Vereinsleben in der Altmark Schützengilde - Hat der Waffensport in Salzwedel ausgedient?
Schützenfest in Salzwedel - einst ein Garant für Hunderte Besucher. Heute aber kommt kaum noch jemand, der traditionsreiche Verein verliert Mitglieder. Selbst zum Fest lassen sich wenige blicken.

Salzwedel - Großer Menschenkicker, Schankwagen, kulinarische Versorgung, Kinderschminken und allerhand Schießmöglichkeiten. An den Angeboten kann es wohl nicht gelegen haben. Und doch verirrten sich am 24. Juni nur wenig Besucher auf den Platz der Salzwedeler Schützengilde. Trotz Wochenendes und sonnigem Wetter.
„Die Gilde aus Woltersdorf kam nicht“, ärgert sich Nils Krümmel. Eine weitere Abordnung aus der Altmark ebenso wenig. Er steht etwas ratlos am Schießstand in Salzwedel. Man habe fest damit gerechnet, dass die befreundeten Schützen zum Kleinkaliberschießen anreisen, sagt er. Doch sie kamen nicht – wie viele Salzwedeler auch.
Woran es liegt, wolle er prüfen. Doch offenbar gab es Probleme bei der Ankündigung des Festes. Viele hatten davon nichts erfahren. Ob dies tatsächlich der Grund war?
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Bereits 2020 titelte die Volksstimme: „Das leise Sterben der Schützengilde“. Denn einem der traditionsreichsten Vereine in der Hansestadt gehen die Mitglieder aus. Zählte die Gilde vor 30 Jahren noch weit mehr als 400 Mitglieder, sind es heute keine 100 mehr. Und ohne die Bogenschützen sähe es noch düsterer aus, sagte Krümmel vor drei Jahren.
Die Musik zweier DJs an diesem Sonnabend glich mehr einem lauten Abgesang. Stimmung zumindest wollte nicht so recht aufkommen. An der Titelauswahl lag es jedenfalls nicht.
„Etwa ab dem Jahr 2000 ging es steil bergab“, erinnert sich Nils Krümmel zurück. Beginnend mit einem kontinuierliche Mitgliederschwund, bis hin zum rapiden Fall.
Trotzdem: Jene, die kamen, nutzten die Möglichkeit, mit Armbrust, Kleinkaliber und Bogen ihre Treffsicherheit zu beweisen. So wie der Salzwedeler Kurt Dann, der auf Anhieb alle Pfeile mit einer Armbrust im Ziel versenken konnte. Doch mehr als einmal Armbrustschießen wollte auch er nicht. Und so waren es dann kleine gesellige Runden an den Tischen, die den Tag im Beisein von Freunden genossen. Man machte das Beste draus.

Ein Essensversorger, der an diesem Tag einen großen Braten zubereitete, war bedient. „So mache ich Nasse“, sagt er. Die wenigen Gäste würden nicht reichen, um kostendeckend zu arbeiten. Geschweige denn Gewinn zu machen. Seine Laune war schon bei Ankunft im Keller.
Ein Schützenkönig beim Kleinkaliber wurde trotzdem ausgeschossen. Und dieser heißt Bernd Nefe - wiedermal. „Der, der vor fünf Jahren König geworden ist, hat seinen Titel verteidigt“, so der Gilde-Chef. In den zurücklegenden Jahren sei aufgrund der Pandemie ohnehin kein neuer König ausgeschossen worden. Die Ehre der Schützenkönigin wiederum holte sich Cornelia Dammert, so Krümmel.
Wie es in Zukunft weitergehen soll, will der Gilde-Chef besprechen. Fest steht: So könne es nicht weitergehen. Die großen Schützenfeste mit Umzug durch die Hansestat und Ball am Abend - alles schon Geschichte. Doch mittlerweile scheint selbst das Sommerfest auf dem Hof nicht mehr zu ziehen. Der Schützengilde Salzwedel stehen offenbar unruhige Zeiten bevor.