Ausbildung Noch ist es nicht zu spät
Das Lehrjahr hat begonnen, doch nicht alle Jugendlichen haben eine Lehrstelle gefunden, wie die Agentur für Arbeit in Stendal bestätigt.
Salzwedel/Stendal l Alle Jahre wieder: Firmen haben immer mehr Probleme, geeignete Kandidaten für eine Ausbildungsstelle zu finden. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) weist auf Schwierigkeiten für viele Unternehmen hin. „Ihnen gehen die Bewerber aus“, sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bemängelt die Qualität der Ausbildung, deren Niveau teilweise sinke.
Obwohl das neue Ausbildungsjahr bereits begonnen hat, suchen in und um Salzwedel noch 109 Jugendliche eine Lehrstelle. „Das sind neun Bewerber mehr gegenüber 2015“, sagt Anika Pieper, Pressesprecherin der Stendaler Agentur für Arbeit. Ihnen stehen noch 82 Lehrstellen im Altmarkkreis zur Verfügung, im Jahr zuvor waren es 32 weniger.
Auf Platz eins der freien Stellen stehen die Ausbildungen zum Verkäufer, Restaurantfachmann und zum Koch. Doch die Schulabgänger machen einen immer größeren Bogen um Berufe im Lebensmittelhandwerk und in der Gastronomie. Probleme wie Arbeitszeiten, Überstunden, die oftmals fachlich ungenügende Anleitung, eine unterdurchschnittliche Ausbildungsvergütung und das Gefühl, ausgenutzt zu werden, bestimmen nach wie vor den Arbeitsalltag. Das jedenfalls hat die DGB-Jugend als Gründe für diesen Trend in einer Umfrage ermittelt.
Die Zahlen der Arbeitsagentur Stendal scheinen dies zu beweisen. Bei weiblichen Bewerbern um eine Lehrstelle steht der Beruf der Verkäuferin auf Platz eins, gefolgt von der Kauffrau im Einzelhandel. Bei den Jungs ist der Metallbauer im Bereich Konstruktionstechnik beliebt, ebenso der Verkäufer, Tischler, Kfz-Mechatroniker und Kaufmann im Büromanagement.
Klaffen Anspruch und Wirklichkeit der Jugendlichen angesichts des Stellenangebots und abgebrochener Lehrstellen auseinander? „Die Jugendlichen gehen hier ihre ersten Schritte in der Arbeitswelt. Dort lernt man in den ersten Tagen den Alltag im Betrieb kennen, von dem man bisher keinen soliden Eindruck hatte. Es ist eine ganz neue Erfahrung. Trotzdem sollte man bei den ersten Herausforderungen nicht gleich alles hinwerfen“, empfiehlt Anika Pieper.
Der DGB kritisiert zudem, die Unternehmen böten zu wenig, engagierten sich nicht genug auch für schwächere Jugendliche. Diesen Trend sieht Pieper im Altmarkkreis Salzwedel nicht. Im Gegenteil: „Unsere Erfahrung ist, dass sich die Unternehmen bemühen, sowohl ihre Ausbildungsangebote attraktiv zu gestalten, als auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben.“
Und dabei können Arbeitnehmer auf Hilfe der Agentur für Arbeit bauen. Denn eine wirksame Unterstützung können die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagentur sein. „Das Angebot der abH umfasst Nachhilfe in Theorie und Praxis, Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, Unterstützung bei Alltagsproblemen und vermittelnde Gespräche mit Ausbildern, Lehrkräften und Eltern. Jugendliche und Firmen können das Angebot bereits von Beginn der Ausbildung an nutzen“, berichtet Pieper.
Zudem rät die Agentur Arbeitgebern und Jugendlichen, sich schnellstmöglich mit den Ausbildungsstellenvermittlerinnen in Verbindung zu setzen. „Es bieten sich aktuell immer noch Möglichkeiten auf freie Lehrstellen“, macht Pieper Hoffung. Als Ansprechpartnerinnen stehen Pamela Wille für den Altmarkkreis Salzwedel (Telefon 03907/80 02 17) zur Verfügung. „Dran bleiben lohnt sich“, meint Olaf Lange, Geschäftsführer operativ der Stendaler Arbeitsagentur. Es bestünden noch gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz und ein Einstieg bis Ende September sei in vielen Bereichen problemlos möglich.
Und noch einen Tipp hat Pieper parat: Das nächste Ausbildungsstellencafé findet am Donnerstag, 29. September, in der Zeit von 15 bis 17 Uhr im Berufsinformationszentrum (BiZ) der Agentur für Arbeit Stendal statt.