Nach Corona Boom für Urlaub in der Altmark
Nach der Corona-Krise endlich wieder raus: In die Altmark strömen derzeit vermehrt Camper und bringen Stellplätze an ihre Grenzen.
Altmark l Auch wenn Reisen in Europa wieder möglich sind, wird in diesem Corona-Jahr ein anderer Trend immer deutlicher: Die Deutschen bleiben zur Erholung vermehrt im eigenen Land. Und davon profitiert derzeit auch die Altmark, berichten Verantwortliche vom Tourismusverband und diversen Camping- und Caravan-Stellplätzen in der Region. Allein aktuelle Zahlen aus Tangermünde machen deutlich, wie groß das Interesse für Camping-Urlauber an der Altmark ist. Dort musste die Fläche für Wohnmobile zeitweise verdoppelt werden.
Auch überregionale Medien haben das Interesse an der Region im Norden Sachsen-Anhalts bemerkt. So berichteten kürzlich das Sat1-Frühstücksfernsehen und das ZDF-Magazin „Wiso“ über die Urlaubsregion Altmark. Und das geben auch die Gästezahlen wieder.
Am Wochenende nach Pfingsten standen plötzlich 84 Wohnmobile auf dem Stellplatz am Tanger in Tangermünde. Der reicht eigentlich nur für 40 solcher Gefährte. Um der Nachfrage gerecht zu werden, musste kurzfristig der nebenan gelegene Zirkusplatz für die Camper geöffnet werden. Und der Ausweichplatz wird aktuell weiter freigehalten, berichtete auf Volksstimme-Anfrage ein Mitarbeiter des Tangermünder Ordnungsamtes.
Interessant ist auch die Herkunft der Urlauber. In Tangermünde waren Nummernschilder aus Erfurt, Jena, Meißen, Unna, Minden, Rostock, Rügen, Bremen und sogar München zu sehen. Ein kleiner Hotspot der Herkunftsorte scheint Nordrhein-Westfalen zu sein. „Da haben wir viele Urlauber hier gehabt“, berichtet Tino Braune vom Waldbad-Campingplatz Wischer bei Stendal. Auch Braune verzeichnet einen wachsenden Urlauber-Strom. Und noch etwas stellt er fest: „Viele bleiben eine ganze Woche.“ Früher war die Altmark eher für Kurzurlauber interessant.
Die „Durchreisenden“ gibt es immer noch, bestätigt Michael Meyer von der Luftkurort Arendsee GmbH, deren Campingplatz schon immer viele Gäste in den Sommermonaten anzog. „Wir haben noch Kapazitäten“, berichtet Meyer im Gespräch, „doch Pfingsten waren wir schon ausgebucht“. Er rät Urlaubern dazu, rechtzeitig zu buchen, denn sonst könnte es bald knapp werden auf dem Platz mit direktem Zugang zum Arendseer Strandbad. „Viele meiden derzeit die Küste, weil es ihnen dort zu voll ist“, berichtet Meyer von Äußerungen seiner Gäste. Wieder ein Plus für die Altmark.
Nun hoffen die Campingplatz-Betreiber, dass in diesem Sommer auch das Wetter mitspielt. „Wir sind in Arendsee ja auch ein Badeort“, betont Michael Meyer. Wenn die Temperaturen stimmen, dann könnten die Tourismusanbieter das Corona-Loch in manchen Bereichen wieder aufholen, glaubt der Arendseer. Aber nicht in allen Fällen: „Busreisen sind weggebrochen.“
Und nicht nur die großen Plätze in der Altmark profitieren vom derzeitigen Boom. Auch im kleinen Diesdorf ist der Stellplatz für Caravans überraschend gut belegt. Ganze acht Plätze bietet die Fläche in der Ortsmitte, erklärt Bürgermeister Fritz Kloß. Pfingsten waren alle belegt. Insgesamt wurden in diesem Jahr schon 70 Wohnmobile gezählt. Und die Urlauber lassen dann denn einen oder anderen Euro im Ort. In Diesdorf ist nicht einmal eine Anmeldung nötig. Wer zuerst kommt, malt zuerst. Ein Euro in den Automaten gesteckt und das Wohnmobil ist mit Strom versorgt. Für Ausflüge bieten sich dann das nahe Freilichtmuseum und das Freibad an. „Wir sind im ADAC-Stellplatzführer gelistet“, berichtet Kloß. Und das mache sich bezahlt.
Mit Freude wird die Entwicklung beim Altmärkischen Regionalmarketing- und Tourismusverband aufgenommen. Der Verband ist eigentlich noch im Aufbau des Tourismusportals. Doch immer mehr Anfragen werden an die Mitarbeiter gestellt. „Aber mehr zum Radfahren als zum Camping“, berichtet Ramona Wolf, Ansprechpartnerin für den Bereich Tourismus.
Doch auch das Camping ist im Kommen, weiß Wolf. Die Urlauber werden von ihr per Mail mit einer Liste aller Camping- und Stellplätze in der Region versorgt. Und die Mitarbeiterin bemerkt einen weiteren Trend. Immer mehr private Anbieter, stellen ihre Flächen an Haus und Hof für Wohnmobile zur Verfügung. „Das ist eine tolle Entwicklung“, sagt Wolf, die der Verband natürlich weiter anschieben wolle.
Und am Stellplatz in Tangermünde steigt damit die Hoffnung, das Defizit der unfreiwilligen Corona-Pause wieder ausgleichen zu können, wenn die Tendenz der vergangenen Wochen erhalten bleibt.