Denkmal Stillstand am Badehaus
Die erhoffte Sanierung des alten Badehauses ist in 17 Jahren kaum vorangeschritten. Mittlerweile verfolgt der Besitzer neue Pläne.
Salzwedel l So manches Kulturdenkmal in Salzwedel ist schwer zu finden, wenn man nicht weiß, wo man zu suchen hat. Das alte Badehaus ist über einen unscheinbaren Pfad zwischen zwei Häusern in der Goethestraße erreichbar, oder über eine Wanderung entlang der Stadtmauer. Wer dort zufällig vorbeikommt, erkennt nicht unbedingt die Bedeutung des Gebäudes als Denkmal, dank seines Zustands – und das, obwohl schon 2003 geplant wurde, ihm seinen alten Glanz zurückzugeben.
Das hat nicht funktioniert, wie die äußere Verfassung zeigt: Fenster sind eingeworfen oder zugebrettert, das Holz verblasst. Farbliche Abwechslung gibt es durch Graffiti-Schmierereien an Wänden und Säulen. In der Nähe gelagertes Holz wurde schon morsch, bevor es jemand verbauen konnte. Weit entfernt von dem Wahrzeichen, das mal hier stand.
Bauarbeiten gab es in der Zwischenzeit trotzdem, wenn auch nur im Inneren: Das Gebäude gehört seit 2003 Friedrich Wilhelm Schubring, einem Architekten aus Lüchow. Er habe das Badehaus beim Spazierengehen zufällig gesehen und sich sofort verliebt, wie er 2004 in einem Volksstimme-Artikel erzählte.
Daraufhin machte er es sich zur Aufgabe, das Badehaus zu sanieren. Seine alte Funktion hätte es zwar nicht wieder aufgenommen. Dafür sollten zwei Wohneinheiten reinkommen, wie er kürzlich im Gespräch mit der Volksstimme angab. Eine davon hätte er selbst bewohnt.
Die spontane Liebe im Vorbeigehen kostete ihn die nächsten Jahre über viel Zeit und Geld – mehr, als er erwartet hatte. Die Summe, die eine Architektin zu Beginn des Projektes an Kosten schätzte, wurde schon lange übertreten. Sowohl Schubrings eigenes Vermögen als auch Fördermittel, etwa vom Landesverwaltungsamt, flossen rein, ohne das Projekt seinem Ziel wirklich näherzubringen.
2008 – fünf Jahre nach dem Kauf – sollte das Gebäude wieder aus seinem "Dornröschenschlaf" geholt werden, wie ein Blick ins Zeitungs-Archiv zeigt. Die Entkernung erfolgte bereits, für weitere Schritte wollte Schubring erst eine Zusicherung städtischer Fördermittel. Bei einer Anfrage dazu verwies die Pressestelle von Salzwedel auf Schubring, dieser war nach dem ersten Telefonat mit der Volksstimme allerdings nicht mehr für Nachfragen erreichbar.
Nach Informationen von Birgit Eurich, Pressesprecherin des Altmarkkreises Salzwedel, hatte das Bauordnungsamt zum letzten Mal 2017 Kontakt zu Schubring. In einem Artikel von 2018 berichtete die Pressestelle außerdem von Versuchen, Vor-Ort-Termine mit ihm zu vereinbaren, die unbeantwortet blieben.
Dennoch schaut Schubring gelegentlich auf seinem Grundstück vorbei und übernimmt kleinere Arbeiten – zu einem Zweck: Er habe seit einer Weile „immer nur so viel gemacht, dass die Baugenehmigung nicht erlischt“. Zu den jüngeren Maßnahmen gehörte zum Beispiel ein Brett vor der Eingangstür, das er Anfang April anbrachte, nachdem jemand sie eingetreten hatte.
Es ist das unsicherste Kapitel in der fast 200-jährigen Geschichte des alten Badehauses. 1827 von Dr. Dietrich Christoph Seebode eröffnet, diente es bis mindestens Mitte des Jahrhunderts unter anderem der Behandlung von Rheuma-Erkrankungen. 1939 erwarb die Stadt Salzwedel das Gebäude, das in den nächsten 50 Jahren gelegentlich von Tischlern genutzt wurde. Seit einer bautechnischen Absicherung 1997 stand das Badehaus durchgehend leer – abgesehen von Besuchen durch Schubring und manche Vandalen.
Sollte die Sanierung doch noch abgeschlossen werden, dann vermutlich nicht durch den aktuellen Besitzer. Schubring überlegt sich bereits neue Pläne für das Badehaus, und sieht aktuell drei Optionen an: Eine neue Stiftung für das Haus gründen, es an eine bestehende Denkmalschutzstiftung geben oder an eine Privatperson veräußern, die sich selbst an der Sanierung versuchen kann.