Ungewöhnliche Krimi-Vorstellung im Freilichtmuseum Diesdorf / Buch ist eine Liebeserklärung an die Altmark "Ins Gras gebissen": Autorin nimmt Zuhörer mit zum Tatort
Diesdorf l "Vor 20 Jahren gab es 19 von 20 Leuten in Deutschland, die die Altmark nicht kannten. Heute ist das leider nicht viel anders." Mit diesen Worten begrüßte Friedhelm Heinecke, Leiter des Freilichtmuseums Diesdorf, die Gäste einer besonderen Lesung im Haus Püggen. Doch das könnte sich bald ändern, fügte er hinzu. Denn der Krimi "Ins Gras gebissen" spiele in der Altmark, sei eine Liebeserklärung der Autorin an diese Region.
Dem stimmte Ute Mügge-Lauterbach zu, die den neuen Fall der Pippa Bolle mit ihrer Kollegin als Duo Auerbach Keller erdacht und aufgeschrieben hat. "Der List-Taschenbuch-Verlag, der die Reihe herausgibt, wollte ein Extra-Synonym. Da es in der ersten Folge auch um Goethe ging, sind wir auf unsere Künstler-Namen gekommen", verriet sie. Sie sei froh, dass sie dort, wo sie recherchiert habe, auch lesen dürfe. "Im April des Vorjahres stand Frau Auerbach bei uns im Büro und machte uns mit ihrem Anliegen vertraut", blickte Friedhelm Heinecke zurück. Vor allem die Bockwindmühle hatte es ihr angetan. Museumsmitarbeiter Manfred Heiser zeigte ihr das hölzerne Bauwerk und lieferte ihr unzählige Ideen, wie man darin zu Tode kommen könne. "Die Fantasie war unglaublich. Das reicht noch für sechs, sieben weitere Fälle", schilderte die Autorin lächelnd. Deshalb hatte sie sich zur Lesung auch eine "Tatortbesichtigung" gewünscht. Diese übernahm Al- fred Henke, der für den erkrankten Manfred Heiser einsprang. Mit Kerzen erhellten Laternen ging es nach dem ersten Neugierig-Machen auf das 458 Seiten dicke Buch zur Bortfelder Mühle. "Das ist schon was Besonderes, diese mit Zuhörern erkunden zu dürfen", merkte Frau Auerbach an.
Die Autorin hat in ihrer Kindheit ihr Herz an die Altmark verloren. Ihre Mutter stammte aus dieser Region. Deshalb wurden die Ferien immer genutzt, um aus dem neuen Zuhause Harz in die alte Heimat zu fahren, zu Onkel und Tante nach Wenze. "Ich hatte das Gefühl, dass dort immer die Sonne scheint", erzählte Frau Auerbach. Deshalb sei das Buch allen Verwandten in der Altmark gewidmet, vor allem wenn sie Wegner heißen. Ihre Cousine Melitta Wegner aus Hohenhenningen, die der Lesung aufmerksam lauschte, freute sich darüber sehr.
Die Autorin verstand es mit überragender Betonung, Mimik und Gestik, auf die Geschichte neugierig zu machen. Im Mittelpunkt steht Pippa Bolle, die ihr Geld mit Haushüten und Übersetzungen verdient. Doch diesmal führt sie ihr Auftrag zu Christabel Gerstenknecht, einer 99-jährigen alten Dame, die ein Gartenzwergimperium führt. Diese will mit betreut werden. Wie es sich für einen Krimi gehört, gibt es auch Tote. "Nebenbei" spielen Jenny Marx, Gustav Nagel und Bismark eine Rolle.
Wer die Lesung verpasst hat: Frau Auerbach stellt "Ins Gras gebissen" am 29. Oktober ab 18.30 Uhr noch einmal im "LeseLand" Salzwedel vor.