Dankeschönveranstaltung für Herbstmarkt in Wanzer Wo Plattdeutsch im Kreis Stendal eine Heimat hat
Club Altmärkischer Autoren aus Osterburg liest und musiziert für den Mühlen- und Heimatverein Garbe in Wanzer. Warum Helga Albert vor 30 Jahren zur Vereinsvorsitzenden der Plattschnacker gewählt wurde.
Wanzer. - Wenn ganz Deutschland im November Vorlesetag feiert, lädt auch der Heimatverein Garbe zu einer Veranstaltung nach Wanzer ein. Der Club Altmärkischer Autoren aus Osterburg ist stets zur „Herbstzeitlese“ zu Gast und packt als Trumpf plattdeutsche Mundart aus.
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Was als Dankeschönveranstaltung für die Helfer des Herbstmarktes begann, ist längst fest im Terminplan verankert. „Im nächsten Jahr laden wir schon zum 25. Herbstmarkt ein. Danach gibt es traditionell eine Lesung mit Musik“, kündigt Organisator Bernd Kloss an. Zum 14. Mal begrüßte er Mitglieder des Clubs Altmärkischer Autoren. Heimatverbundene Gedichte und Geschichten sind ausdrücklich erwünscht. Besonders beliebt sind die Texte, die Helga Albert aus Osterburg in plattdeutscher Mundart vorträgt, denn sie haben Seltenheitswert. „Die Verbindung zu Wanzer fing schon viel früher an“, erzählt die 88-Jährige.
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20 Jahre hatte sie die Plattschnacker in Osterburg angeführt – bis 2014. Nachdem Werner Handtke 1992 den Heimatverein Osterburg aus der Taufe gehoben hatte, rief er 1994 in der Volksstimme dazu auf, dass sich Menschen melden, die noch Plattdeutsch können, um eine Gruppe zu gründen. „Ich wurde gleich als Leiterin auserkoren. Das ist jetzt 30 Jahre her“, erinnert sich Helga Albert. Aus 15 Orten hatten sich seinerzeit Interessenten gemeldet. Auch aus Wanzer. Dort fand sich ein eigener Kreis, den Helga Albert gern mit Anregungen unterstützte. Ebenso die AG Plattdeutsch der Grundschule in Flessau, die Heike Kurtze 2003 mit Margot Teschner bildete und erfolgreich auf Vorlesewettbewerbe vorbereitet. Oft saß Helga Albert in der Jury. „Wir haben sogar eine Plattdeutschfibel herausgegeben – mit Platt aus dem Harz, der Börde, der östlichen und der westlichen Altmark“, merkt die Plattschnackerin voller Stolz an. „Damit die niederdeutsche Sprache in Sachsen-Anhalt als Kulturgut nicht verloren geht.“
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An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg macht sich die Arbeitsstelle Niederdeutsch seit 1990 für die plattdeutsche Sprache stark. So ein Kulturgut will gepflegt sein. Helga Albert hält es jung. In Wanzer übte sie sich in Simultanübersetzung und erfreute die Zuhörer mit ihrem Altmark-Lied. Außerdem verriet die Osterburgerin, warum sie den November mag und woran sie ein blauer Teddybär erinnert. Seit 2019 hatte sie nicht mehr an Lesungen in Wanzer teilgenommen.
Liedermacher Thomas Stein aus Tangermünde setzte eine andere Tradition fort. Mindestens ein Lied bringt er immer mit, das in Wanzer Premiere feiert. Diesmal war es der Titel „Zerbrechlich“, für dessen nachdenklichen Tenor er viel Beifall erntete. Christine Neumann aus Osterburg entführte die Zuhörer zu einem kreativen Workshop, in dem sie sich als Clown übte. Zudem erfreute sie das Publikum mit einer Geschichte aus ihrer Kindheit, als es vom Bäcker als Denkzettel noch Vanille- und Schokocreme auf die Hand gab und Muttern wie eine Kampfmaschine in Kittelschürze aussah. Frischen Wind brachte Gabi Fischer aus Losse mit ihren Herbstgedichten mit. Zum süßen Überwintern überreichte Bernd Kloss jedem gedörrte Apfelscheiben – natürlich hausgemacht.