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Flüchtlingen Salzwedel wird zentraler Aufnahmeort

Der Altmarkkreis hat eine neue Flüchtlingsunterkunft für 180 Asylsuchende. Sie stärkt die Kreisstadt als Aufnahmeort.

Von Alexander Walter 13.05.2016, 01:01

Salzwedel l Die Zahl der Flüchtlinge im Altmarkkreis ist in den vergangenen Wochen stark gesunken. Zuletzt kamen vor 14 Tagen gerade noch einmal 40 Schutzsuchende in die Region. Der Landkreis will sich dennoch für den Ernstfall wappnen. Seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im vergangenen Sommer hat die Behörde deshalb an einem neuen Konzept für die Flüchtlings-Unterbringung getüftelt.

Die wohl wichtigste Säule bildet dabei der Umbau des ehemaligen Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in die neue Gemeinschaftsunterkunft des Altmarkkreises. Nach dem Verkauf an zwei Salzwedeler Bauunternehmer hat der Kreis das Gebäude für vorerst fünf Jahre angemietet. Seit Herbst wurde es grundhaft saniert. Am 3. April zogen die ersten Familien ein, berichtete Kreisdezernent Hans Thiele gestern bei einem Ortstermin. Derzeit leben 66 Bewohner in der Unterkunft. Bis zu 180 wären möglich.

Die Gemeinschaftsunterkunft bietet etwa im Vergleich zur benachbarten Kollwitz-Turnhalle erheblich verbesserte Bedingungen. „Für Familien haben wir extra große Räume, Einzelpersonen bekommen Einzelzimmer“, sagte Thiele. Es gibt TV-Aufenthaltsräume, Küchen, Waschräume und kabelfreies Internet. In den nächsten Wochen sollen auf dem Gelände zudem Fuß- und Volleyballplätze entstehen. Auch die zentrale Verwaltung der Gemeinschaftsunterkunft zieht vom bisherigen Standort am Fuchsberg in die Kollwitzschule.

Die zwischenzeitlich mit 180 Betten belegte Kollwitz-Turnhalle wird damit überflüssig. „Sie steht leer, bleibt aber als Reserve jederzeit verfügbar“, sagte der Kreisdezernent.

Das neue Areal im Westen der Kreisstadt soll durch ein sogenanntes Übergangswohnheim für Asylbewerber mit anerkanntem Flüchtlingsstatus ergänzt werden. Es entsteht in der ehemaligen Wellingschule in der Schillerstraße, soll im Sommer eröffnen und bis zu 90 Bewohnern Platz bieten. Die vom Landes-Innenministerium initiierte und mit den Kommunen abgestimmte Unterbringungsform ist die Antwort auf zuletzt drastisch verkürzte Asylverfahren: „Erhielt ein Asylsuchender früher durchschnittlich nach sechs bis zwölf Monaten seinen Bescheid, dauert es jetzt oft nur noch drei Wochen“, erklärte Landrat Michael Ziche. Anerkannte Flüchtlinge seien deshalb rasch mit dem Ausfüllen von Anträgen und Behördengängen konfrontiert, obwohl sie häufig noch kaum Deutsch sprechen. In den neuen Übergangswohnheimen sollen Zuwanderer während der ersten Monate Sprachkurse und sozialpädagogische Betreuung erhalten, die die Integration erleichtern.

Mit der Inbetriebnahme beider Unterkünfte und zusätzlich drei neuer Leichtbauhallen am Fuchsberg stärkt der Altmarkkreis die Stadt Salzwedel als zentralen Aufnahmeort für Flüchtlinge. Immerhin 210 Plätze entstehen zusätzlich.

Mit Blick auf die künftige Entwicklung der Zahl der Asylbewerber habe man es mit großer Unsicherheit zu tun, räumte Michael Ziche ein. „Sollte die Zahl dauerhaft so niedrig bleiben, werden im Gegenzug insbesondere kleinere Einrichtungen geschlossen oder anderen Zwecken zugeführt.“

Im Blick hat der Landrat unter anderem die Baracke an der ehemaligen Kreisverwaltung in Gardelegen, die Flüchtlingsunterkunft in der Salzwedeler Fabrikstraße, aber auch die sanierungsbedürftige Gemeinschaftsunterkunft am Fuchsberg. Doch was, wenn auch das nicht reicht? Bleibt der Altmarkkreis möglicherweise bei leeren Quartieren auf Mietkosten sitzen? Bund und Land zahlen schließlich nur, wenn auch Flüchtlinge kommen. „Da bin ich nicht pessimistisch“, sagte Michael Ziche dazu. Die Mietverträge seien zeitlich gestaffelt, zudem habe der Altmarkkreis die Flüchtlingsunterbringung anders als andere Landkreise nicht mit langen Vertragslaufzeiten an Dritte vergeben. Eine gewisse Ausfallgefahr aber bleibt. „Das ist kalkulatorisches Risiko“, erklärte der Landrat.