1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Mit Video: Kunst aus dem Höllenschlund - Eisenguss in Salzwedel

Flammen in der Altstadt Mit Video: Kunst aus dem Höllenschlund - Eisenguss in Salzwedel

Auf seiner Jacke steht „Ironhead“ und der Name ist Programm: Künstler aus den USA, Polen und Deutschland haben in Salzwedel für ein feuriges Spektakel gesorgt.

Von Alexander Rekow und Anke Pelczarski Aktualisiert: 30.07.2024, 07:18
"Ironhead" in seinem Element: Kurt Dyrhaug befreit das flüssige Eisen aus dem Hochofen.
"Ironhead" in seinem Element: Kurt Dyrhaug befreit das flüssige Eisen aus dem Hochofen. Foto: Alexander Rekow

Salzwedel/Hilmsen. - Ein Hitzewall zieht durch den Hof des Salzwedeler Rathauses. Kurt Dyrhaug hat den Deckel seines Hochofens geöffnet, kippt erneut eine Ladung Koks nach. Flammen steigen empor.

 

In Salzwedel wurde es heiß. Live wurde dort Eisen gegossen.

(Bericht/Kamera: Alexander Rekow, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Wieder und wieder wird die Prozedur wiederholt. An diesem Tag soll Kunst entstehen, Eisen in Form gebracht werden. Der Amerikaner ist mit weiteren Künstlern aus den USA, Polen und Deutschland in die Hansestadt gekommen.

Lesen Sie hier: Glockenguss Live in Salzwedel

„Heute gießen wir mit unserem Verein, Atelierhaus Hilmsen, Eisen in Salzwedel“, erklärt Hans Molzberger zum Hintergrund des feurigen Spektakels. Jedes Jahr werde ein Symposium mit Künstlern veranstaltet. „In diesem Jahr aus den USA, die ihre Kunst, ihre Formen gestalten.“ Eigentlich werden diese dann in Hilmsen gegossen. „In diesem Fall, weil es hier so schön ist, machen wir das mal in Salzwedel.“

Der Clou: Interessenten wurden dazu eingeladen, selbst Kunstobjekte zu gestalten, die live vor Publikum gegossen werden. In einem Workshop beim Arbeitskreis Salzwedeler Altstadt konnten Einwohner Kachelformen gestalten. Manch einer kreierte sich so eine neue Hausnummer, andere ein Namensschild oder andere Kunsttafeln.

Kurt Dyrhaug gleicht an diesem Tag ein wenig dem Herr der Elemente. Regen plätschert hin und wieder auf seinen Helm, die sengende Hitze vom Hochofen lässt die Tropfen sofort wieder verdampfen. Wie ein Drachenbändiger greift der großgewachsene US-Amerikaner im pechschwarzen Schutzanzug in den Feuerschlund, stopft nach, als wäre es das Normalste der Welt. So lange, bis die gewünschte Temperatur im Hochofen erreicht ist. „Das werden 1.500 bis 1.600 Grad Celsius“, sagt Hans Molzberger. Der Künstler aus dem altmärkischen Hilmsen erklärt das Prozedere den zahlreichen Besuchern, die sich das Spektakel im historischen Ambiente nicht entgehen lassen wollen.

Ausstellung in der Salzwedeler Mönchskirche

Dann ist es soweit. „Ironhead“, zu Deutsch Eisenschädel, Kurt Dyrhaug ruft mit einem Megafon die Protagonisten zusammen. Mit Hitzeschutzanzügen schreiten die Künstler zum Höhepunkt des Tages. Das nunmehr flüssige Eisen bahnt sich unter Applaus und lautstarkem Gebrüll des Chef-Heizers den Weg aus dem Hochofen in einen Behälter, aus welchem schließlich die Formen befüllt werden.

Stück für Stück wurden die Formen von den  internationalen Künstlern gegossen.
Stück für Stück wurden die Formen von den internationalen Künstlern gegossen.
Foto: Alexander Rekow

Während die fertigen Objekte der Einwohner nun ihren Weg in die jeweiligen Haushalte finden, können die der Künstler öffentlich begutachtet werden. Ab dem 1. August sind die Werke in der bereits laufenden Ausstellung „Alchemie & Skulptur“ in der Salzwedeler Mönchskirche zu sehen. Zur Eröffnung an dem Tag ab 19 Uhr sind neben Hans Molzberger auch die internationalen Künstler zu gegen. Dann aber ohne Hitzeschutzanzüge.

Die Ausstellung, die einen einzigartigen Einblick in die Welt des künstlerischen Eisengusses und der zeitgenössischen Skulptur gibt, kann noch bis 1. September besucht werden.