Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe: Gedenken an Massaker vor 76 Jahren und weitere Forschung
Von den 1016 Opfern sind bisher nur 300 namentlich bekannt. Die Gardelegener Gedenkstätte stellt Nachforschungen an, um den Opfern Namen zuzuordnen.
Gardelegen. Das Massaker von Gardelegen an 1016 Häftlingen aus den Konzentrationslagern Mittelbau und Hannover-Stöcken war eines der größten NS-Todesmarsch- und Endphaseverbrechen kurz vor Kriegsende in Europa. Von den 1016 Opfern seien bisher nur 300 namentlich bekannt, sagt Gedenkstättenleiter Andreas Froese.
Auch in der schon länger bestehenden Zusammenarbeit mit den Arolsen Archives, einem Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die NS-Verbrechen, versucht die Gardelegener Gedenkstätte, mehr Opfern Namen und Biografien zuzuordnen.
Jeder Name zählt
So haben die Arolsen Archives am 27. Januar dieses Jahres, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, unter dem Titel #everynamecounts (Jeder Name zählt) rund 600.000 Dokumente aus verschiedenen Konzentrationslagern der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Darunter befindet sich eine große Zahl von Häftlings-Personalkarten und -bögen, die wichtige Daten und biografische Angaben wie den Geburtsort enthalten. Jeder kann bei der Erschließung der Dokumente mithelfen.
„Oft sind es überraschende Funde wie bei Kontaktanfragen, die uns auf die Spur von einzelnen Biografien bringen“, sagt Andreas Froese. Die gängigen Archive seien mittlerweile durchforstet. Was der Gedenkstätte somit tatsächlich helfen würde, seien eher Funde aus privaten Archiven der Familien der Opfer, so Andreas Froese weiter.
Zum 76. Jahrestag des Massakers in der Isenschnibber Feldscheune veröffentlicht die Gedenkstätte in diesen Tagen digitale Grußbotschaften von Familienangehörigen der Überlebenden und Ermordeten des Massakers. Zudem ist der Ehrenfriedhof ganztägig zum stillen Gedenken geöffnet.
Grußbotschaften sind im Internet zu lesen
Der diesjährige Jahrestag widmet sich dem Themenschwerpunkt „Die Gegenwart der Erinnerung“. „Angehörige der nächsten Familiengenerationen, deren Verwandte im April 1945 auf Todesmärschen nach Gardelegen getrieben wurden, und Nachkommen von Veteranen der 102. US-Infanteriedivision, die den Tatort des Massakers am 15. April 1945 entdeckten, haben hierfür digitale Grußbotschaften erstellt“, heißt es auf der Homepage der Gedenkstätte.
Um diese Grußbotschaften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist seit Dienstag, dem Beginn des Massakers in der Isenschnibber Feldscheune vor 76 Jahren, eine eigens hierfür auf Deutsch und Englisch gestaltete Internetseite freigeschaltet. Sie ist über die Homepage und über die sozialen Netzwerkseiten der Gedenkstätte Gardelegen auf Facebook, Twitter und Instagram erreichbar.