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Geheimnisvoll Freimaurer in der Altmark

Es gibt sie überall in der Welt. Auch in der Altmark. Doch wer sind die Freimaurer überhaupt? Teil 1 einer Serie.

Von Oliver Becker 23.01.2021, 00:00

Altmark l Die Freimaurer umgab immer ein Hauch des Geheimnisvollen – Raum für manche Verschwörungstheorie, auch weil Außenstehende Symbole und Rituale nicht verstehen. Wer sind also die Freimaurer und was sind deren Ziele? Das sind oft gestellte Fragen. Der Auftakt zu einer dreiteiligen Serie.

Ein Zirkel und ein Winkel sind ihre Symbole. Doch was bedeuten sie? Der Zirkel und der Winkel stehen für den Kreislauf des Lebens und das Führen eines aufrechten, geradlinigen Lebens.

Der Ort ihrer Zusammenkünfte und die Vereinigungen an sich werden als Logen bezeichnet. Eine Loge ist laut Duden ein kleiner abgetrennter Raum, ein nur für eine bestimmte Personengruppe zugelassener Bereich. Zurückzuführen ist das übrigens auf die Steinmetzbruderschaften im frühen Mittelalter, die ihre Zusammenkünfte und Rituale in ihren Bauhütten, auf Englisch Lodges, abhielten.

Die erste Erwähnung von Freimaurern ist in Dokumenten der Kathedrale von Exter auf das Jahr 1396 datiert und die Lodge auf Edinburgh Nr. 1 in Schottland gilt als die älteste Freimaurerloge der Welt.

Im Jahre 1717, am 24. Juni, dem Johannistag, der an die Geburt von Johannis dem Täufer erinnert, schlossen sich vier Logen in England zu der ersten Großloge der Freimaurer zusammen. Dieser Tag gilt als das Gründungsdatum der modernen Freimaurerei und wird weltweit als ihr höchster Feiertag angesehen.

Freimaurer auf der ganzen Welt stehen schließlich für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Entgegen der allgemeinen Vorstellung, dass die Freimaurerlogen nur einem elitären Kreis vorbehalten sind, sind sie Angehörigen aller sozialen Schichten zugänglich. Der allgemeine Vorbehalt ist darauf zurückzuführen, dass den Freimaurern auch viele hochgestellte Persönlichkeiten aus Politik, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und Militär angehörten. So waren mit Friedrich II, Wilhelm I und Friedrich III gleich drei deutsche gekrönte Häupter Freimaurer, wie auch Georges Washington, Mark Twain, Kurt Tucholsky, Franklin D. Roosevelt, Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, George Everest oder Winston Churchill.

Weltweit soll es heute über vier Millionen Freimaurer geben. Unter den fünf Großlogen in Deutschland existieren aktuell etwa 450 regionale Logen mit rund 15.000 Freimaurern. Wer der sich den Freimaurern anschließen möchte, muss ein Mann sein, der das humanistische Weltbild der Freimaurer vertritt.

Es ist das erklärte Ziel der Freimaurerei, aus einem guten Menschen einen noch besseren zu formen. Der Zugang zu den Freimaurern ist möglich durch die Kontaktaufnahme eines Logenmitglied, das in der betreffenden Person eine Bereicherung für die Loge sieht, oder es wird der Kontakt gesucht. Gästeabende bieten die Möglichkeit, einen Einblick in die Logenarbeit zu bekommen.

Der nächste Schritt ist die Prüfung des Beitrittswilligen, dann „Suchender“ genannt, durch die Loge. Ein Logenmitglied wird dem Suchenden als Bürge zugeteilt, der ihn auf seinen ersten Schritten begleitet.

Ist die Prüfung abgeschlossen, bestimmt eine geheime Wahl über die Aufnahme in die Loge. Mit einer feierlichen Zeremonie, in der auch die freimaurischen Regalien übergeben werden, also der Schurz und das Logenabzeichen, ist die Aufnahme abgeschlossen. Erst dann kann derjenige aktiv an der Tempelarbeit mitwirken.

Das Neumitglied beginnt seine Mitgliedschaft mit dem Grad Lehrling, die Stufe der Selbsterkenntnis. Als Geselle übt er sich in der Selbstdisziplin und als Meister möchte er sich der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens bewusst werden. Jedes Logenmitglied ist hinsichtlich der rituellen Treffen zur Verschwiegenheit verpflichtet. Doch sind es die guten Gespräche, die Geselligkeit und die weltweite Verbundenheit, die die Mitglieder der Freimaurerei eint.

Am 6. Dezember 1737 wurde in Hamburg die erste Freimaurerloge gegründet. Nur ein Jahr darauf trat der Kronprinz von Preußen, der ab 1740 als König Friedrich der Große die Geschicke Preußens lenkte, auf Schloss Rheinsberg den Freimaurern bei. Damit war der Grundstein für die brandenburgisch-preußische Freimaurerei gelegt.

Der Historiker Karlheinz Gerlach setzt sich in seinem Buch „Die Freimaurer im Alten Preußen 1738 – 1806“ umfangreich mit dem Thema auseinander und widmet sich in seinem Werk auch den Logen in Stendal und Salzwedel.

Die Altmark gehörte seit der Gründung Brandenburgs zu dieser Markgrafschaft und dem später daraus hervorgegangenen preußischen Staat. Fast vier Jahrzehnte sollte es allerdings noch dauern, bis die erste Freimaurerloge auch in der Altmark gegründet wurde.

Der westfälische Rittmeister Franz August Heinrich von Sudthausen überzeugte seinen in Stendal lebenden Bruder Johann Gottfried Friedrich von Sudthausen, in der altmärkischen Stadt eine Loge unter der Konstitution der Landesloge, dessen Bevollmächtigter er war, zu gründen.

Die Geburtsstunde der ersten Stendaler Freimaurerloge, der Johannisloge „Zur goldenen Krone“, schlug am 7. Juli 1775. Insgesamt werden neun Gründungsmitglieder genannt.

Von Anfang an stand die Stendaler Loge aber auf schwachen Füßen. Um 1800 lebten in Stendal gerade einmal 5300 Menschen. Da Stendal Garnisonsstadt war und ein Bataillon und zwei Kompanien mit insgesamt rund 800 Personen beherbergte, war auch der Anteil an Offizieren in der Loge recht hoch.

Das, was zunächst ein Vorteil für die Loge war, kehrte sich schnell zu ihrem Nachteil. Bedingt durch die Bayrischen Erbfolgekriege mussten die Regimenter ausrücken und mit ihnen auch viele Logenmitglieder. Ihre Plätze konnten nicht oder nur schwer neu besetzt werden. Aufgrund dieses Mitgliederschwunds konnte bereits 1778 die Loge am Johannistag nicht mehr abgehalten werden.

Nach der Rückkehr der Soldaten kam es mit Bildung von zivilen und militärischen Lagern innerhalb der Loge immer wieder zu Querelen. Und mit der Abspaltung der Salzwedeler Mitglieder, die den weiten Weg nach Stendal nicht mehr auf sich nehmen wollten, verschlimmerte sich die Situation für Stendaler Loge zusätzlich.

Auch die Niederlage der preußisch-sächsischen Truppen bei Jena und Auerstedt gegen die Armee Napoleons am 14. Oktober 1806 hatte für die Stendaler Loge gravierende Folgen. Am 25. Oktober 1806 wurde Stendal durch französische Truppen besetzt und dem Königreich Westfalen angeschlossen. Die Folge war, dass die Stendaler Loge ihre Arbeit einstellte.

Eine Besonderheit für Stendal und auch für Preußen war 1781 die Gründung übrigens einer Damenloge in der Stadt. Als Großmeisterin wurde Dorothea Ulrike Charlotte von Knobelsdorff ernannt, die Gattin von Generalmajor Alexander Friedrich v. Knobelsdorff, der zu diesem Zeitpunkt der Loge der Goldenen Krone vorstand. Beide Logen waren eigenständig, aber durch die Logenmitglieder, die Quartieren und die Finanzen eng miteinander verbunden.

Von den 22 Mitgliedern des Tempels der Freundschaft waren sieben mit Mitgliedern der Goldenen Krone verheiratet. Feierlichkeiten, wie das Johannisfest, wurden von beiden Logen begangen. Das Johannisfest am 24. Juni 1789 war schließlich die letzte Zusammenkunft der Stendaler Damenloge. Am 25. Juni 1789 endete deren kurze Geschichte.