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Kathrin Thüring ist vor einigen Jahren ausgezogen, um beim Radio "Fritz" Karriere zu machen Seehäuserin mit "Berliner Schnauze"

10.10.2012, 01:16

Mit "Berliner Schnauze" moderiert sie die tägliche Sendung "Die Radiofritzen am Nachmittag", doch eigentlich stammt Kathrin Thüring aus dem altmärkischen Seehausen. Die Volksstimme-Volontäre Thomas Butzek und Kristin Schröder haben die Moderatorin im Fritz-Studio in Potsdam getroffen und mit ihr über ihre Karriere gesprochen.

Volksstimme: Du arbeitest momentan beim Radiosender Fritz in Potsdam, wohnst aber, wie viele Deiner Kollegen vom rbb, direkt in Berlin. Wolltest Du schon immer in Berlin leben oder wäre Potsdam auch eine Alternative für Dich?

Kathrin: Ich habe ja schon in Potsdam studiert und dachte nach der Schule "Ab in eine Großstadt". Wenn man aus einem kleinen Kaff wie Seehausen kommt, dann denkt man, in einer großen Stadt wie Potsdam muss richtig was los sein. Als ich dann hier war, habe ich schnell gemerkt, dass der Unterschied doch nicht so groß ist. Nach den ersten Semestern habe ich ganz schnell meine Sachen gepackt und bin ab nach Berlin. Seitdem wohne ich in der Hauptstadt und bin sehr zufrieden dort.

Volksstimme: Wie bist Du überhaupt zum Radio und dann zu Fritz gekommen?

Kathrin: Ich habe Soziologie, Medienwissenschaften und Linguistik studiert. Als ich mit dem Grundstudium fertig war, konnte ich Praktikantin werden - zuerst in Kiel bei Delta Radio. Aber schon als junges Mädchen wollte ich unbedingt Moderatorin bei Fritz und nur bei Fritz werden. Es kam für mich gar nichts anderes in Frage. Also habe ich mich eisern in Potsdam um ein Praktikum bemüht. Als das Angebot wirklich kam, habe ich natürlich nicht gezögert und sofort zugesagt, denn das war ja mein Jugendtraum.

Volksstimme: Was muss man mitbringen, um Radiomoderatorin zu werden?

Kathrin: Das ist schwierig zu beantworten, denn es hängt auch nicht unbedingt an einer gut klingenden Stimme oder der Art zu sprechen. Gerade bei Fritz sind wir doch alle ein wenig anders und sehr locker, was das angeht. Jeder hat seinen eigenen Stil. Aber ich denke, man sollte sehr offen, spontan und neugierig sein. Vor allem wenn man mit Zuhörern spricht, muss man sich schnell für Themen begeistern können.

Volksstimme: Muss man auch ein besonders großes Wissen über Musik mitbringen? Immerhin macht das einen großen Teil der Sendungen aus.

Kathrin: Bei mir nicht unbedingt. Neben der Magazinsendung "Radiofritzen am Nachmittag" moderiere ich auch die Talks "High Noon" und "Blue Moon". Für die meisten dieser Sendungen sind die Musikstücke ausgewählt. Ich konzentriere mich auf die Gespräche mit den Leuten. Aber wenn man - wie bei den "Radiofritzen am Nachmittag" - rund 50 verschiedene Musiktitel hört, kennt man sich schon sehr gut aus. Aber das ist gar nichts im Vergleich zu den Moderatoren und Redakteuren der Musiksendungen. Die kennen wirklich alles. Für mich wäre das zu schwierig, weil Musik mir persönlich gefallen muss. Musikredakteure brauchen da einen gewissen Abstand und müssen unabhängig von ihrem eigenen Geschmack einschätzen können, ob Musik gut ist oder nicht. Egal ob Pop, Hardcore oder Electro.

Volksstimme: Wie viel Zeit verbringst Du täglich im Sender? Deine Sendung "Radiofritzen am Nachmittag" läuft nur vier Stunden täglich.

Kathrin: Ich habe einen ganz normalen mindestens acht Stunden langen Arbeitstag. Ich bin meist ab 10.30 Uhr im Büro und dann bereite ich mit meinen Redakteuren die Sendung vor. Wir überlegen uns die Textbeiträge und bestimmte Sachen muss ich schon vor der Sendung einsprechen. Von drei bis sieben bin ich im Studio und danach mache ich mich auf die Socken nach Hause. Mit mehr als einer Stunde Fahrtzeit bin ich dann auch erst 20.30 Uhr wieder daheim in Berlin.

Volksstimme: Fritz ist ein Jugendsender für die Zielgruppe im Alter von 14 bis 29, auch die Moderatoren sollen jung sein. Hast Du das Gefühl, für den Sender ewig jung bleiben zu müssen?

Kathrin: Auf jeden Fall nicht, aber ich habe auch nicht das Gefühl, zwanghaft jugendlich sein zu müssen. Man muss sich ja treu bleiben und ich wusste von Anfang an, dass ich den Job bei Fritz nur bis etwa 35 machen kann. Was dann ist, weiß ich nicht und ich habe mir darüber auch noch nicht so viele Gedanken gemacht.

Volksstimme: Was ist bei Fritz eigentlich anders als bei anderen Radiosendern?

Kathrin: Hier zu arbeiten ist, als ob man jeden Tag auf Klassenfahrt ist. Wir sind hier alle Individualisten und jeder kann seine ganz eigene Kreativität ausleben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass alle Leute, die früher in der Schule schräg angeguckt wurden und irgendwie komisch waren, sich hier bei Fritz versammeln. Auch ich war in der Schule immer irgendwie anders oder verrückt und fühle mich unter meinen Kollegen jetzt pudelwohl.

Volksstimme: Wenn Du nicht mehr für Fritz arbeitest, könntest Du Dir auch vorstellen für einen Klassiksender zu moderieren?

Kathrin: Kann ich jetzt noch nicht sagen, ich fühle mich bei Fritz ja sehr wohl. Aber wenn ich hier nicht mehr sein kann, dann will ich bei einem anderen Sender arbeiten. Ich würde nicht kategorisch ausschließen, dass ich mal eine Klassiksendung moderiere. Aber mein Traum ist es im Moment eher nicht.

Volksstimme: Du hast drei Jahre lang die tägliche Fritz-Sendung "Ab 18" gemeinsam mit Tommy Wosch moderiert. Wie war das für Dich, mit einem so erfahrenen Moderator zu arbeiten?

Kathrin: Ich habe auf jeden Fall viel gelernt. Seine Berufserfahrung hat auch auf mich abgefärbt und ich habe gelernt, Konventionen abzulegen. Es passieren immer wieder unvorhergesehene Dinge in der Sendung - dass ein Beitrag nicht läuft oder eine Schalte nicht klappt... Aber durch Tommy bin ich ruhiger geworden und schaue Situationen gelassener entgegen. Mich kann so schnell nichts mehr schocken.

Volksstimme: Du hast vor Kurzem gemeinsam mit Chris Guse zum ersten Mal die "FritzNacht der Talente" im Berliner Admiralspalast moderiert. Wie war das, erstmalig auf einer Bühne vor Publikum zu stehen?

Kathrin: Ich war so aufgeregt, weil sonst nicht Hunderte Leute vor mir stehen und mir zuschauen. Aber es war eine schöne Erfahrung und ich kann mir vorstellen, das noch mal zu machen.

Volksstimme: Wie verhalten sich die Menschen Dir gegenüber, wenn Du Deine Eltern in Seehausen besuchst? Bist Du dort ein Promi und wirst auf der Straße erkannt?

Kathrin: Na ja, die Leute wissen schon, dass ich Radiomoderatorin bin. Aber ich werde nicht angesprochen oder so. Wenn ich nach Hause komme, dann ist es immer noch wie früher. Ich habe noch die gleichen Freunde wie in der Schule und gehe mit meinen Eltern stinknormal zum Bowlen. Ich finde das auch wichtig, um auf dem Teppich zu bleiben. In Berlin stehe ich auf Gästelisten für Partys und Konzerte, aber an so etwas will ich mich nicht gewöhnen. Ich möchte eigentlich auf der Straße auch nicht erkannt werden, dann wüssten die Leute ja wie viel Scheiß ich noch baue.

Volksstimme: Zum Abschluss des Interviews noch eine Frage aus deinem Berufsalltag. Du hast täglich mit fremden Menschen zu tun. Was war besonders lustig oder peinlich?

Kathrin: Ich hatte im Studio Besuch von einem zwölfjährigen Schüler namens Benny und er hat die Webcam im Studio entdeckt, die alle zwei Minuten ein Bild macht, damit unsere Hörer wissen, wie es bei uns aussieht. Benny wollte auch unbedingt auf ein Bild und stand minutenlang unbewegt mit Blick in die Linse vor dieser Kamera, weil er nicht genau wusste, wann ein Bild gemacht wird. Ich habe mich vor Lachen fast gekringelt.