Die 900-Jahr-Feier startet heute/Ab morgen ist die obere Etage des Burgturmes begehbar Ein Blick in das älteste Bauwerk der Stadt
Der Burggarten wartet auf die Besucher. Alles ist vorbereitet. Heute Abend beginnt die 900-Jahr-Feier. Und ab morgen gibt es Führungen ins Obergeschoss des ältesten Bauwerkes der Stadt: den Burgturm.
Salzwedel l Ein wenig wackelig ist es schon - das Gerüst am Burgturm. "Schwindelfrei sollte man sein", sagt Burgturm-Spezialist Ulf Frommhagen. 14 Meter geht es in die Höhe. "Man wird belohnt", sagt der Restaurator und Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde.
Ein riesiger Raum eröffnet sich dem Besucher. "Das war die Halle", erklärt der Fachmann. Dort hielt sich das Gefolge der Mächtigen auf. Auf gut vier Metern war eine Zwischendecke eingezogen. Der Vorsprung im Mauerwerk ist immer noch erkennbar. Dort lagen auf zwei Etagen die herrschaftlichen Gemächer. Ein zweiter Kamin sei zweifelsfrei "herrschaftlicher Natur".
Von einer sichtbar in die Jahre gekommenen Holzplattform geht eine Metallleiter bis zu einer Luke in der Decke. "Die Plattform wurde wohl im 19. Jahrhundert errichtet."
Damals hatte die Stadt den Turm erworben. Dieser diente den Einwohnern eine zeitlang als Steinbruch und drohte so zerstört zu werden. Zum Glück - sonst wäre das Ambiente im Burggaten kaum noch spektakulär und historisch. Doch irgendwie sei es schade, dass der Burgturm so selten im Rampenlicht steht, findet Frommhagen. "Das älteste Bauwerk der Stadt fristet hier ein Schattendasein", meint er und fügt hinzu: "Woanders macht man mit so etwas Geld."
Viele Geschichten lassen sich auch am Mauerwerk erkennen, erzählt der Fachmann. Während im unteren Bereich in einem wilden Verbund - das heißt kreuz und quer - gemauert wurde, lassen sich weiter oben regelmäßige Systeme erkennen. "Sehr interessant", so Frommhagen. Zudem kann oben der Abort-erker - das Klo der hohen Herren - betrachtet werden. In einer Ecke am Kamin entdeckt der Fachmann beim Vor-Ort-Termin am Mittwoch plötzlich etwas Neues - beziehungsweise Uraltes und Historisches. "Das könnten Reste des Originalbodens sein", sagt Frommhagen. Die Maße der Bodenziegel sprächen dafür. 20 mal 20 Zentimeter seien typisch für die Zeit um 1200. "Hierauf kann auch ein Markgraf Otto II. gestanden haben", erzählt Frommhagen.
Der Turm ist am Sonnabend und Sonntag ausschließlich per Führung begehbar. Diese beginnt je um 10, 12, 14 und 16 Uhr.