777 Jahre Chüden feiert Jubiläum
Chüden begeht am Wochenende den 777. Jahrestag seiner Ersterwähnung. Nicht immer ging es im Dorf so friedlich zu wie heute.
Chüden l Das Mittelalter in Chüden muss rau gewesen sein. Erstmals 1238 als Cudene in einer Urkunde des Grafen Siegfried von Osterburg erwähnt, kam es schon bald zu Gemetzeln zwischen christlichen Sachsen und heidnischen Slawen in der gerade erst gesicherten Grenzmark des Heiligen Römischen Reiches. Die Deutschen zerstörten dabei das zwischen den heutigen Orten Groß und Klein Chüden gelegene Cudene, berichtet die Chronik. Erst 44 Jahre später, im Jahr 1282, tauchen Groß Chüden als neu gegründetes „Dorf der Deutschen“ (Villa Theutonicalis) und Klein Chüden, lange auch Wendisch Chüden („Slavicalis villa“), als Dorf der Slawen an ihren heutigen Siedlungsplätzen auf.
Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis die Unterschiede zwischen Deutschen und Slawen ganz verschwammen. Doch anders als etwa das wüst gefallene Krangen überstand Chüden Pest, 30-Jährigen Krieg und die Widrigkeiten der jüngeren Geschichte. Am kommenden Wochenende feiert die Ortschaft nun den 777. Jahrestag ihrer Ersterwähnung (siehe Infokasten). Wechselvoll ist die Historie Chüdens dennoch. Sowohl Groß als auch Klein Chüden fielen seit ihrer Gründung immer wieder an neue Besitzer, meist Adelsfamilien oder Klöster der Region. 1740 trieb eine Hungersnot nach ungewöhnlich langem Winter die Einwohner ins Elend. Erst der Anbruch der Moderne führte die Dörfer stabileren Zeiten entgegen.
1818 zeichnete sich endgültig ab, dass die Namensvergabe Groß und Klein Chüden auch die realen Größenverhältnisse widerspiegelte. Hatte Groß Chüden als adliges Pfarrdorf damals 121 Einwohner, 23 Wohnhäuser, eine Windmühle und zwei Dorfkrüge, so waren es in Klein Chüden als königlich-preußischem Dorf nur 62 Einwohner. Bis 1840 sollte die Bevölkerung in Groß Chüden noch einmal auf 233 Einwohner nach oben schnellen, während sie in Klein Chüden mit 65 Einwohnern nahezu stagnierte. Ab 1825 gab es sogar eine Schule in Groß Chüden. Das ältere Gotteshaus steht dafür in Klein Chüden. Die 1388 errichtete Kapelle ist immerhin gut 100 Jahre älter als die spätromanische Feldsteinkirche Groß Chüdens, die allerdings einen wertvollen Schrein beherbergt.
Noch heute sichtbare Wunden haben die beiden Weltkriege hinterlassen. Unübersehbar kündet das Kriegerdenkmal im Zentrum von Groß Chüden von den Gefallenen der Waffengänge. Nach dem Zusammenschluss der Dörfer Groß Chüden mit Klein Chüden und Ritze folgten bis zur politischen Wende im Grenzgebiet der DDR ruhigere Zeiten. Seit der Wiedervereinigung hat Chüden allerdings verstärkt mit Bevölkerungsrückgang zu kämpfen.
Trotz der aktuellen Sorgen zieht Ortsbürgermeister Detlef Korneck aber eine positive Bilanz der Jahre seit der Wiedervereinigung. Vor allem dank der Vereine sei es gelungen, das Leben im Dorf attraktiv zu gestalten, sagt er. Am kommenden Wochenende stellen die Chüdener das einmal mehr unter Beweis: Am 22. und 23. August wollen sie den 777. Jahrestag der Ersterwähnung ihrer Orte feiern. Auf Animositäten zwischen Groß und Klein Chüden muss sich dabei übrigens niemand einstellen. Im Gegenteil: Besucher sind herzlich willkommen.