Aufnahmestopp Kreis greift im Tierheim durch
Das Tierheim Hoyersburg darf keine Tiere mehr aufnehmen. Dies verfügte der Altmarkkreis. Der Einrichtung fehlt es an fachkundigem Personal.
Hoyersburg l Die Lage im Tierheim Hoyersburg spitzt sich weiter zu. Wie die Volksstimme in Erfahrung bringen konnte, dürfen seit dem 1. Juni keine Tiere mehr aufgenommen werden. Damit kommt die Einrichtung nicht mehr ihrer eigentlichen Funktion nach, Fundtiere der Region zu beherbergen.
„Um ein Tierheim leiten zu dürfen, braucht es die Ausbildung zum Tierheimleiter“, erklärt Dezernent und Ordnungsamtsleiter des Altmarkkreises, Hans Thiele, auf Nachfrage. Man habe im Tierheim zwar eine Tierpflegerin, aber eben keine Leiterin. Und ohne diese Qualifizierung, die es nur mit Lehrgang und Prüfung gebe, dürfe die Einrichtung keine weiteren Tiere aufnehmen.
„Das Tierheim hat ein akutes Personalproblem“, bringt es Thiele auf den Punkt. Denn nachdem durch interne Streitigkeiten und Schuldzuweisungen sowohl Tierheimleiterin Nancy Schulz als auch ihre Kollegin Maike Wiswedel vor die Tür gesetzt wurden (wir berichteten), hat keiner der Mitarbeiter besagte Qualifizierung. Der Tierschutzverein Salzwedel sei aber bemüht, sein Personal zu qualifizieren, erklärt der Ordnungsamtsleiter weiter. Zwar hätten zwei Mitarbeiter im Mai dieses Jahres versucht, die Schulung wahrzunehmen, doch der Lehrgang sei ausgefallen. „Deshalb haben sie sich einen Mitarbeiter ausgeliehen“, erklärt Thiele weiter. So konnte im Monat Mai das fehlende Fachpersonal kompensiert werden. Doch der „geliehene“ Mitarbeiter ist seit Juni wieder an seiner ursprünglichen Arbeitsstelle, weiß Thiele. Daher wurde das Problem nur verschoben, aber nicht gelöst. Der Altmarkkreis machte daraufhin kurzen Prozess und verhängte einen Aufnahmestopp. Und dieser wird wohl noch eine ganze Weile andauern. Denn wie der Dezernent betont, sei der nächste entsprechende Lehrgang erst wieder im September. „Aber auch der muss erst noch besucht und vor allem bestanden werden“, sagt Thiele. Erst wenn ein Mitarbeiter die Qualifizierung in der Tasche hat, kann der Tierschutzverein einen neuen Antrag stellen.
Die derzeit im Heim untergebrachten Tiere werden aber vom vorhandenen Personal weiterhin betreut und vermittelt, versichert der Ordnungsamtsleiter. Dabei handelt es sich um 17 Katzen, eine Schildkröte und zwölf Hunde – wovon vier Hunde nur Pensionsgäste sind. Fundtiere hingegen müssen nun in andere Tierheime gebracht werden. Sowohl nach Ahlum, Gardelegen als auch nach Satuelle bei Haldensleben.
Da aber die Stadt Salzwedel für Fundtiere in ihrem Bereich zuständig ist, könnten nun auf deren Mitarbeitern im Ordnungsamt Fahrten in die jeweiligen Tierheime zukommen, sofern die Tiere nicht geholt werden.
Das dürfte der Stadt weniger gefallen, die den Tierheimbetrieb mit 56.200 Euro Steuergeld im Jahr unterstützt. Schließlich erfüllt der Tierschutzverein mit der Aufnahme von herrenlosen Tieren eine Pflichtaufgabe der Hansestadt. Diese ist vorerst auf Eis gelegt.
Daher sucht die Stadt jetzt den Dialog zum Tierschutzverein. „Noch in dieser Woche sind Gespräche mit dem Vorstand anberaumt“, heißt es aus dem Rathaus. Erst dann könne man weitere Auskünfte zur Thematik erteilen.
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Nach diversen internen Querelen, Schuldzuweisungen und Vorwürfen, wurde im Februar der damaligen Tierheimleiterin Nancy Schulz gekündigt. Im März musste nach ähnlichen Vorgängen auch Maike Wiswedel gehen. Beide hatten die Qualifizierung und hätten nach eigener Auskunft gern in ihrem damaligen Team weitergearbeitet. Doch nicht nur das: Weitere langjährige Vorstandsmitglieder wandten sich an die Volksstimme, beklagten Umgang mit Mensch und Tier in der Einrichtung. Ähnliche Aussagen gab es von freiwilligen Helfern.
Die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Antje Gebert, wollte sich abermals am Telefon nicht äußern. Doch sie versicherte, demnächst für ein Gespräch im Tierheim „unter Zeugen“ bereit zu sein.