Alanddorf Wanzer wird zum beliebten Ausflugsziel am Mühlentag Wiederaufbau begann 2001 mit 4500 Mark
"Hier ist es immer schön", schwärmte Barbara Maahs aus Wittenberge. Auch bei der 6. Veranstaltung zum Deutschen Mühlentag in Wanzer wollte sie nicht fehlen und gemütlich unter schattigen Bäumen sitzen, während auf der Bühne das Theater der Altmark aufbaute. Der Aufstieg zur Mühle war an diesem Tag allerdings oberste Priorität.
Wanzer. "Da steht ein echter Müller", kündigte Uwe Grahl Walter Plath aus Rossau an, als die ersten Besucher die Mühle erklommen, die sich wie ein Hexenhaus drehen kann. Der 80-Jährige wusste jede Menge zu erzählen. Nach seiner Lehre 1945 bis 1948 und Stationen in Rossau und Flessau arbeitete der Müller letztlich von 1972 bis zur Wende in Hornings Mühle am Osterburger Bahnhof. "Heute reicht der Wind nicht aus", stellte der Rossauer fest. Aus der Schauvorführung wurde somit nichts. Doch Plath plauderte einfach aus dem Nähkästchen, erklärte, dass die Kämme mit Bienenwachs geschmiert wurden und wozu der Schüttelschuh dient. Er beschrieb die Funktion von Ausschlägen und Sprengschlägen am Mühlstein, wodurch sich das Korn abkühlen und Feuchtigkeit gebannt werden konnte. Manche Tage hatte er allein 50 bis 60 Zentner geschrotet. Da wusste er am Ende des Tages auch, was er gemacht hatte, so tat ihm der Rücken weh. Er erinnerte sich, dass die Bauern für einen Zentner Roggen und dem daraus gewonnenen Vollkornmehl 22 Sechs-Pfund-Brote bekamen, weil ihnen ja keine Brotmarken zustanden. Der Vorsitzende des Windmühlen- und Heimatvereins Garbe Hartmut Neumann trug indessen etwas zur Geschichte der Bockwindmühle bei: 1805 in Pollitz gebaut, gelangte sie in den 80er Jahren dank Friedrich Müller an das andere Dorfende von Wanzer.
Nach der Vereinsgründung 2001 ging es Schlag auf Schlag. Neumann handelte den Preis auf 4500 D-Mark herunter, und dank Spenden und Fördermitteln ist die Mühle heute so funktionstüchtig, dass regelmäßig Schulklassen dort selbst Korn mahlen und daraus schließlich Pizza backen.
Natürlich im Backhaus, das in der Dorfmitte gebaut wurde. Am Montag passten Marco Lemme und Markus Buck auf, dass die Brote nicht anbrannten. Jonny Buck war wieder um 7 Uhr aus den Federn, um Mittag Schwein am Spieß unter die Leute zu bringen. Inge Büscher versäumt kein Fest in Wanzer. Von 1972 bis 1975 hatte die Arendseerin dort gelebt. Zum Mühlentag brachte sie einen ganzen Tross Freunde mit und suchte im Museum ein Feuerwehr-Bild, auf dem sie mit ihrer Freundin zu sehen ist. "Die Bilderwand ist immer der Renner", weiß Christina Kloss, die das Museum betreut. Aus Heiligenfelde kam Bärbel Sadlowski mit ihrem Mann, um einen schönen Nachmittag zu verleben: "Wir wohnen auf einem ehemaligen Mühlengrundstück und haben den Aufbau der Mühle hier mitverfolgt." Aus Liebe zur Mühle hatte sie die in Heiligenfelde sogar in Aquarell verewigt. Eine ganz andere Motivation für den Besuch in Wanzer hatte Ute Tlusty aus Braunschweig. Sie war mit Freunden auf Fahrradtour und machte im Hofflohmarkt Station. Dort bot der 21-Jährige Damian Teloy Antikes aus seinem Haus feil. "Ich liebe Kameras. Die Agfa Rollfilm 6x9 nehme ich direkt mit", so die Radfahrerin.
Mit dem Familienprogramm "Hase und Igel" vom Theater der Altmark zog der Veranstalter am Nachmittag die Besucher an. Zur Einstimmung spielten das Gitarrenquintett Kornelia Glombitza, Ivonne Schulz, Sigrun Sommer sowie Daniela und Luisa Kloth Tierlieder. Beim Wettlauf um den Weltrekord in der Ackerfurche, den Kerstin Dathe mit Strumpf-Hase und Strumpf-Igel im Alleingang erzählte, standen Groß und Klein dicht gedrängt. Mancher ließ sich dabei den Kuchen schmecken, und die Kinder, die Holzmühlen bastelten, lugten von der Seite auf die Bühne.