Nach 70 Jahren Stille: Glockenklang in "Heilig Geist"

Viele Worte des Dankes gab es am Sonntag an und in der Salzwedeler Heilig-Geist-Kirche. Anlass war die Einweihung des neuen Glockengeläuts. Die Hansische Gesellschaft zu Salzwedel hatte sich dafür eingesetzt.

Salzwedel l Es ist vollbracht: Zwei Jahre nachdem die Vereinsmitglieder der Hansischen Gesellschaft zu Salzwedel die Idee hatten, den Kirchenbau an der Amtstraße im Perver wieder mit einem Geläut zu versehen, ist sie Wirklichkeit geworden. "Dass wir das so schnell hinkriegen, hätte ich nicht gedacht", sagte Bernd Frommhagen am Sonntag am Rande der festlichen Einweihung des Geläuts beim Bartholomäusmarkt. Um 11.50Uhr an diesem Tag läuteten die Glocken zum ersten Mal offiziell - vor den Augen zahlreicher Zuschauer, die ihre Köpfe in den Nacken gelegt hatten, um einen guten Blick auf die Glockenstube zu haben. Nach dem letzten Glockenschlag klatschten sie Beifall.

"Wenn ich ein Ziel habe, ..."

"Wenn ich ein Ziel habe, dann habe ich nur noch dieses Ziel vor Augen", sagte Gerhard Ruff, Probleme sind für ihn dann nur da, um gelöst zu werden. Gerhard Ruff hatte erheblichen Anteil an der Realisierung und recherchierte, um etwas über das einstige Geläut der Heilig-Geist-Kirche in Erfahrung zu bringen. Seit 1942 ertönte von der Kirche kein Glockenklang mehr. Ab 1971 wurde sie auch nicht mehr als Kirche genutzt. Nach 70 Jahren Stille in Sachen Glocken werden sie nun wieder regelmäßig läuten, auch wenn Gottesdienste in der Heilig-Geist-Kirche nicht mehr stattfinden. Die Hansische Gesellschaft möchte dort ein Mittelalterzentrum einrichten. Die Stadt Salzwedel hat das Gebäude dem Verein über- lassen.

Gerhard Ruff dankte Glockenbauer Rolf Klietz aus Berkau sehr herzlich, denn er hatte die Mitglieder mit zahlreichen Informationen regelrecht überschüttet. Außerdem hatte er die Sankt-Elisabeth-Glocke gemeinsam mit ihm aus der Katharinenkirche geholt. Beinah wäre sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden. Doch sie überstand die Zeit und kam 1947 zurück nach Salzwedel und wurde in Sankt Katharinen eingelagert. Sein Dank galt auch dem holländischen Glockengießer Simon Laudy und dessen Team. Sie hatten im Juni die Sankt-Christophorus-Glocke auf dem Hof der Heilig-Geist-Kirche gegossen. Simon Laudy sei für die Hansische Gesellschaft inzwischen ein Freund geworden, wie Ruff sagte. Und auch damit stand ein Jubiläum in Zusammenhang: 175 Jahre nach dem letzten Glockenguss auf dem Mühlenberg in Salzwedel, wurde wieder eine vor Ort gegossen.

Der gemischte Chor Concordia aus Salzwedel umrahmte den offiziellen Teil musikalisch, ebenso wie der Organist und Orgelbauer Manfred Hoffrichter. Chormitglied Ines Kretzschmar hat den beiden Glocken ein Gedicht gewidmet, das sie am Sonntag vortrug (siehe Infokasten). Kulturelle Beiträge gab es aber auch im Verlauf des Nachmittages. Gerhard Ruff hielt einen Vortrag über das Geläut der Heilig-Geist-Kirche. Pfarrer Matthias Friske sprach über die Geschichte der Glocken und ihre Bedeutung in der heutigen Zeit.

Glocken-Kolloquium in Gescher

Kulinarisches gab es ebenfalls vor Ort und die Gelegenheit, einen gemütlichen Nachmittag zu verbringen. Und wer das Läuten am Mittag verpasst hatte, konnte dem Klang am Nachmittag gegen 17Uhr noch einmal lauschen.

Und die Stadt wird durch die Initiative der Hansischen Gesellschaft wohl noch an Bekanntheit gewinnen. Denn Gerhard Ruff wird beim 20.Glocken-Kolloquium im westfälischen Gescher über das Geläut der Heilig-Geist-Kirche sprechen. In der Glockenstadt werden dann internationale Glockenfreunde, -forscher und -gießer erwartet.