrat Osterburg vermissen. Im roten Hemd blickte auf die gemeinsamen politischen Jahre zurück.
Foto: Astrid Mathis

Mit Humor blickte Kränzel auf den Stadtratsbeschluss von 1994 zur Sanierung des Rathauses, in das er in 30 Dienstjahren nicht zurückziehen konnte. Stolz betonte Nico Schulz daraufhin, dass die 25 Jahre seit ihrer ersten Begegnung in der Kreveser Schule Spuren hinterlassen haben, denn schließlich habe Detlef Kränzel ihm manche Illusion genommen und ihn auf den Boden des Machbaren zurückgeholt. Ja, und ganz nebenbei die Bürgermeister Alexander Gronner, Siegfried Dießner und Hartmut Raden überlebt. Ob er den Posten als Wahlleiter der Stadt abgibt, den er seit 2001 innehat? Muss er ja nicht. Aber er will sich wieder öfter seinem liebsten Hobby, dem Angeln, widmen. An der Elbe groß geworden, stieg er „als junger Pimpf“ in die DAV-Ortsgruppe Schönberg ein. Heute reist er zum Angeln, am liebsten nach Norwegen.