1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Antwort aufgeschoben: Wie wohnen Senioren in Zukunft?

Beiratsvorsitzender Günter Haase über das Leben der kommenden älteren Generationen Antwort aufgeschoben: Wie wohnen Senioren in Zukunft?

Von Uta Elste 22.06.2011, 06:28

Knapp ein Drittel der Einwohner des Altmarkkreises Salzwedel wird im Jahr 2025 65 Jahre und älter sein, so die Prognose des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalts. Wie werden diese Menschen dann wohnen? Eine Frage, die die Mitglieder des Kreisseniorenbeirates um ihren Vorsitzenden Günter Haase intensiv beschäftigt.

Salzwedel. Demografischer Wandel hin oder her, viele Menschen wollen, so lange es irgendwie geht, in den eigenen vier Wänden bleiben, weiß Günter Haase. In größeren Orten sei das auch kein Problem, wenn im Falle des Falles relativ schnell Hilfe zur Hand und Versorgungsmöglichkeiten gegeben sind. In den Dörfern sehe das mitunter anders aus. "Da fehlt inzwischen die Infrastruktur", so der Beiratsvorsitzende. Kein Dorfladen, kein Arzt, wenige Kommunikationsmöglichkeiten. Dazu geselle sich die Mentalitätsfrage: Oftmals leben die Menschen in Häusern, die sie bereits von ihren Eltern übernommen und in denen sie ihr ganzes Leben verbracht haben. Weiterhin komme das Problem der Vereinsamung hinzu, wenn erst die Bekannten und dann möglicherweise auch der Partner sterben. "Die Frage stellt sich, doch leider schieben viele Menschen die Antwort vor sich her", sagt Günter Haase.

Der Altmarkkreis sei mit guten Seniorenheimen flächendeckend versorgt, so das Fazit des Seniorenbeirates, dessen Mitglieder den Einrichtungen regelmäßig Besuche abstatten. So jüngst auch dem Salzwedeler Vita-Seniorenheim. Dessen Geschäftsführerin Marion Vongehr-Bülow stellte dem Kreisseniorenbeirat das Projekt "Betreutes Wohnen" vor. In dessen Rahmen sollen 14 Wohneinheiten auf dem Kellergeschoss des ehemaligen Rosa-Luxemburg-Heimes entstehen. Die künftigen Mieter können den Hausnotruf und ambulante Pflegeleistungen nutzen. "Das Gebäude wird behindertengerecht gebaut und entsprechend hergerichtet. Dabei spielt die Grundidee eine Rolle, dass alten Menschen auch bei Nachlassen der Leistungsfähigkeit und zunehmender Hilfsbedürftigkeit eine selbständige Lebensführung erhalten bleibt", so das Fazit des Beirates nach dem Besuch.

Die Wohnungsbaugesellschaft Salzwedel setzt auf altersgerechtes Wohnen und baut derzeit ein Haus aus dem Jahr 1910 entsprechend um. Keine Schwellen, ein Fahrstuhl vom Keller bis ins Dachgeschoss, Türöffnungen, breit genug, um sie etwa mit einem Rollator zu passieren. Zudem soll im Haus an der Karl-Marx-Straße zeitweise eine Betreuerin zur Verfügung stehen. Bauleiter Claus Liermann verweist auf die unmittelbare Nähe zum Ärztehaus, dem Krankenhaus, Einkaufsmöglichkeiten und Kreisvolkshochschule.

"Staatliche Stellen und Organisationen haben das Pro-blem erkannt und nehmen sich ihm an", so Günter Haase mit Hinweis auf ein bereits einige Jahre existierendes Modell der Volkssolidarität in Diesdorf.

Allerdings sei dem Kreisseniorenbeirat bewusst, dass sich derartige Angebote vor allem in den Grundzentren konzen-trieren. Und sie sorgen sich auch um die künftigen Senioren, denn ihnen werden durch Brüche in der Erwerbsbiografie, langjährige Arbeitslosigkeit, Hartz-IV-Bezug, häufig nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Und die Zahl der über 65-Jährigen wird in den kommenden Jahren massiv zunehmen: Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalts prognostiziert für das Jahr 2025 knapp 72400 Westaltmärker (heute 89400). Etwa 32 Prozent der Männer und Frauen werden dann 65 Jahre und älter sein.