Familienleben in Sachsen-Anhalt Umzug nach Ostdeutschland: Warum eine Familie mit vier Kindern jetzt in der Altmark lebt und dort ein Tattoo-Studio eröffnet
Ein Paar aus Schleswig-Holstein ist vor zwei Monaten mit seinen Kindern nach Altensalzwedel gezogen. Hier in Sachsen-Anhalt, wo laut einer Umfrage viele Bürger erhebliche Mängel in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens anprangern, sieht diese junge Familie vor allem die Vorteile.
Altensalzwedel. - Kai Fischer und Sonja Matthies sind sichtlich zufrieden. Beide sind 35 Jahre jung und haben kürzlich „rüber gemacht“ – sie sind vom Westen in den Osten gezogen, genauer gesagt, von Schleswig Holstein nach Sachsen-Anhalt. Dort haben sie den Landsitz ihrer Träume gefunden – in dem 173-Seelen-Dorf Altensalzwedel im Altmarkkreis.
„Wir haben hier einfach alles, was wir brauchen“, schwärmt Sonja Matthies. „Vor allem Ruhe und Platz für unsere Kinder, unser Tattoo-Studio, zwei Kühe, zwei Schweine, zwei Hunde und unsere Katzen“, zählt sie auf.
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Umzug in die Altmark: Leben bei Hamburg viel stressiger
Dabei lebten die Matthies-Fischers auch vorher schon im Eigenheim mit Garten in dem Städtchen Ahrensburg bei Hamburg mit seinen rund 30.000 Einwohnern. Beide hatten gute Jobs, doch das Leben war wohl ungleich stressiger.
„Kai arbeitete im Schichtdienst, wir mussten ständig die Kinder mit dem Auto irgendwo hinfahren, weil die Versorgung mit öffentlichem Nahverkehr dort schlecht war und vor der Haustür hatten wir eine stark befahrene Straße“, erzählt Sonja Matthies. Deshalb hätten sie sich entschlossen, nach etwas Beschaulicherem zu suchen.
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Bundesweit bester Gegenwert fürs Geld bei Immobilien
Wo das sein würde, da waren sie nicht festgelegt. Sie suchten bundesweit nach einem bezahlbaren Haus, das ihre Kriterien erfüllte. „Es kamen immer wieder nur zwei Regionen in Betracht, wo die Häuser noch erschwinglich waren: Mecklenburg-Vorpommern oder die Altmark“, berichtet Matthies.
Das hätte sie schließlich zu dem Objekt in Altensalzwedel geführt – einem ehemaligen Bauernhof mit Gastwirtschaft. „Dort haben wir jetzt unser Heimkino“, freut sich die 35-Jährige.
Lehrermangel in Schleswig-Holstein viel schlimmer
Aber setzen Lehrermangel und Unterrichtsausfälle der Familie in ihrer neuen Heimat nicht zu? „Wovon sprechen Sie“, fragt Matthies erstaunt. „Dann gehen Sie mal nach Schleswig-Holstein! In Ahrensburg unterrichtete ich die Kinder auch nach Ende der Corona-Pandemie noch mehrere Tage die Woche zu Hause!“
An der Grundschule Kuhfelde und der Salzwedeler Comeniusschule, wo ihre Jungs im Alter von acht bis 14 Jahren nun zur Schule gehen, gebe es Unterrichtsausfälle in diesem Ausmaß bei weitem nicht. „Die Lehrer hier sind außerdem viel motivierter“, schätzt Matthies ein. Zudem kämen alle vier Kinder unproblematisch mit dem Bus zur Schule und wieder zurück. „Das kannten wir vorher gar nicht, sondern spielten Elterntaxi“, so die berufstätige Mutter.
Neues Tattoo-Studio für den Altmarkkreis
Ihren Job haben sich Kai Fischer und Sonja Matthies gleich mitgebracht: ein Tattoo- und Piercing-Studio. Am 1. Dezember soll es damit losgehen und auch dafür ständen die Zeichen gut: „Wir haben Flyer verteilt und schon eine sehr rege Resonanz“, so die Unternehmerin.
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Auch von der nahe gelegenen Hansestadt Salzwedel sind die Neu-Altmärker begeistert. „Dort sind die Einkaufsmöglichkeiten viel besser als in Ahrensburg“, schwärmt Kai Fischer, der seine alte Heimat als „Rentnerstadt“ bezeichnet, wo es fast nur noch Sanitätsgeschäfte und Apotheken gäbe.
„In Salzwedel gibt es viel mehr Bau- und Einrichtungsmärkte“, so Fischer. „Außerdem sind die Leute hier viel freundlicher und entspannter“, findet Sonja Matthies. All dies würden auch Freunde und Verwandte erstaunt zugeben, die zu Besuch kämen. Manche von ihnen spielten nun auch bereits mit dem Gedanken, in die Altmark umzuziehen.