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Kultur im ländlichen Raum Keimzeit und Ingmar Stadelmann zum Salzwedeler Hanseat und seine Rolle

Mit einem Antrag versuchte die AfD, Hansa-Zuschüsse zu kürzen. Nun sprechen Keimzeit-Sänger Norbert Leisegang und Satiriker Ingmar Stadelmann über das Haus und seinen Wert für die Altmark, das Publikum und die Künstler.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 03.02.2024, 11:35
Norbert Leisegang mit seiner Band Keimzeit gastiert regelmäßig im Salzwedeler Hanseat.
Norbert Leisegang mit seiner Band Keimzeit gastiert regelmäßig im Salzwedeler Hanseat. Archivfoto: Alexander Rekow

Salzwedel. - Im Januar versuchte die AfD massiv, am Hanseat zu rütteln. Mittels Kürzung der städtischen Zuschüsse hätte dem kulturellen Leuchtturm im Norden Sachsen-Anhalts das Aus gedroht. Doch die Fraktion scheiterte.

Wohl auch, weil der öffentliche Druck zunahm. Mitglieder regionaler Vereine solidarisierten sich mit dem Traditionsclub. Die Salzwedeler Stadträte stärkten dem Haus demonstrativ den Rücken, erteilten dem brisanten Papier der AfD eine deutliche Abfuhr, sodass man sich offenbar gezwungen sah, den Antrag zurückzuziehen.

Das Hanseat ist aus unserer Sicht eine Kulturinsel fürs Publikum.

Norbert Leisegang, Keimzeit

Dieser Vorgang aber beschäftigt weiterhin die Menschen, schließlich wäre ein Kürzungs-Erfolg ein Tiefschlag für die Kulturszene der Altmark gewesen. Das wissen auch und gerade jene, die die Bühnen dieses Landes bespielen, das Publikum unterhalten. Sowohl Norbert Leisegang, Frontsänger von Keimzeit, als auch Comedian Ingmar Stadelmann haben den Fall in Salzwedel beobachtet. Der Volksstimme erzählen die Künstler, warum der Club eine wichtige Rolle einnimmt.

„Das Hanseat ist aus unserer Sicht eine Kulturinsel fürs Publikum, für die dort auftretenden Künstler und nicht zuletzt für die Leute, die im Hanseat arbeiten“, sagt Norbert Leisegang: „Es ist unverzichtbar!“

Dass dieser Antrag gegen altmärkisches Kulturgut genau aus der Ecke kommt, die sich gerne ,deutsche Kultur schützen’ auf die Plakate schreibt, ist für mich als Satiriker Gold.

Ingmar Stadelmann, Comedian

Ingmar Stadelmann erfuhr auf volksstimme.de just in dem Augenblick von den AfD-Plänen, als der Vorverkauf für seinen Aufritt im Hanseat am 16. November 2024 begann, wie er erzählt. Man habe noch gewitzelt, dass das Hansa womöglich vor Salzwedel da war und die Stadt drumherum gebaut wurde. „Dass dieser Antrag gegen altmärkisches Kulturgut genau aus der Ecke kommt, die sich gerne ,deutsche Kultur schützen’ auf die Plakate schreibt, ist für mich als Satiriker Gold.“

Für den gebürtigen Salzwedeler sei es die erste „richtige Bühne“, die er bespielen durfte. Daher sei diese Erfahrung durchaus prägend für Stadelmann. Wie andere Nachwuchskünstler auch, hat er seine ersten Erfahrungen auf einer großen Bühne mit entsprechend technischer Ausstattung sammeln können. Ein volles Hansa sei für Bühnenkünstler stets Ekstase und Intimität zugleich. „Das macht es zu einem wirklich besonderen Ort.“ Zumal dieses Haus auch seine Jugend prägte, wie er sagt. Wie bei Tausenden anderen Altmärkern ebenfalls.

Comedian Ingmar Stadelmann hatte im Hanseat seine erste Bühnenerfahrung. Zwischenzeitlich hatte der gebürtige Salzwedeler eine eigene TV-Show beim rbb.
Comedian Ingmar Stadelmann hatte im Hanseat seine erste Bühnenerfahrung. Zwischenzeitlich hatte der gebürtige Salzwedeler eine eigene TV-Show beim rbb.
Archivfoto: Alexander Rekow

„Keimzeit verbindet mit dem Hanseat eine lange Geschichte, die bereits in den 1980ern begann“, erzählt Norbert Leisegang, der mit der Band regelmäßig vor ausverkauftem Haus in der Jeetzestadt spielt. Ob im Saal, wenn die Altmärker lauthals „Kling Klang“ mitsingen, oder auf dem gemeinsamen Hof von Hansa und Grünland, wo bei einem Sommernachtskonzert das Licht der Bühne die Noten der Musik über die Dächer der Altstadt treibt.

Fritz Speck (Voice of Gemany) kann ein Rütteln am Hanseat nicht verstehen

„Das Hansa ist identitätsstiftend“, ist Ingmar Stadelmann überzeugt, der seine Heimat gerne in sein Bühnenprogramm einbaut. „Das ist in Geld ja eigentlich nicht aufzuwiegen.“ Denn das soziokulturelle Zentrum trage zur Lebensqualität in Salzwedel bei. „Wo ist denn der nächste Jazz-Club?“, will der Comedian wissen, wo fänden die nächsten Lesungen statt und „wo spielen aufstrebende Bands?“

Fritz Speck, Teilnehmer von The Voice of Germany, bei einem Auftritt im Hanseat.
Fritz Speck, Teilnehmer von The Voice of Germany, bei einem Auftritt im Hanseat.
Foto: Kai Kestner

So wie beispielsweise der Nachwuchsmusiker und gebürtige Altmärker Fritz Speck von The Voice of Germany, der kürzlich im Hanseat auftrat, davor bereits als Jugendlicher mit seinen Eltern. Er könne es überhaupt nicht verstehen, wie politisch an so einer Institution gerüttelt werden könne, sagte er im Vorfeld seines Auftritts im Gespräch mit der Volksstimme.

Lesen Sie hier: AfD rudert beim Hanseat-Antrag zurück

Die Kulturszene ist sich einig, ob Nachwuchs- und Berufsmusiker genauso wie Comedian: Das Hanseat sei wichtig, das Team vor Ort mache einen guten Job. „Wir fanden seither eine sehr engagierte Clubmannschaft vor und zu den Konzerten ein aufgeschlossenes und sympathisches Publikum“, unterstreicht Norbert Leisegang, der am 6. Dezember 2024 mit der DDR-Kultband erneut in Salzwedels Hansa auftritt.