Tierheim rechnet mit mehr Vierbeinern Mehr Hunde im Altmarkkreis Salzwedel seit der Corona-Pandemie
Definitiv haben sich in der Corona-Zeit mehr Westaltmärker einen Hund zugelegt als üblich. Hundetrainerin Daniela Krüger, merkt das bereits am Zulauf. Im Tierheim Ahlum hingegen rechnet man bald mit weiteren Vierbeinern.

Salzwedel - Hunden ist es egal, ob ihre Menschen groß, klein, dick oder dünn sind und in welchen Klamotten sie rumlaufen. Sie schließen sich unvoreingenommen an, bringen ihre Zweibeiner zum Lachen und Abwechslung in den Alltag. Nicht selten vertreiben sie die Einsamkeit in einem bestimmten Lebensabschnitt. Gerade die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben offenbar dazu geführt, dass mehr Altmärker auf den Hund gekommen sind.
Leider oft, ohne sich vorher darüber zu informieren, welche Ansprüche das neue Familienmitglied hat, ohne darüber nachzudenken, dass sie es bis zu 15/16 Jahre lang versorgen müssen und dass die Homeoffice-Zeit bald vorbei ist oder der Jahresurlaub naht. Obwohl Tierschützer gebetsmühlenartig in verschiedenen Medien und Foren darauf hinweisen, Beratung anbieten, vor Tiervermehrern und Angeboten in einschlägigen Internetportalen warnen, fallen immer wieder Leute darauf rein. Oder sie sind einfach zu unbedacht, wenn sie einen Hund haben wollen und vergessen, dass es ein Lebewesen ist, wie Tierheimleiterin Iris Volk auch jetzt wieder erlebt.
Dass die Hundezwinger- und -zimmer im Tierheim in Ahlum fast komplett belegt sind, habe zwar noch nichts damit zu tun. Sie rechne aber damit, das es bald zu mehr Abgaben komme.

Aktuell habe der Verein aus einer so genannten Sicherstellung, die das Veterinäramt des Kreises veranlasst hat, 21 Hunde aufgenommen. Sie stammen aus einer schlechten Haltung und sind zum Teil körperlich und seelisch in einem schlechten Zustand. Die Tierheimmitarbeiter müssen sie erst wieder aufpäppeln, ehe sie in ein neues Zuhause zu vermitteln sind. Sie rechnet damit, dass das zwischen einem halben und dreiviertel Jahr dauert. Zeit, in der viel Platz in den Hundebereichen belegt ist und für die Aufnahme von Abgabetieren fehlt.
Fachliche Hilfe und Training kann helfen
Am besten muss es gar nicht soweit kommen. „Wir konnten so etwas schon abwenden“, erzählt die Tierheimchefin. Mit fachlicher Hilfe und Training kann es gelingen, dass Hund und Mensch doch noch miteinander klar kommen, wenn es Probleme gibt. Iris Volk rät grundsätzlich dazu, bevor sich jemand entschließt, sich ein Tier zuzulegen, mit ihren Mitarbeitern oder anderen Experten zu sprechen. Oft könne von vornherein verhindert werden, dass ein Hund nicht in eine Familie oder zu jemandem passt. Das beginnt bei der Auswahl der Rasse. „Wir haben gerade das Problem mit Herdenschutzhunden“, erzählt sie. Im Internet als niedliche kleine Teddys angeboten, müssen die Käufer feststellen, dass ihr süßer Welpe immer größer wird und schließlich eine Herde schützen will. Denn genau dafür wurde er gezüchtet, das liegt in seinen Genen. „Und dann verteidigt er plötzlich den Gelben Sack, weil er keine Schafe hat“, sagt Hundetrainerin Daniela Krüger.
Sozialisierung im Welpenalter
Sie unterstützt das Tierheim mit Beratung und Verhaltenseinschätzungen. In ihrem Trainingszentrum in Salzwedel hat sie bereits gespürt, dass mehr Leute Hunde haben. Wenn sie sich professionelle Hilfe holen, sei das ein Schritt in die richtige Richtung. Denn ohne Erziehung gehe gar nichts, ob beim süßen Zwergpudel oder wuchtigen Rottweiler. Und das beginnt im Welpenalter. Dann erfolgt die Sozialisierung. Wenn junge Hunde nicht mit Artgenossen zusammenkommen, wissen sie später nicht, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollen und es kommt zu Aggression. Deshalb hat sie auch im Lockdown in ihrem Hundehotel Sozialisierungstage für Welpen und Junghunde angeboten. Die Halter haben ihre Vierbeiner dafür abgegeben. Auch Einzeltraining war möglich. Nun soll es bald wieder Gruppenstunden geben. Dann lernen Mensch und Hund alles, was im Alltag für ein harmonisches Zusammenleben unverzichtbar ist. Damit Bello keine Gefahr für seine Umwelt wird und immer ein geliebtes Familienmitglied bleibt.

Der Hundesportverein Salzwedel will am 1. Juli wieder mit seinen Angeboten wie Sozialtraining, Welpenspielstunde oder Gebrauchshundeausbildung starten. Schon begonnen hat die Agility-Gruppe. Zwei Mitglieder wollen demnächst an einem Wettkampf teilnehmen.
Dennoch habe das Vereinsleben unter der Coronapause gelitten, sagt Vorsitzender und Agility-Trainer Jürgen Kampe. Der Verein habe Aktive verloren. Der eine oder andere habe sich ein anderes Hobby gesucht. Bei einigen seien Hunde gestorben oder zu alt für den Sport. „Es sind immerhin anderthalb Jahre vergangen“, betont Kampe. In dieser Zeit seien kaum gemeinsame Aktivitäten möglich gewesen. Das Meiste habe sich auf die Werterhaltung und Pflege des Platzes oder individuelle Übungsstunden beschränkt.

Nun wollen sich Vorstand und Mitglieder neu aufstellen. Von einem Hundeboom haben sie noch nichts gemerkt. „Bei uns hat sich bisher niemand gemeldet“, bedauert Jürgen Kampe. Das müsse aber nicht so bleiben. Denn wer sich für Hundesport oder auch nur die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten interessiert, sei herzlich auf dem Platz am Kuhdamm willkommen, betont er.